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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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ratlosen Gesichter von Piloten wie Huple und Dobbs richten und ihnen befehlen, auf der Stelle behutsam zur Landung anzusetzen, so wie er es einmal mit Kid Sampson gemacht hatte; genau das war es, was er sich auf dem schrecklichen ersten Flug nach Avignon wünschte, nachdem er begriffen hatte, in welch grauenhafter Lage er sich befand — nämlich mit Dobbs und Huple in einer Formation, die von Havermeyer und Appleby geführt wurde. Dobbs und Huple? Huple und Dobbs? Wer war das? Was für ein haarsträubender Unfug, dreitausend Meter hoch auf dünnem Blech durch die Luft zu fliegen, vor dem Tod nur geschützt durch die unzulängliche Geschicklichkeit und Intelligenz zweier geistloser Fremder: eines bartlosen Knaben namens Huple und eines nervösen Irren namens Dobbs, der wirklich noch im Flugzeug überschnappte und über dem Ziel Amok lief, ohne allerdings den Sitz des Kopiloten zu verlassen, indem er Huple den Steuerknüppel aus der Hand riß und zu jenem entsetzenerregenden Sturzflug ansetzte, bei dem Yossarián die Kopfhörer wegflogen und die Maschine wieder ins dickste Flakfeuer geriet, dem sie fast schon entronnen war. Das nächste, was er bemerkte, war, daß ein anderer Fremder, ein Funker und Bordschütze namens Snowden, im Heck starb. Man konnte nicht mit Sicherheit behaupten, daß Dobbs ihn umgebracht hatte, denn als Yossarián endlich wieder die Bordverständigung einschaltete, hörte er, wie Dobbs inständig bat, jemand möge nach vorne kriechen, um dem Bombenschützen zu helfen. Und fast sogleich vernahm man die winselnde Stimme Snowdens: »Helft mir, helft mir, mir ist kalt, mir ist kalt.« Und Yossarián kroch aus der Kanzel über den Bombenschacht weg und hinunter ins Heck des Flugzeuges — an dem Verbandkasten vorbei, zu dem er dann zurückkriechen mußte — um Snowdens verkehrte Wunde zu behandeln; das klaffende, rohe, melonenförmige Loch im Oberschenkel, so groß wie ein Rugbyball, in dem die unbeschädigten, durchbluteten Muskeln gespenstisch zuckten, als führten sie dort ein eigenes Leben; diese ovale, nackte Wunde, die fast einen Fuß lang war und bei deren Anblick Yossarián sich vor Angst und Mitleid beinahe erbrechen mußte. Und neben Snowden lag der kleine, zierliche Heckschütze in tiefer Ohnmacht, das Gesicht weiß wie ein Taschentuch, und Yossarián, von Ekel gepackt, half zuerst ihm.
    Jawohl, auf die Länge gesehen, war er bei McWatt am besten aufgehoben, aber auch bei McWatt war er nicht sicher, denn McWatt liebte das Fliegen zu sehr, und als sie mit dem neuen Bombenschützen geübt hatten, der zu der vollständigen Besatzung gehörte, die Colonel Cathcart für den einen in Verlust geratenen Orr angefordert hatte, flog McWatt mit Yossarián in der Kanzel tollkühn im Tiefflug nach Hause. Das Übungsgelände für die Bomber befand sich am anderen Ende von Pianosa, und auf dem Rückflug schob McWatt den Bauch der langsam fliegenden Maschine gemächlich über die Kuppen der Berge, dann aber, statt die Höhe beizubehalten, ließ er die Kiste seitlich abrutschen und sie mit Vollgas der abfallenden Linie des Hanges folgen. Er wackelte mit den Tragflächen und hüpfte mit stöhnenden, aufheulenden Motoren über jede Bodenwelle wie eine betrunkene Möwe über schäumende Brecher. Yossarián war versteinert. Der neue Bombenschütze saß sittsam und behext grinsend neben ihm und stieß von Zeit zu Zeit einen Pfiff aus. Yossarián hätte gerne mit einer Hand sein blödes Gesicht zu Brei gedrückt, während er vor Maulwurfshügeln, Baumstämmen und Ästen zurückzuckte, die drohend vor ihm aufragten, ehe sie verschwommen unter ihm dahinhuschten. Niemand besaß das Recht, auf solche Weise mit Yossariáns Leben zu spielen.
    »Hoch, hoch, hoch!« schrie er McWatt zu und haßte ihn von ganzem Herzen. McWatt jedoch sang aus voller Brust über die Bordverständigung und konnte ihn vermutlich nicht hören.
    Yossarián kroch rot vor Zorn und fast weinend vor Wut durch den Tunnel, kämpfte sich mühsam gegen die Schwerkraft und das Trägheitsmoment bis in die Mitte der Maschine zurück, zog sich aufs Flugdeck hinauf und stellte sich zitternd hinter McWatt, der auf dem Sessel des Piloten saß. Yossarián sah sich verzweifelt nach einer Pistole um, einer schwarzen Selbstladepistole vom Kaliber 11 mm, die er McWatt hätte ins Genick drücken können.
    Doch es war keine Pistole da. Es war auch kein Messer da, überhaupt keine Waffe, mit der man schlagen oder stechen konnte, und so packte Yossarián McWatt am

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