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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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Corvus, nicht so nachdenklich und melancholisch, sondern zwangl o ser, flapsiger. Er erinnerte mich an die Jungs aus meiner Klasse, denn er hatte eindeutig etwas Jugendliches an sich. Bestimmt war er noch nicht so alt und erfahren wie Corvus.
    „Wenn wir jetzt schon mal bei den Schuldeingeständnissen sind …“ begann er zögerlich, „da ist noch etwas, das ich dir sagen sollte.“
    „Was denn?“ Ich gab mich möglichst unbeschwert und ne u gierig.
    „Das mit deiner Freundin tut mir leid“, sagte Damon schnell, als hätte er Angst, sein Mut könnte ihn wieder verlassen, wenn er lan g sam sprach. „Wenn ich gewusst hätte, dass sie eine B e kannte von dir ist, hätte ich nicht …“ Wieder hielt er inne.
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. „Was meinst du?“
    „Na ja, ich spreche von dem Mädchen, das in der Mittagspause bei dir am Tisch saß.“
    Er lächelte, so dass ich seine scharfen Zähne sehen konnte. Jäh e r innerte ich mich an die zwei merkwürdigen, punktartigen Wunden auf Joannes Hals und begriff.
    „Das waren Bisswunden?“
    „Leiser“, beschwichtigte mich Damon und sah sich um. Ein paar Schüler, die sich noch auf dem Schulhof tummelten, schauten fr a gend in unsere Richtung.
    „Entschuldige“, sagte ich schnell. „Aber … Ich meine, du hast Joanne … gebissen?“
    Er sah mich betreten an. „Ich hatte Durst.“
    „Oh.“ Ich atmete tief ein und aus und versuchte, die Vorste l lung von Damon, der sich über Joanne beugte und von ihr trank, aus me i nem Kopf zu vertreiben.
    „Keine Sorge, ich werd’s nicht noch mal tun“, sagte Damon schnell. „Außerdem bin ich mir sicher, dass sie sich an nichts eri n nert.“
    „Na ja, vielleicht doch“, erklärte ich ihm. „In der Mittagspa u se hat sie gesagt, du würdest ihr bekannt vorkommen.“
    Damons Miene spiegelte für den Bruchteil einer Sekunde Überr a schung wider, dann zuckte er mit den Schultern. „Das macht nichts, glaub mir. Ich werd ihr nicht mehr in die Quere kommen.“
    Ich nickte langsam. „Deshalb war sie also krank“, murmelte ich g e dankenverloren. Ich konnte nicht verhindern, dass eine leichte Welle der Wut in mir hochschwappte.
    Er verzog das Gesicht. „Das kann schon mal vorkommen. Norm a lerweise ist so was allerdings nicht weiter schlimm.“ Er zögerte. „Ich war sehr vorsichtig.“
    „Sehr beruhigend“, sagte ich trocken. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich mir vorstellte, wie es sich wohl anfühlte, gebissen und ausgesaugt zu werden.
    „Alles okay?“, fragte Damon. „Vielleicht hätte ich lieber nichts s a gen sollen.“
    „Nein, alles bestens.“ Ich zwang mich dazu, nicht zornig zu kli n gen. Er konnte ja nichts dafür, dass der Gedanke daran für mich so ungewohnt war.
    Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus; eine Frage brannte mir auf der Zunge.
    „Ist Corvus eigentlich immer so … distanziert?“
    Damon sah mich überrascht an, dann lächelte er. „Na ja, es ist für ihn ungewohnt, einem Menschen nahe zu sein. Normale r weise hält er sich von euch fern, aus Angst, die Kontrolle zu verlieren und mögl i cherweise jemanden zu töten. Seit dem Tag, an dem ihm das bei zwei Unschuldigen passiert ist, hat er sich verändert.“
    Zuerst glaubte ich, mich verhört zu haben, denn das, was Damon gerade gesagt hatte, konnte unmöglich stimmen. Es konnte nicht sein, und ich konnte es nicht glauben. Mir wurde sehr seltsam zum u te, und ein lautes Rauschen und Tosen wie von einem Wasserfall erfüllte meine Ohren. Für einige Seku n den vergaß ich das Atmen. Mein Körper fühlte sich von oben bis unten taub an.
    Damon sah mich verwirrt an, dann schien er zu begreifen, was er da gesagt hatte. „Mist, das tut mir echt leid!“ Er ergriff meine Schu l tern und hielt mich fest; ich war mir sicher, dass ich ohne seine Hilfe einfach umgeknickt wäre wie ein dünner Zweig. „Tut mir leid“, murmelte er wieder und wieder, während er mich besorgt beobacht e te.
    Er führte mich zu einer Bank, die direkt am Gehweg stand, und brachte mich irgendwie dazu, mich hinzusetzen. Ich selbst b e wegte mich wie ein Schlafwandler und nahm meine Umgebung nur noch ve r schwommen wahr. Das Bild meiner toten Mom flirrte an meinen Augen vorbei.
    „Mist“, fluchte Damon erneut. „Ich bin wirklich ein Idiot.“
    Langsam ebbte das Schwindelgefühl ab, und ich spürte, dass es mir irgendwie gelungen war,

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