Celaenas Geschichte 02 - Throne of Glass
lief Celaena, wenn sie konnte, und ging, wenn sie nicht mehr konnte. Die nächste Düne hinauf, dann wieder hinunter. Einen Fuß vor den anderen. Grelle Lichtblitze zuckten durch ihr Gesichtsfeld und in ihrem Kopf hämmerte es.
Als der rote Sand zu flirren begann, legte sie die Arme über die Tragstange. Ihre Lippen waren schon hauchdünn und rissig und ihre Zunge wog schwer wie Blei.
Jeder Schritt hallte in ihrem Kopf wider, während die Sonne höher und höher kletterte …
Noch eine Düne. Nur noch eine Düne.
Aber auch viele Dünen später quälte sie sich noch an den vereinzelten Fußabdrücken im Sand entlang. War sie etwa den falschen Spuren gefolgt?
In diesem Augenblick tauchten auf der Düne vor ihr Assassinen auf, die schon auf dem Rückweg waren, die Kleider klatschnass, die Eimer schwer mit Wasser.
Celaena hielt den Kopf hoch und sah keinem ins Gesicht, als sie an ihr vorbeirannten. Die meisten beachteten sie gar nicht, nur ein paar warfen ihr einen demütigend mitleidigen Blick zu.
Die nächste Düne war so steil, dass Celaena sich mit einer Hand abstützen musste. Als ihr, oben angekommen, gerade die Knie nachgeben wollten, hörte sie plötzlich Wasser plätschern.
Keine zweihundert Meter vor ihr lag eine kleine Oase, die hauptsächlich aus Bäumen und einem riesigen Teich mit einem glitzernden Zufluss bestand.
Sie war Adarlans Assassinin – immerhin hatte sie es bis hierher geschafft .
In dem flachen Teich planschten oder badeten viele der Läuferoder saßen einfach nur darin, um sich abzukühlen. Keiner sprach und fast niemand gestikulierte. Also noch so ein Ort, an dem absolutes Schweigen herrschte. Sie entdeckte Ansel mit den Füßen im Wasser, wie sie sich Datteln in den Mund stopfte. Ihr selbst schenkte keiner die geringste Beachtung, aber ausnahmsweise war sie froh darum. Vielleicht hätte sie sich doch über Arobynns Befehl hinwegsetzen und sich hier unter einem Decknamen einführen sollen.
Als Ansel sie entdeckte, winkte sie sie zu sich. Wenn sie ihr auch nur mit Blicken zu verstehen gab, dass sie sie langsam fand …
Aber Ansel streckte ihr nur eine Dattel entgegen.
Celaena versuchte ihr Keuchen zu unterdrücken. Statt die Dattel zu nehmen, lief sie in das kühle Wasser, bis sie ganz und gar untergetaucht war.
Noch bevor Celaena die halbe Strecke zurück zur Festung hinter sich gebracht hatte, war ein ganzer Eimer bereits leer, und als sie endlich den roten Sandsteinbau und seinen ersehnten Schatten erreichte, hatte sie auch den zweiten ausgetrunken.
Beim Abendessen erwähnte Ansel mit keinem Wort, dass ihre Zimmergenossin für den Rückweg ewig gebraucht hatte. Celaena hatte im Schatten der Palmen bis zum Nachmittag warten müssen, dann war sie den ganzen Weg zurück im Schritttempo gegangen und hatte die Festung erst kurz vor Einbruch der Dämmerung erreicht. Hatte einen ganzen Tag damit zugebracht »zu rennen«.
»Mach nicht so ein Gesicht«, flüsterte Ansel und lud sich von den köstlich gewürzten Getreidekörnern auf die Gabel. Sie trug wieder ihre Rüstung. »Weißt du, wie es mir an meinem ersten Tag da draußen ergangen ist?«
Einige der Assassinen, die an dem langen Tisch saßen, grinsten wissend.
Als Ansel geschluckt hatte, stützte sie die Ellbogen auf den Tisch. Sogar die Panzerhandschuhe ihrer Rüstung waren mit einem Wolfsmotiv verziert. »Bei meinem ersten Lauf bin ich zusammengebrochen. Kilometer drei. Ich war richtig bewusstlos. Ilias hat mich auf seinem Rückweg gefunden und hergetragen. Auf seinen Armen.« Ilias’ und Celaenas Blicke trafen sich und er lächelte ihr zu. »Wenn ich nicht halb tot gewesen wäre, dann wäre ich bestimmt in Verzückung geraten«, fügte Ansel hinzu. Die anderen grinsten oder lachten stumm.
Ilias’ Aufmerksamkeit ließ Celaena erröten und sie nippte verlegen an ihrem Zitronenwasser. Das ganze Essen über normalisierte sich ihre Gesichtsfarbe nicht, denn Ilias warf ihr immer wieder Blicke zu.
Sie versuchte sich nicht zu viel darauf einzubilden. Als ihr dann klar wurde, was für eine schlechte Figur sie heute gemacht hatte – dass sie nicht einmal eine Chance zum Trainieren bekommen hatte –, war sie nicht mehr ganz so stolz.
Sie behielt den Meister im Auge, der in der Mitte des Saals speiste, gut geschützt zwischen den Reihen seiner tödlichen Assassinen. Er saß an einem Tisch mit Novizen, aus deren großen Augen Celaena schloss, dass seine Gegenwart an ihrem Tisch eine unerwartete Überraschung für sie war.
Sie
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