Cato 11 - Die Garde
.«
»Ja, mag sein .« Claudius nickte heftig. »Wenn das einfache V-v-volk von den Spielen erfährt, wird es vergessen, dass es hungrig ist. Wo wir gerade davon sprechen, es wird Zeit, zum Palast zurückzukehren. Ich möchte speisen. Ich habe Lust auf P-p-pilze .«
Mit einer huldvollen Verneigung vor dem Publikum stieg Claudius vom Podest und humpelte zu seiner Sänfte. Pallas schloss sich ihm an, um seinem Rivalen zuvorzukommen. Narcissus ließ ihn vorbei, und als er an Cato und Macro vorbeikam, tat er so, als ob er über seine Toga stolperte. Er fiel gegen Cato und drückte ihm bei der Gelegenheit etwas in die Hand, mit der dieser den Schild hielt.
»Alles in Ordnung, Herr ?« , fragte Cato, als er Narcisuss auf die Beine half.
»Es geht schon !« , knurrte Narcissus. »Lass mich los, Soldat .« Er schüttelte Catos Hand ab und beeilte sich, zu Pallas aufzuschließen.
»Netter Mann « , meinte Macro.
»Er ist ein Freigelassener « , zischte Fuscius. »Einer wie der sollte Prätorianer nicht so behandeln dürfen. Das ist nicht recht .«
Während der Kaiser in die Sänfte stieg, strebten auch die geladenen Gäste zurück zu ihren Sänften und Pferden, denn sie wollten die Straße nach Rom erreichen, bevor sie verstopft sein würde. Centurio Lurco legte die Hände trichterförmig an den Mund und brüllte: »Sechste Centurie! Hinter der kaiserlichen Sänfte antreten !«
»Ihr habt den Befehl gehört !« , rief Tigellinus. »Bewegt euch !«
Die Prätorianer formierten sich eilig hinter den germanischen Leibwächtern, welche die Sänfte umringten. Cato blieb ein wenig zurück, und als er sich unbeobachtet glaubte, öffnete er die Hand und erblickte ein mehrfach gefaltetes Papyrusblatt. Er faltete es mit dem Daumen auseinander. In säuberlicher Schrift waren einige wenige Worte darauf geschrieben. Er zerknüllte das Blatt, stellte sich neben Macro ans hintere Ende der Kolonne und flüsterte seinem Freund zu: »Narcissus will sich mit uns in der konspirativen Wohnung treffen, sobald wir wieder in Rom sind .«
Der kaiserliche Sekretär blickte besorgt auf, als Septimus Cato und Macro gegen Abend einließ. Die Fensterläden waren geöffnet, und blasse Lichtstrahlen erhellten den Raum. Narcissus lehnte an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt. Er wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte, dann ergriff er das Wort.
»Ihr habt euch Zeit gelassen .«
»Eher ging es nicht « , erwiderte Cato.
»Seid ihr sicher, dass euch niemand gefolgt ist ?« , fragte Narcissus ernst.
Cato nickte. »Tigellinus wurde ins Hauptquartier gerufen, wo er wohl die gültige Parole in Empfang nehmen dürfte. Wir sind aufgebrochen, bevor er wieder zurückkam .«
»Und wenn die Liberatoren noch weitere Männer auf euch angesetzt haben ?«
»Wir sind einmal umgekehrt und haben mehrfach angehalten und gelauscht. Wir sind hier sicher .«
»Sicher ?« Narcissus lachte humorlos. »Im Moment ist niemand sicher. Ihr nicht, ich nicht, und der Kaiser schon gar nicht .«
Macro legte den Kopf schief. »Ich habe den Eindruck, dass vor allem die gefährdet sind, die in der Befehlskette weiter oben stehen .«
Narcissus fixierte ihn. »Wenn du das wirklich glaubst, bist du ein Narr, Centurio Macro. Dein Schicksal ist mit dem meinen verknüpft. Glaubst du wirklich, unsere Feinde würden sich bei einem Sieg damit zufriedengeben, den Kaiser und dessen inneren Kreis zu beseitigen? Denk nur mal daran, was nach Sejanus’ Sturz passiert ist. In den Straßen floss das Blut von allen, die auch nur entfernt mit ihm in Verbindung standen. Also verschone mich mit deiner Genugtuung über das größere Unglück anderer .« Er hielt inne, als käme ihm ein Gedanke. »Es sollte ein Wort für diese Eigenschaft geben, denn es gibt viele Menschen, die Gefallen am Unglück anderer finden .«
Cato räusperte sich. »Du hast uns aus einem bestimmten Grund kommen lassen .«
»Allerdings. Was haltet ihr von der Ankündigung des Kaisers ?«
»Meinst du die Spiele? Oder die Verbesserung der Versorgung mit Getreide ?«
Narcissus lächelte. »Beides .«
»Ich kann mir nicht vorstellen, wie er dieses Schiffsspektakel bewerkstelligen will. Wo sollte er so viele Gladiatoren hernehmen ?«
»Du hast recht. Es wäre übertrieben, sie als Gladiatoren zu bezeichnen. Ein paar werden schon darunter sein. Die Übrigen sind Verbrecher oder Kettensklaven aus den Bergwerken beziehungsweise von den kaiserlichen Besitzungen. Solange die Leute ein Spektakel geboten bekommen,
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