Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

»aufgeblasenen« Kopf fühlten sich die Muskeln straffer an.
    Anatomiebücher nachschlagen, nachlesen, Pathologen fragen, Zahnärzte, hier ein mitleidiges Lächeln, dort ein überraschtes Brauenheben und überall die einhellige Meinung: Schädelknochen sind durch die Suturen, zackenartige, knochige Reißverschlüsse, fest verbunden und können nicht willentlich bewegt werden. »Knochennaht, starre Verbindung zwischen Knochen in Form einer sehr dünnen Schicht faserigen Bindegewebes«, wird die Sutura im »Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke« von Duden beschrieben.
    Mein Schädel ist nicht starr, er entpuppte sich als sehr plastisch. Ich spürte bei den Schädelexpander-Übungen, wie sich die Kopfgelenke zu bewegen begannen, erst die Kiefergelenke, dann das Basisgelenk. Dann nahm ich ein fledermausartiges Gebilde im Kopf wahr, das ich bei der theoretischen Nacharbeit eindeutig als Os sphenoidale, Keilbein, identifizierte. Ich spürte, wie in der perfekten Aufspannung und Entspannung dieses Sphenoidale in Resonanz ging mit dem Kreuzbein und seinen Gelenken. Das Halszäpfchen reagierte auf Bewegungen des Steißbeins und umgekehrt.
    In meiner Begeisterung wollte ich die ganze Umwelt anstecken, wollte alle Menschen sofort und auf der Stelle auf die Reise durch ihren Schädel schicken. Die Reaktionen waren, na ja, gemäßigt. »Ja – du kannst das halt. Aber wie willst du das den Leuten beibringen?«
    So entwickelten sich zwei CANTIENICA ® – Faceforming-Schienen: eine therapeutische für Menschen mit Verspannungskopfschmerzen, Migräne, Tinnitus, und eine kosmetische, die beschrieb, wie die Muskeln am Hinterkopf geweckt und wiederbelebt werden konnten, um die Mimikmuskulatur daran aufzuhängen. Bei der selbsttherapeutischen Methodik zeigte ich den Menschen, wie sie durch Aufspannung den Kopf frei machen konnten. Wie sie durch Mobilisation der Schädelgelenke die Bahnen der Nerven um den Atlas, um das Ohr herum, um die Kiefergelenke bewusst frei machen und frei halten konnten. Schließlich, wie durch gezieltes Training der Schädelmuskulatur der Kopf sozusagen »selbsttragend« wurde und jede Belastung des Kopfs auf den Rumpf entfiel. Die Erfolge waren und sind sensationell: gegen Zähneknirschen, nach Schlaganfällen, gegen Gesichtslähmungen nach Unfällen oder Krankheiten. Sänger und Sängerinnen singen besser, Flötisten flöten besser, es gibt Faceforming-Anhängerinnen, die überzeugt sind, die Arbeit am Kopf und am Gesicht helfe gegen Depressionen.
    Wer sich entfalten wollte, stimulierte gezielt und ultrasanft durch die Haut die Muskelzüge, Muskelnetze und erinnerte die Muskulatur daran, dass sie nicht nach vorne unten hängen musste, sondern wie in jungen Jahren straff nach hinten oben ziehen konnte. Das Buch »Faceforming – Das Anti-Falten-Programm für Ihr Gesicht« 14 erschien erstmals 1998 und wurde ein Bestseller. Und wie jeder Bestseller unendlich oft und unendlich schlecht kopiert.

Garantiert ohne Nebenwirkungen
     
    Ich selber, die Absolventinnen und (leider immer noch wenigen) Absolventen der CANTIENICA ® – Faceforming-Ausbildungen und unsere Klientinnen und Klienten (hier ist das Mann-Frau-Verhältnis deutlich ausgeglichener) machten gute Erfahrungen, erzielten schnell und nachhaltig die gewünschten Erfolge: Straffung der Gesichtshaut, Entfaltung ohne Skalpell, ohne Risiken, mit vielen positiven Nebenwirkungen. Ich realisierte indes auch, dass trotz meiner wohldurchdachten, sprachlich erprobten und sorgfältig ausgefeilten Formulierungen Geschriebenes missverstanden werden kann. Und wie!
    Es kamen Frauen zu mir in die Nachbehandlung, die hatten die Anleitung, die Finger oder Fingerspitzen ultrafein und hauchzart auf die Haut zu setzen, solcherart in »Was wirken soll, muss kräftig sein« uminterpretiert, dass sie sich Löcher in die Gesichtshaut drückten. Oder Hämatome verursachten. Eine Frau berichtete von Blasen am Zahnfleisch. Eine fiel in Ohnmacht, wenn sie den Nackenstern aktivierte – so nenne ich die sternförmig angelegte, dem Zuschnitt des Levator Ani überraschend ähnliche Kopfhochhalt- und Kopfdrehmuskulatur an Nacken und Schädelbasis. Einige massierten und kneteten sich die Falten regelrecht ins Gesicht.
    Wer macht, was ich schreibe, kann sich darauf verlassen, dass es der Gesundheit, Schönheit und dem Wohlbefinden zuträglich ist. Wer nur liest, was er, sie schon zu wissen meint, der, die kann auf die selektive Wahrnehmung hereinfallen. Ich betonte in