Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
Vom Netzwerk:
Kragen und brüllte ihm zu, die Maschine steigen zu lassen. Der Boden schwamm immer noch unter ihm und flitzte gelegentlich rechts oder links in Kopfhöhe vorüber. McWatt sah sich um und lachte Yossarián fröhlich an, in dem Glauben, Yossarián teile sein Vergnügen. Yossarián umfaßte McWatts bloße Kehle mit beiden Händen und drückte zu. McWatt erstarrte.
    »Hoch mit der Kiste«, sagte Yossarián unmißverständlich mit leiser, drohender Stimme durch die Zähne. »Hoch, oder ich bringe dich um.«
    Mit größter Behutsamkeit ließ McWatt die Maschine langsam steigen. Yossariáns Griff um McWatts Kehle lockerte sich, er nahm die Hände von McWatts Schultern und ließ sie schlaff baumeln. Er war nicht mehr wütend, er schämte sich. Als McWatt sich umdrehte, bedauerte er sehr, daß dies seine Hände waren, und hätte sie nur zu gerne irgendwo versteckt. Sie fühlten sich leblos an. , McWatt sah ihn forschend an, und sein Blick ermangelte jeder Freundlichkeit. »Junge«, bemerkte er kalt, »dich hat es aber böse erwischt. Sie sollten dich nach Hause schicken.«
    »Das tun sie eben nicht«, erwiderte Yossarián mit abgewandten Augen und zog sich zurück.
    Yossarián setzte sich auf den Fußboden und ließ reumütig und schuldbewußt den Kopf hängen. Er war am ganzen Leibe mit Schweiß bedeckt.
    McWatt nahm nun Kurs auf den Flugplatz. Yossarián fragte sich, ob McWatt bei Piltchard und Wren darum ersuchen würde, Yossarián niemals wieder seiner Maschine zuzuteilen, geradeso wie Yossarián sich hingeschlichen hatte, um mit ihnen über Dobbs und Huple und Orr und, allerdings ohne Erfolg, über Aarfy zu sprechen. Nie zuvor hatte er McWatt ärgerlich gesehen, er kannte ihn gar nicht anders als übermütig, und er fragte sich, ob er soeben wieder einen Freund verloren habe.
    Doch als McWatt aus dem Flugzeug kletterte, blinzelte er ihm beruhigend zu, und auf der Rückfahrt im Jeep schwätzte er freundlich mit dem leichtgläubigen neuen Piloten und mit dem Bombenschützen, wenn er auch an Yossarián nicht eher das Wort richtete, bis alle vier ihre Fallschirme abgegeben und sich dann getrennt hatten und er und Yossarián miteinander zu ihren Zelten zurückgingen. Da erst verzog sich McWatts sparsam mit Sommersprossen bedecktes schottisch-irisches Gesicht plötzlich zu einem Lächeln, und er knuffte Yossarián übermütig in die Rippen und tat dabei, als versetzte er ihm einen mächtigen Boxhieb.
    »Du Laus«, lachte er. »Wolltest du mich da oben wirklich umbringen?«
    Yossarián grinste reumütig und schüttelte den Kopf. »Nein, wohl nicht.«
    »Mir war gar nicht klar, daß es dich so übel erwischt hat. Warum redest du nicht mal mit jemandem darüber?«
    »Ich rede ja mit jedem darüber. Was ist denn los mit dir? Hast du Dreck in den Ohren, daß du mich nicht hörst?«
    »Ich habe wohl nie so recht daran geglaubt.«
    »Hast du denn niemals Angst?«
    »Ich müßte wohl welche haben.«
    »Nicht einmal, wenn du im Einsatz fliegst?«
    »Ich bin wohl zu blöde, um Angst zu haben«, meinte McWatt schuldbewußt.
    »Es gibt schon so viele Möglichkeiten, zu Tode zu kommen«, klagte Yossarián. »Und ausgerechnet du mußt dir noch eine neue ausdenken.«
    McWatt lächelte wieder. »Es macht dir also wirklich angst, wenn ich zum Sturzflug auf dein Zelt ansetze?«
    »Ich habe dir doch oft genug gesagt, daß ich mich dabei zu Tode fürchte.«
    »Ich habe immer gedacht, du beklagst dich nur wegen des Lärms.«
    McWatt zuckte ergeben die Achseln. »Na, was soll schon sein.
    Dann muß ich eben aufhören damit.«
    McWatt war jedoch unverbesserlich, und wenn er auch niemals mehr Yossariáns Zelt anflog, so ließ er sich doch keine Gelegenheit entgehen, wie ein rasender, niedrig daherjagender Blitz im Tiefflug über den Strand und das Badefloß und über die versteckte Bucht zu brausen, wo Yossarián Schwester Duckett abtätschelte oder mit Nately, Dunbar und Hungry Joe Karten spielte. Yossarián und Schwester Duckett trafen sich fast immer an ihren dienstfreien Nachmittagen und gingen zu der Bucht auf der anderen Seite des niedrigen Dünenstreifens, der sie von dem Badeplatz trennte, wo Offiziere und Mannschaften nackt badeten. Auch Nately, Dunbar und Hungry Joe pflegten dort zu erscheinen. McWatt kam gelegentlich, und Aarfy kam oft, allerdings immer in voller Uniform. Er legte keine anderen Kleidungsstücke ab als Schuhe und Mütze und ging niemals ins Wasser. Die anderen Männer trugen Badehosen mit Rücksicht auf Schwester Duckett

Weitere Kostenlose Bücher