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CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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sich »The Changeling« nannte, ein Schwindler und Betrüger, dessen einziges Ziel es war, Verwirrung und Chaos zu stiften. Das gefiel Stemper.
    Der Changeling war eine Figur in einem Spiel namens Warhammer 40 000 . Stemper hatte nur sehr vage Vorstellungen davon, wie das Spiel selbst ablief, obwohl er sich, um den Schein zu wahren, Jacobs umständliche und wirre Erklärungen aufmerksam anhörte.
    Was Stemper lockte, war die Herausforderung. Ihn hatten immer schon Aufgaben fasziniert, die einen extrem hohen Grad an Selbstbeherrschung erforderten. Die Konzentration und die Geschicklichkeit, die von einem Modellmaler verlangt wurden, waren seiner Ansicht nach vergleichbar mit den Anforderungen an einen Uhrmacher, einen Neurochirurgen oder einen Experten für Bombenräumung.
    Ja, oder auch einen Bombenbauer.
    Als das Telefon summte, richtete er sich auf dem Stuhl auf und genoss das Kribbeln, als sich seine Rückenmuskeln entspannten. Er streckte die Finger der rechten Hand, ballte sie zur Faust, streckte sie wieder und griff nach seinem Handy.
    Die Anruferin wollte gerade ihren Namen nennen, doch es war nicht nötig. »Patricia«, sagte er. »Wie schön, von Ihnen zu hören.«
    »Danke. Ich nehme an, Sie können frei reden?«
    »Natürlich. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich glaube, wir haben ein Problem. Eine Sache, die ziemlich viel – äh, Fingerspitzengefühl verlangt.«
    Stemper lächelte. Er besaß Fingerspitzengefühl; der wunderschön bemalte Changeling war der beste Beweis dafür. Und er konnte genauso für Verwirrung und Chaos sorgen.
    Sie brauchte keine zwei Minuten, um ihm den Grund ihres Anrufs auseinanderzusetzen. Er betrachtete die Fähigkeit, sich kurz zu fassen, als eine grundsätzlich männliche Eigenschaft, doch Patricia verstand es, ohne Umschweife auf den Punkt zu kommen. Er hätte ihr gerne ein Kompliment gemacht, wenn sie das Telefon nicht auf Lautsprecher gestellt hätte.
    Gordon Blake hatte noch kein Wort gesagt, aber Stemper konnte ihn atmen hören: ein leises nasales Schnurren, das Stemper kirre machen würde, wenn er ihm zu viel Aufmerksamkeit schenkte.
    »Faszinierend«, sagte er, als Patricia ihre Schilderung beendet hatte. »Wie Sie schon angedeutet haben, hängt viel davon ab, ob es Absicht war oder ein Unfall.«
    »Was sagt Ihr Bauchgefühl?«
    Stemper griff nach der Schachtel mit den Space Marines und drehte sie müßig in der Hand, während er über seine Antwort nachdachte.
    »Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass der Zwischenfall von gestern Abend in keinerlei Zusammenhang mit Ihren eigenen Plänen steht.«
    Patricia schnaubte. »Ich weiß nicht, ob das besser oder schlechter ist.«
    »Doch gewiss besser? Und vergessen Sie nicht, das ist nur eine erste Einschätzung. Rein instinktiv.«
    »Natürlich.«
    »Ich würde außerdem sagen, dass Ihr Bursche der Aufgabe wahrscheinlich gewachsen ist, so wie die Dinge stehen.«
    »Meinen Sie?« Sie klang enttäuscht, offenbar hielt sie nicht viel von Jerry Conlon. Sie wollte Stemper.
    »Ich stelle meine Dienste gerne zur Verfügung, wenn es erforderlich ist. Im Augenblick gibt es nur eines, was Sie bedenken sollten.«
    »Sprechen Sie weiter.«
    Stemper leerte die Schachtel mit den Space Marines aus: das nächste Projekt auf seiner Liste. Jacob half gerne mit, soweit er dazu in der Lage war, also würde Stemper die Plastikteile mit einem extrem scharfen Teppichmesser vom Spritzbaum abschneiden und die Modelle zusammenkleben. Dann könnte Jacob unter seiner Aufsicht die Grundierung aufsprühen.
    »Versetzen Sie sich in die Lage des Schuldigen. Nach so einem Ereignis folgt unweigerlich eine Phase des Leugnens, der Zweifel, vor allem, wenn es keine Absicht war. Er oder sie wird heute Morgen aufgewacht sein und sich gefragt haben: Ist das wirklich passiert? «
    »Ja«, murmelte Patricia. »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Im Lauf des Tages wird dieses Gefühl von Unwirklichkeit sich noch verstärken, begleitet von einem unwiderstehlichen Drang, sich Gewissheit zu verschaffen.«
    »Der Täter, der an den Ort des Verbrechens zurückkehrt?«
    »Es ist ein Klischee, gerade weil es in der Realität so oft vorkommt.«
    »Aber es ist gestern Abend passiert. Wir kommen wahrscheinlich zu spät.«
    »Nicht unbedingt. Sie sagten, die Polizei ist schon vor Ort?«
    »Ja.«
    »Jedenfalls war es so, als Je– … als unser Freund dort war«, fügte Gordon im Tonfall atemloser Erregung hinzu. Stemper konnte ihn vor sich sehen, wie er mit den Händen

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