CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Ich muss da hin.« Er hatte das Gefühl, unter der Last der Lügen zusammenzubrechen. »Da ist gerade alles Mögliche im Gange. Glaub mir, ich würde es nicht machen, wenn es nicht so wichtig wäre …«
»Wichtiger als wir beide, wie’s scheint.«
»Nein, aber …« Dan hielt sie zurück, als sie sich abwenden wollte, und ließ seine Hände ein paar Sekunden auf ihren Armen ruhen. »Lass uns morgen irgendwo hingehen.«
Hayley zog eine Augenbraue hoch. »Auf die Hochzeitsmesse?«
»Oh, Mist. Die hatte ich total vergessen.«
»Das war ein Witz. Wozu soll das noch gut sein?«
Darauf konnte er nichts erwidern. »Wie wär’s mit Saltdean? Ein Spaziergang am Strand?«
Sie überlegte einen Moment. »Wenn du meinst.«
Robbie stopfte das Handy in die Hosentasche und stürzte aus dem Haus. Als er über den Rasen sprintete, wäre er fast auf dem nassen Gras ausgerutscht. Es schüttete jetzt in Strömen. Am Schuppen angelangt, schlüpfte er durch die Tür und zog sie hinter sich zu, musste aber feststellen, dass es so zu dunkel war. Also ließ er die offene Tür einfach im Wind hin- und herschwingen, ohne auf den hereinwehenden Regen zu achten.
Der Fleck am Boden fesselte seine ganze Aufmerksamkeit. Das Muster war genau so, wie er es in Erinnerung hatte, und es war ihm vollkommen klar, wie es zustande gekommen war.
Robbie war nie besonders gerne zur Schule gegangen; vor allem das Lernen hatte ihm nicht gelegen, und die spezielle Abneigung gegen Mathe war ihm bis heute geblieben. Aber das hier war wirklich kinderleicht. Elementare Geometrie.
Er ging hinüber zu dem Bücherregal, wischte sich die Spinnweben von den Kleidern und spuckte aus, als ein langer Faden von der Decke herabwehte und an seinem Gesicht kleben blieb. Zum Glück war er nicht zimperlich.
Das Bücherregal war aus Walnuss – gutes, solides Holz, und er musste sich schwer ins Zeug legen, um es von der Wand wegzurücken. Um es richtig anzuheben, brauchte es mindestens zwei Personen. Aber ein Mensch allein konnte sich nur behelfen, indem er abwechselnd am einen und dann am anderen Ende zog, und dabei hinterließen die Füße Kratzer auf dem Holzboden.
Als er das Regal von der Wand wegrückte, konnte er sehen, dass es sich genau auf den Schrammen in den Bodendielen bewegte. Er beugte sich vor und spähte hinter das Regal, wobei er sich wieder wünschte, das Licht wäre besser. Der Boden dahinter sah irgendwie anders aus. Robbie musste sich hinknien, um zu erkennen, woran es lag.
Ein paar der Dielen waren zersägt und wieder zusammengeklebt worden, sodass sie eine Klappe bildeten. Zwei kleine Ösenschrauben dienten als Griffe.
Robbie schob und zog das Bücherregal noch ein paar Handbreit weiter, bis es die Luke nicht mehr verdeckte. Danach war er ganz außer Atem. Sein Anzug war verdreckt, und der Regen driftete durch die offene Tür herein. Doch das war ihm alles egal.
Er kniete sich wieder hin und hob die Klappe an, unter der ein schmaler Hohlraum zum Vorschein kam. Er war gut einen halben Meter tief, ausgelegt mit einer feuchtigkeitsbeständigen Folie, und er enthielt zwei feuerfeste, wasserdichte Dokumentenboxen, beide groß genug, um einen Stapel Papiere im Format A4 aufzunehmen.
Robbie wurde von fieberhafter Aufregung erfasst. Es war ein Gefühl wie ein Kokain-High, wie nach der ersten fetten Linie des Abends, die er sich nach ein paar Drinks reinzog – einem Bier und einem Wodka zum Beispiel –, wenn er es sich in einem schicken Club gemütlich gemacht hatte, wo so richtig die Post abging und wo er schon das eine oder andere scharfe Weib ins Auge gefasst hatte, das ihm diesen speziellen Schlafzimmerblick zuwarf, unbemerkt von ihrem Freund, der direkt daneben saß: Nimm mich, Baby, ich gehöre dir …
Er hatte keine Ahnung, was diese Boxen enthielten, aber sie waren extrem gut versteckt gewesen. Im Moment war das alles, was ihn interessierte.
Hätte Robbie in einem Wort zusammenfassen sollen, was es für ihn bedeutete, er hätte gesagt: Jackpot!
63
Cate hatte damit gerechnet, dass sie den Nachmittag damit zubringen würde, einem verbalen Sperrfeuer auszuweichen, und in dieser Hinsicht wurde sie nicht enttäuscht. Ihre Mutter kam ohne Umschweife zur Sache.
»Wann hast du Robbie zuletzt gesehen?«, nuschelte sie mit einer unangezündeten Zigarette im Mundwinkel.
»Vor ein paar Tagen. Oh, Mum – musst du unbedingt rauchen?«
»Nur die eine. Hat er gesagt, was er im Schilde führt?«
»Nicht direkt. Mit der Zigarette kannst du nicht
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