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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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ließ sich Verica ja überreden, dem Mob nur die Schwachen und Verletzten vorzuwerfen und die Gesunden für ein gewinnbringenderes Schicksal aufzusparen.
    Macro wandte sich wieder Tincommius zu. Der junge Edelmann hielt die schimmernde Keilerstandarte mit feierlichem Blick so hoch er konnte.
    »Ein richtig begeisterter Empfang.« Macro nickte zur Menschenmenge beim Tor hinüber.
    »Dieser Haufen würde alles bejubeln, was …«
    Macro musste über den Zynismus des jungen Mannes lächeln. »Geh und frag Cato, ob er nicht zu uns kommen will. Wir sollten diesen Empfang eigentlich gemeinsam genießen. «
    Tincommius trat aus der Reihe und trabte die Kolonne aus schwankenden roten Schilden entlang nach hinten, wobei er die fröhlichen Frotzeleien der Männer, an denen er vorbeikam, einfach überging. Als er den jüngeren Zenturio an der Spitze der Wolfskohorte erreicht hatte, nickte er Bedriacus einen Gruß zu und fiel neben Cato in Gleichschritt.
    »Zenturio Macro lässt fragen, ob du nicht an seiner Seite durch das Tor einziehen möchtest.«
    »Nein.«
    »Nein?« Tincommius hob fragend die Augenbrauen.
    »Richte ihm meinen Dank aus, aber meiner Meinung nach sieht es besser aus, wenn ich zusammen mit meiner Kohorte einmarschiere.«
    »Er findet, dass du den Beifall nicht weniger verdient hast als er.«
    »Und alle diese Männer.« Cato fand es völlig verständlich, dass Macro diesen Moment des Triumphs genießen wollte. Verständlich, aber politisch unklug. »Richte Zenturio Macro meinen Respekt aus, aber ich werde an der Spitze meiner eigenen Männer nach Calleva einziehen.«
    Tincommius zuckte mit den Schultern. »Jawohl, Herr. Wie du wünschst.«
    Als Tincommius zu seiner Einheit zurückkehrte, schüttelte Cato den Kopf. Es war wichtig, dass Verica und die Atrebates dies als ihren eigenen Sieg betrachteten. Jetzt war nicht die Zeit, um anlässlich eines kleinen Sieges in Triumphgefühlen zu schwelgen, auch wenn die Aussicht, als Held bejubelt zu werden, irgendeinem memmenhaften Anteil in ihm durchaus gefiel.
    Dies war zudem ein leichter Sieg gewesen, weil der Feind sich in Sicherheit gewiegt hatte. Offensichtlich hatten die Plünderer sich schon daran gewöhnt, ungehindert durchs Gebiet der Atrebates zu streifen. Sie wussten inzwischen, dass sie für die Legionen zu schnell waren, während die Atrebates ihnen praktisch keinen Widerstand entgegensetzen konnten, und so verwunderte es nicht, dass die Bande so arglos in die Falle getappt war. Ein erfolgreicher Hinterhalt war das eine, doch wie würden sich seine nur oberflächlich ausgebildeten Männer gegen eine feindliche Front behaupten, die es auf eine echte Schlacht abgesehen hatte? Wie schnell würden die jetzt Begeisterten dann den Mut verlieren? Ihre Prahlereien würden ihnen im Hals stecken bleiben. Eiskalte Furcht würde sich ihrer Phantasie bemächtigen und all das dunkle Entsetzen zum Vorschein bringen, mit dem Männer unmittelbar vor einer Schlacht zu kämpfen hatten.
    Jetzt, da er in den Rang eines Zenturios aufgestiegen war, war Catos ständige Selbstbekrittelung schlimmer denn je. Trotz der ausgelassenen Feierstimmung, die ihn von allen Seiten umbrandete, fühlte Cato eine bittere Melancholie und musste sich zu einem Lächeln zwingen, als er sich umdrehte und Bedriacus’ albernem Grinsen begegnete, der die Wolfsstandarte hoch über dem Kopf hin und her schwenkte.
    Die Kohorte marschierte nun zwischen den aufgeregten Zuschauern hindurch und Vericas Leibwächter hatten alle Mühe zu verhindern, dass ihr König im Gedränge angerempelt wurde. Der Jubel hallte in Catos Ohren, rotbackige Gesichter strahlten ihn an und raue Hände klopften ihm auf die Schultern. Der Versuch, irgendeine Art von Marschordnung aufrechtzuerhalten, scheiterte endgültig, und die Männer der beiden Kohorten vermischten sich mit dem Rest ihres Stammes. Hier und dort hielten stolze Krieger die Köpfe ihrer Feinde hoch, damit Freunde und Verwandte sie bewundern konnten. Sosehr Cato die Männer inzwischen mochte und in gewisser Weise auch bewunderte, überkam ihn bei dieser Zurschaustellung doch eine leichte Übelkeit. Wenn die Insel erst einmal befriedet war, ließen die Atrebates sich vielleicht zu zivilisierteren Sitten bewegen, doch vorläufig musste man die merkwürdigen keltischen Kriegsgebräuche eben hinnehmen.
    In der Menge ertönte plötzlich ein Schrei, der in ein grelles Jammergeheul überging. Eine Frau stand mit vor den Mund geschlagener Hand da und biss sich auf den

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