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CC-5 streng geheim

CC-5 streng geheim

Titel: CC-5 streng geheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Kurz dar­auf wur­de di­rekt ge­gen­über ei­ne klei­ne Ne­ben­tür ge­öff­net.
    Ich sah zwei weiß­ge­klei­de­te Män­ner, die die Hän­de ei­nes klei­nen Mäd­chens um­faßt hiel­ten.
    Es war viel­leicht elf Jah­re alt. Sei­ne Bei­ne wa­ren stark ver­krüp­pelt, so daß es kaum lau­fen konn­te. Dann glitt mein Blick zu dem Ge­sicht em­por. Ich war fas­zi­niert.
    So aus­drucks­vol­le Au­gen hat­te ich noch nie ge­se­hen. In ih­nen stand ein tie­fes Wis­sen um Din­ge, die wir als nüch­ter­ne Men­schen wohl kaum ver­ste­hen konn­ten. Aber es wa­ren auch la­chen­de Au­gen, die of­fen die kind­li­che See­le wi­der­spie­gel­ten.
    Die Klei­ne schau­te mich an. Ihr ro­ter Mund lä­chel­te. Se­kun­den­lang glaub­te ich, sie hät­te et­was ge­sagt, aber ich schi­en mich ge­täuscht zu ha­ben.
    Nie­mand sprach ein Wort. Die bei­den Män­ner, bei de­nen es sich wahr­schein­lich um Wis­sen­schaft­ler han­del­te, sa­hen mich prü­fend an. Plötz­lich run­zel­te die Klei­ne die Stirn.
    Ihr Blick wur­de trau­rig und drän­gend. Sie sah mich an, als woll­te sie mir un­be­dingt et­was mit­tei­len; aber ich hör­te nichts.
    Dann erstarb der Glanz in ih­ren Au­gen. Hilf­los blick­te sie zu ei­nem der Wis­sen­schaft­ler auf, der ihr lie­be­voll die Wan­ge strei­chel­te.
    »Schon gut, Ki­ny, schon gut. Sagt er nichts? Wirk­lich gar nichts?«
    »Nein Dok­tor. Ich kann gar nichts hö­ren«, ant­wor­te­te sie mit der Ru­he und Selbst­ver­ständ­lich­keit ei­nes Er­wach­se­nen.
    »Und der an­de­re Mann, Ki­ny?«
    »Auch nicht. Sie sind bei­de so, als wä­ren sie tot, ganz tot. Sie sind so lei­se, daß ich nicht ein­mal ein Flüs­tern hö­re. Sie ha­ben auch nicht geant­wor­tet, als ich ih­nen ›Gu­ten Tag‹ sag­te und mich nach ih­rem Be­fin­den er­kun­dig­te. Sie sind tot, al­le bei­de.«
    Ich starr­te sprach­los auf das Kind, das mich for­schend be­trach­te­te.
    »Wie – wie meinst du das, Klei­nes?« frag­te ich fast ge­gen mei­nen Wil­len. Ich fühl­te, daß mei­ne Lip­pen zit­ter­ten. »Warum sagst du, ich wä­re tot? Magst du mich nicht?«
    »Doch, Sir, ich mag Sie. Sie ha­ben gu­te Au­gen, aber Sie sind trotz­dem tot.«
    Ich fühl­te, daß ich bleich wur­de.
    Re­ling, der bis­her schwei­gend auf sei­ne Hän­de ge­se­hen hat­te, un­ter­brach die ein­ge­tre­te­ne Stil­le und er­klär­te:
    »Cap­tain, die­ses Mäd­chen heißt Ki­ny Ed­wards und wur­de am 20. Ju­ni 1992 auf dem Mond ge­bo­ren. Es ist al­so zehn Jah­re alt. Heu­te wis­sen wir, daß Ki­nys El­tern Gen-Schä­di­gun­gen in­fol­ge der kos­mi­schen Strah­lung er­lit­ten. Be­son­ders ihr Va­ter war sehr un­vor­sich­tig. Er ar­bei­te­te als Uran-Pro­spek­tor und hat­te sei­ne Schutz­klei­dung ver­nach­läs­sigt. Das Kind ist ei­ne Mu­ta­ti­on, und zwar ei­ne geis­ti­ge Mu­ta­ti­on. Die An­oma­lie der Bei­ne kön­nen wir kor­ri­gie­ren. Ver­for­mung durch den Se­len-Vi­rus. Ki­ny ist seit zwei Mo­na­ten bei uns. Höchs­te IV-Quo­te!«
    Ich sah ihn fra­gend an.
    Schön, die Klei­ne war geis­tig mu­tiert, aber was hat­te das mit mir zu tun? Wo la­gen die Zu­sam­men­hän­ge?
    Ki­ny sah mich wie­der selt­sam an. Schließ­lich schüt­tel­te sie trau­rig den Kopf.
    »Sie tun mir leid, Sir. Sie sind wirk­lich tot. Sie sind wie mei­ne Mut­ter, als ihr Raum­an­zug ka­putt ging.«
    Ich at­me­te hef­tig. Das Kind mach­te mich ner­vös.
    »In­ter­essant, Cap­tain«, mein­te Re­ling. »Wis­sen Sie, daß Sie und Ihr Kol­le­ge die ers­ten Men­schen sind, de­ren Be­wußt­seins­in­halt die Klei­ne nicht er­fas­sen und auf­neh­men kann? Sie ist ei­ne na­tür­li­che Te­le­pa­thin, für die es nicht schwie­rig ist, in den Denk­pro­zeß ei­nes mensch­li­chen Ge­hirns ein­zu­drin­gen. Wenn sie sagt, Sie wä­ren tot, meint sie, daß Sie te­le­pa­thisch nicht ab­hör­bar sind. Wie ge­fällt Ih­nen das?«
    Han­ni­bal sah mich still an. Ich ahn­te, an wel­ches Er­eig­nis er in die­sem Au­gen­blick dach­te! Er er­in­ner­te sich an die schwe­re Ge­hirn­ope­ra­ti­on, die er vor ei­nem Jahr mit Mü­he und Not über­stan­den hat­te. Ich war in der glei­chen La­ge ge­we­sen. Nur wir wa­ren durch­ge­kom­men, wäh­rend et­wa fünf­zehn

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