CC-5 streng geheim
gewagt hätte, das Hauptquartier zu betreten! Er wäre sofort gestorben.
Von den beiden schweigsamen Kollegen begleitet, passierte ich die Panzertüren und Betonfallen. Ich hatte meine Dienstmaske nicht übergestreift, da ich mein jetziges Gesicht ohnehin nicht behalten sollte.
Meine Kollegen trugen allerdings die hauchdünnen Kopf-Überzüge, die ihnen sowohl ein anderes Gesicht als auch eine andere Haarfarbe gaben.
Strengster Grundsatz der GWA:
»Kein Agent darf einen Mitarbeiter kennen. Ausnahmen nur in Extremfällen. Zuwiderhandlungen führen zum sofortigen Ausschluß aus der GWA, nachdem eine erinnerungslöschende Gehirndusche erfolgt ist.«
Das wußten wir alle, und wir richteten uns danach.
Verständlicherweise konnten wir von über fünftausend Wissenschaftlern und Technikern nicht verlangen, daß sie täglich die unbequemen Tarnungen trugen. Sie konnten sich auch ruhig untereinander kennen, da sie niemals in den aktiven Einsatz kamen.
Sie waren unsere besten Freunde, denn ohne sie wären wir hilflos gewesen. Sie hielten die titanische Maschinerie in Gang und sorgten dafür, daß wir uns »Wissenschaftliche-Abwehr« nennen konnten. Wir waren keine Kriminalisten im Sinne des Wortes, sondern wurden nur auf Fälle angesetzt, die über das Können und die Möglichkeiten eines Kriminalbeamten hinausgingen. Die GWA kostete jährlich achtzehn Milliarden Dollar, doch diesen Betrag brachten wir durch unsere erfolgreichen Einsätze wieder ein.
Unsere Labors und Forschungsanstalten hatten Weltruf. Wir verfügten über die fähigsten Könner der westlichen Welt und hatten ein Spezialistentum entwickelt, wie es sich nicht einmal im gewaltigen Asien fand, das zu einem einheitlichen Machtblock zusammengewachsen war.
Nachdem ich die letzte Panzerpforte passiert und mich von meinen Begleitern verabschiedet hatte, betrat ich das Vorzimmer des Alten, in dem die junge Dame saß, die ich bereits kannte. Sie hatte noch nie einen Agenten ohne Maske gesehen.
Es war Miß Miller. Hier hieß jeder »Miller«. Bestenfalls sagte man »Sir« zueinander, aber so redeten sich nur die aktiven Agenten an. Man wußte nie, ob man nun einen Vorgesetzten oder einen Anfänger-Dienstgrad vor sich hatte. Die Masken machten alle gleich.
Miß Miller lächelte mich freundlich an und drückte auf einen Knopf.
»Der Chef erwartet Sie, Sir.«
»Danke, Sie sehen wieder bezaubernd aus.«
Ich erwiderte ihr Lächeln. Sie schien sich zu fragen, wie ich wohl in Wirklichkeit aussehen mochte.
Ich sagte noch einige liebenswürdige Worte, da ich schließlich wochenlang kein nettes Mädchen mehr gesehen hatte.
Im nächsten Augenblick vernahm ich die polternde Stimme des Alten aus dem Lautsprecher.
»Treten Sie ein«, forderte er mich auf. Da ich seine Art kannte, zuckte ich nur mit den Schultern.
Als die Tür zu seinem Büro aufglitt, mußte ich daran denken, daß er mich schon mehrmals bei einem Gespräch mit Miß Miller überrascht hatte. Ich vergaß leider immer wieder, daß man in diesem Fuchsbau kein Wort sprechen konnte, ohne belauscht zu werden.
Nachdem ich das Zimmer betreten hatte, glitt die Doppeltür sofort zu. Ich grüßte respektvoll.
Ehe ich meine Meldung machen konnte, entdeckte ich in einem dicht vor dem großen Metallschreibtisch stehenden Sessel das Ungetüm.
Leutnant Utan, genauer ausgedrückt: Leutnant Hannibal-Othello-Xerxes Utan, schien mit sich und der Welt zufrieden zu sein. Der Gnom mit der schmächtigen Figur und dem breiten Mund, lag in reichlich unkonventioneller Haltung in dem Sessel.
Der Kleine schien nicht den geringsten Respekt vor seinem höchsten Vorgesetzten zu
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