Cato 04 - Die Brüder des Adlers
Klinge seinen Schild durchschlug, seinen Arm abtrennte und tief in seine Eingeweide eindrang. Noch mehrere Atrebates wurden von dem kleinen Haufen gepanzerter durotrigischer Krieger niedergestreckt, doch der Ausgang stand von vornherein fest. Einer nach dem anderen gingen die Durotriges zu Boden. Schließlich war nur noch ihr Anführer übrig, blutüberströmt und erschöpft.
Cato schob sich vor, baute sich vor dem Krieger mit den blonden Zöpfen auf, hob den Schild und machte das Schwert zum entscheidenden Stoß bereit. Sein Gegner maß den hageren Römer mit hasserfülltem Blick und fletschte verächtlich die Zähne. Genau wie von Cato vorhergesehen, holte er mit dem Langschwert aus, um den römischen Feind in Stücke zu hauen. Der Zenturio warf sich nach unten und krachte gegen die Beine des Mannes. Der stürzte kopfüber hin und fiel Bedriacus vor die Füße. Ein wildes Triumphgeheul ausstoßend rammte der Jäger dem Feind das Kurzschwert mit einem dumpfen Knirschen in den Schädel. Ein Beben durchlief den am Boden Hingestreckten, dann lag er still da.
Während Cato erschöpft aufstand, säbelte Bedriacus am mächtigen Hals des Anführers herum, der sich nicht ganz so leicht durchtrennen ließ. Cato blickte sich unterdessen nach der Furt um, die beinahe eine halbe Meile entfernt lag. Er war so müde, dass jeder Atemzug schmerzte, und ein Schwindelgefühl überkam ihn. Als er wieder aufblickte, versuchte Bedriacus gerade, den Kopf mit den Zöpfen an der Querstrebe der Standarte festzubinden.
»Nein!«, schrie Cato wütend. »Nicht an meiner Standarte, verdammt noch mal!«
12
Die Siegesnachricht verbreitete sich rasch in den matschigen Gassen Callevas, sobald der von Macro geschickte Bote Verica die Nachricht aufgeregt überbracht hatte. Als die beiden Kohorten sich dem Haupttor näherten, erblickten sie eine große Menschenmenge, die sich davor versammelt hatte. Beim Anblick der Kohorten brach die Menge in lauten Jubel aus. Endlich hatten die Durotriges, die in den letzten Monaten so viel Elend und Kummer verursacht hatten, eine Schlappe einstecken müssen. In Wirklichkeit handelte es sich ja nur um ein kleines Scharmützel, doch ein verzweifeltes Volk neigt dazu, auch den kleinsten Sieg zu feiern. Und so jubelten die Leute, als die Kolonne sich Calleva näherte. Ein kurzes Stück hinter den beiden Kohorten rumpelten die Wagen des Nachschubkonvois, den die Durotriges hatten abfangen wollen. Der Wagenzug hatte sich am Morgen nach dem Kampf mit den Kohorten vereinigt.
An der Spitze der Keilerkohorte marschierte Macro stolz auf das Tor zu. Er hatte seine Zweifel am Format dieser Eingeborenen gehegt, doch ihre Leistungen waren durchaus respektabel. Die meisten waren vor wenigen Wochen noch Bauern gewesen und hatten nie etwas Gefährlicheres geschwungen als eine Hacke. Jetzt aber hatten sie ihre Feuertaufe hinter sich und würden ihm vielleicht irgendwann sogar Hochachtung abnötigen. Das durotrigische Überfallkommando war praktisch ausradiert worden. Nur eine Hand voll Feinde hatten sich retten können, indem sie bei Einbruch der Nacht flussabwärts davonschwammen. Nachdem es den römischen Offizieren gelungen war, die Männer unter Kontrolle zu bringen und das Gerangel um Kopftrophäen zu unterbinden, waren noch fünfzig Gefangene verblieben. Besonders gnadenlos waren die Atrebates mit der Hand voll ehemaliger Krieger ihres eigenen Stammes verfahren, die sie unter den Feinden entdeckt hatten. Von diesen war kaum einer verschont worden.
Für die atrebatischen Abtrünnigen war das, was sie als Vericas feiges Bündnis mit Rom betrachteten, einfach nicht zu verwinden. Daher hatten sie ihren Stamm im Stich gelassen und sich zu Caratacus’ rasch anschwellenden Truppen geflüchtet. Diese fanden begeisterten Zulauf bei den Kriegern, die der vergangenen Glorie des keltischen Volkes noch immer die Treue hielten. Die Gefangenen waren mit den Hälsen an einem langen Seil festgebunden, und stolperten mit auf den Rücken gefesselten Armen in zwei Reihen zwischen den Kohorten vorwärts. Macro hoffte zwar, sie an die in Calleva wartenden Sklavenhändler verkaufen zu können, war aber realistisch genug, um zu wissen, dass die Atrebates sich mit ziemlicher Sicherheit ein blutiges Vergnügen daraus machen würden, sich gründlich an den Gefangenen zu rächen. Was für eine Verschwendung, dachte Macro mit einem Seufzer, wo doch unversehrte, arbeitsfähige Sklaven auf den gallischen Märkten Spitzenpreise erzielten. Vielleicht
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