CC-5 streng geheim
lassen.
Während ich die Transportmaschine bestieg, die mich nach Montana bringen sollte, mußte ich daran denken, daß die unbekannten Flugkörper schon seit zwei Jahrzehnten nicht mehr gesehen worden waren. Weshalb tauchten sie plötzlich wieder auf? Weshalb wurden ihre Insassen nun so aggressiv? Woher kamen sie? Wo hatten sie ihren Stützpunkt?
Das waren Fragen, die wir noch nicht beantworten konnten, aber sie mußten unbedingt geklärt werden. Das Aktenstück »CC-5 streng geheim« nahm beängstigende Formen an. Man hatte alles aus den Archiven hervorgeholt, was über die fliegenden Objekte jemals bekannt und ermittelt worden war. Einige Berichte wurden jetzt anders beurteilt, denn die Zeit war nicht stehengeblieben. Inzwischen hatten wir den Mond erobert und damit den ersten Schritt zur Eroberung des Weltraums getan.
Die irdische Wissenschaft war auch nicht mehr so vermessen, die Behauptung aufzustellen, daß nur die Erde intelligentes Leben tragen könnte. Über dieses Stadium war man hinaus.
Wir nahmen als selbstverständlich an, daß wir endgültig Besuch aus den Tiefen des Alls erhalten hatten. Allerdings ergab sich die Frage, warum die Unbekannten jetzt erst angriffslustig wurden, wo sie doch zweifellos schon vor Jahrzehnten den Planeten Erde angeflogen und eingehend beobachtet hatten. Warum verhielten sie sich nun so aggressiv, da wir viel besser gerüstet waren, um ihnen wirkungsvoll Einhalt zu gebieten? Was war vorgefallen?
Ich wußte es nicht! Niemand wußte es.
Mit rauschenden Rotoren hob die Maschine vom Dach des Betonhochhauses ab. Der Pilot ging sofort in den Steigflug. In dreitausend Meter Höhe begann das thermische Atom-Strahltriebwerk zu arbeiten. Mit vierfacher Schallgeschwindigkeit flogen wir in den höchsten Schichten der Stratosphäre über das weite Land.
Weiter nördlich war schon Schnee gefallen, obwohl wir einen ausgesprochen milden Winter erwarteten. Das neue Jahr schien gut anzufangen. Hoffentlich wurde es nicht zu einem Schicksalsjahr für die Menschheit, die noch völlig ahnungslos war. Die Menschen waren so von ihren alltäglichen Sorgen in Anspruch genommen, daß sie die Meldungen über das abgeschossene und trotzdem noch planmäßig gelandete UFO schon wieder vergessen hatten. Wir lebten in einer bewegten Zeit, in der sich die technischen Neuentdeckungen förmlich jagten.
Jenseits des Atlantiks hatte man mit der Kultivierung der Wüste Sahara begonnen. Zehn der riesigen Thermalkraftwerke vor der Küste waren schon fertiggestellt. Der Süßwasserstrom floß bereits durch die Kanäle.
Die Menschen erwarteten mit Spannung die Mars-Expedition, da sie noch nicht wußten, daß das Unternehmen vorerst gestoppt war. Man ahnte nicht, daß die beiden Raumstationen Terra I und Terra II zu Vernichtungsmaschinen umgestaltet worden waren.
Uns waren aber die Tatsachen bekannt – und durch sie wurde der Fall »CC-5 streng geheim« zu meinem bisher schwersten Einsatz.
Hannibal lag neben mir in dem Schaumstoffsessel und schwieg. Das kam bei ihm selten vor.
»Bedrückt, Kleiner?« murmelte ich.
Er stieß einen Laut aus, den ich nicht identifizieren konnte.
»Weißt du, Langer, mir wäre viel wohler, wenn ich nicht ständig an das pulsierende Etwas denken müßte. Wenn ich mir vorstelle, daß ich eines Tages vor so einem Wesen stehen soll und meine Beherrschung nicht verlieren, dann beschleicht mich jetzt schon ein seltsames Gefühl.«
»Laß das meine Sorge sein. Wenn sie nicht vernünftig werden und mit uns zu verhandeln bereit sind, werden sie die Erdbewohner kennenlernen. Die Fremden haben anscheinend noch nicht genau erkannt, daß der Mensch, wenn er seinen
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