Cedars Hollow (German Edition)
mich behutsam fest. „Du solltest dich ausruhen“, flüsterte er, und ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht spüren.
Ich nickte, immer noch benebelt, doch wenigstens ebbte das Schwindelgefühl langsam wieder ab. Ich schaffte es gerade noch in das Zimmer mit der Matratze, wickelte mich in eine Wolld e cke ein, und nur wenige Sekunden später schlief ich ein, vollkommen e r schöpft.
Als ich aufwachte, sah ich im Flur Licht brennen. Ich stand auf und folgte den Stimmen, die ich aus der Küche hörte.
„Du musst Hazel sein.“
Vor mir stand ein junger Mann mit glattem, braunem Haar, den ich auf etwas über zwanzig schätzte. Sein dunkler Teint fiel mir sofort auf, aber das Auffälligste an ihm waren seine Augen. Sie waren zu Schlitzen verengt, goldgelb und glichen denen eines Reptils.
„Ich bin Baltazar.“ Er machte keinerlei Anstalten, mir die Hand zu reichen, sondern blieb ein gutes Stück von mir en t fernt stehen und schaute mich aus seinen irritierenden Augen an.
Trotz der Nervosität, die mich mit einem Mal überkam, ve r suchte ich mich an einem Lächeln.
„Suchst du Corvus?“ Er lächelte jetzt, was seinen G e sichtsausdruck vollkommen veränderte. Mit einem Mal wirkte er weit weniger furchteinflößend.
Ich nickte und merkte im selben Augenblick, dass ich ihn wohl ziemlich unverhohlen musterte. Schnell schaute ich zur Seite.
„Er ist in der Küche“, sagte Baltazar. Seine Stimme war warm und kultiviert. „Geh ruhig. Ich muss noch etwas erledigen.“ Er wirkte ein bisschen ungeduldig, versteckte es aber ganz gut.
Ich wollte mich noch bei ihm bedanken, doch er ging ohne ein we i teres Wort davon. Ich drehte mich um, klopfte leise an die Küchentür und trat ein. Um den Tisch herum saßen Corvus, Damon und R a phael. Ihre Blicke waren auf mich g e richtet.
„Hazel.“ Corvus war in weniger als einer Sekunde bei mir und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Du kennst Raphael und Damon?“ Er grinste.
„Hi“, sagte ich schüchtern.
Sowohl Raphael, als auch Damon lächelten, was mich ber u higte. Ich fragte mich, worüber sie wohl bis gerade eben noch gesprochen hatten.
„Wie geht’s dir?“ Raphaels Stimme war weicher und leiser, als ich sie in Erinnerung hatte. Er war ungefähr in Baltazars Alter.
„Gut, danke.“ Ich lächelte zaghaft.
Damon sah mich nervös an. „Entschuldige das mit gestern. Ich hab mich wie ein Hornochse aufgeführt. Es war grob von mir, dir von diesen Dingen zu erzählen.“
„Nein, ich hab mich lächerlich benommen. Ich hätte auf dich hören sollen.“
Damon grinste. „Einigen wir uns auf unentschieden, ja?“
„Na schön.“ Es war unmöglich, in Damons Anwesenheit nicht en t spannt zu sein.
„Ich geh dann mal“, sagte Damon. „Muss noch was erled i gen.“
„Hm?“, machte Raphael irritiert.
„Supermarkt“, sagte Damon und zog die Augenbrauen hoch, dann verließ er die Küche.
„Geht er einkaufen?“, fragte ich.
„Nicht ganz.“ Corvus zwang sich zu einem Lächeln.
„Wie meinst du das?“
„Na ja, Damon hat so seine … Eigenheiten.“
„Aha.“ Ich gab nicht vor, zu verstehen, was er meinte.
Corvus bot mir etwas zu essen an, und ich nahm dankend ein Thunfischsandwich entgegen, das er mir reichte. Während ich aß, warf ich ihm immer wieder verstohlene Blicke zu.
„Wieso habt ihr eigentlich eine Küche?“, fragte ich zwischen zwei Bissen. „Ihr braucht sie doch gar nicht. Und woher kommen übe r haupt die Lebensmittel?“
Corvus grinste. „Ob du es glaubst oder nicht, das hier ist eine ganz normale Wohnung, von Menschen eingerichtet. Es macht nicht viel her, eine Einbauküche einfach herauszureißen. Und zu deiner zweiten Frage: Selbstverständlich haben wir an deine menschlichen Bedür f nisse gedacht. Die Lebensmi t tel sind alle für dich.“
„Hm.“ Natürlich, das hätte ich mir denken können.
Ich bemerkte nicht zum ersten Mal an diesem Tag, dass die Ringe unter Corvus’ Augen dunkler waren als sonst und dass er irgendwie abwesend wirkte. Ich hatte ihn noch nie schlafen sehen, weder tag s über, noch nachts.
Während wir in der Küche saßen und uns unterhielten, b e kam ich zum ersten Mal mit, wie die Vampire sich untereina n der benahmen. Jahrelanges Zusammenleben hatte sie aufeina n der abgestimmt, so dass sie sich jetzt wie selbstverständlich bewegten. Sie schienen genau zu wissen, was die anderen dac h ten oder vorhatten, und stimmten ihr Verhalten darauf ab.
Mich interessierte, in welche Tiere
Weitere Kostenlose Bücher