CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Shoreham High Street entlang und schoss dann im letzten Moment über die Fußgängerampel, ehe sie auf Rot schaltete. Seinen Verfolger – falls er überhaupt existierte – hatte er damit abgehängt.
Auf verschlungenen Wegen fuhr er weiter nach Southwick und durch Portslade, während er von neuen Fahrrädern und anderen Vergnügungen träumte; und als er den Citroën schließlich auf dem Parkplatz des Wickes-Baumarkts in Hove abstellte, hatte er sich mehr oder weniger erfolgreich eingeredet, dass er nichts zu befürchten habe.
Wenn man an einem verregneten Samstagnachmittag in einem Laden arbeitete, konnte man schon manchmal das Gefühl bekommen, dass Zeit stehen geblieben war. Der heftige Regen hatte die meisten Kunden aus Denhams Elektrogeschäft vertrieben, und die letzten ein, zwei Stunden waren eine einzige langgezogene Folter für Dan, der ständig daran denken musste, welche Lösung Robbie für die Unterbringung seines beschädigten Autos vorgeschlagen hatte. Ausgerechnet auf dem Grundstück des Mannes, der mit ebendiesem Auto überfahren und getötet worden war.
Es war Wahnsinn. Das brachte er nicht fertig.
Und selbst wenn er könnte – er sollte es nicht tun.
Aber wenn er es nicht täte, was sollte er dann tun?
Weiter gediehen seine Überlegungen nicht. Er drehte sich nur fruchtlos im Kreis.
Dann rief Cate an. Dan war im Büro, wo er vorgeblich die Stundenzettel der Belegschaft durchsah, sich aber in Wahrheit vor Hayley versteckte. Sie schlich im Verkaufsraum herum wie eine verwundete Wölfin, die jeden zu zerfleischen drohte, der ihr Trost antrug.
»Hast du gewusst, dass Hank O’Briens Bauernhof wieder auf dem Mietmarkt ist? Und Robbie hat den Auftrag übernommen.«
Ein schwieriger Moment – bis Dan den Entschluss fasste, dass er Cate nicht mehr anlügen würde. Jedenfalls nicht in diesem Punkt.
»Hm, er hat es erwähnt.«
»Was zum Teufel ist in ihn gefahren?«
»Angeblich ist die Schwester auf ihn zugekommen. Er argumentiert, dass es seltsam ausgesehen hätte, wenn er sie abgewiesen hätte.«
»Und was wird er tun, wenn sie von diesem schmutzigen kleinen Deal erfährt?«
»Das Übliche, nehme ich an. Sie mit seinem Charme um den Finger wickeln.«
»Meine Mutter wollte mich vorhin ausquetschen. Ich habe sie abgelenkt, aber irgendwann wird sie es erfahren. Und dann …« Cate seufzte und brach ab. Dan wusste, dass es die geringste ihrer Sorgen war, doch er versuchte sie zu beruhigen.
»Ich sehe mal, ob ich ihn dazu überreden kann, reinen Tisch zu machen.«
»Robbie dazu bringen, etwas zu gestehen?« Sie lachte. »Ich bewundere deinen Optimismus.«
Sie plauderten noch eine Weile über belanglose Dinge und legten dann auf. Dan starrte sein Handy an und ging noch einmal alles durch, was er gesagt und nicht gesagt hatte. Da hörte er Schritte an der Tür. Es war Hayley.
»Wer war das?« Ihre Augen verengten sich, als er mit der Antwort zögerte. »War es Cate?«
»Ja. Wir haben über Robbie gesprochen.«
»Und triffst du dich heute Abend mit ihm?«
»Ja. Das habe ich dir doch gesagt.«
Er wollte sie gerade fragen, was los sei, doch sie wandte sich abrupt ab. Er hörte sie murmeln: »Du musst mich wohl für beschränkt halten.«
Dan hätte ihr nachgehen können, hätte versuchen können, alles zu erklären, doch es wäre immer zu wenig, solange er nicht die ganze Wahrheit sagte. Und das konnte er nun einmal nicht.
Und so drehte er sich weiter im Kreis.
Cate räkelte sich gerade in der Badewanne, als ihr Telefon klingelte. Sie sah Guy Thomsetts Nummer und wusste sofort, dass er anrief, um abzusagen. Aber statt der erwarteten Erleichterung empfand sie nur Enttäuschung, verschärft durch das Wissen, dass ihre Mutter morgen einen lückenlosen Bericht verlangen würde.
»Cate? Es tut mir wirklich leid, aber wir müssen unser Treffen verschieben.«
»Oh, das ist schon okay.« Die schrille Munterkeit in ihrer Stimme war ihr augenblicklich peinlich.
»Die Arbeit hat mir leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Heute Nachmittag hat es eine tödliche Messerattacke gegeben, deshalb heißt es bei uns ›Alle Mann an Deck‹. Zumal, da es Samstagabend ist und wir in der West Street das übliche Chaos erwarten. Die Kollegen brauchen jede mögliche Unterstützung.«
»Das ist schon in Ordnung. Ich kann mir gut vorstellen, wie das ist.« Sie analysierte seine Stimme, um herauszufinden, ob das Ganze vielleicht nur eine sorgfältig konstruierte Ausrede war. Vielleicht war er inzwischen
Weitere Kostenlose Bücher