Celaenas Geschichte 03 - Throne of Glass
deutete mit dem Schwert in den dunklen Tunnel des Abwasserkanals. »Wir müssen los.«
»Schon klar«, sagte Philip und wandte sich wieder Celaena zu.»Also, wenn jemand dämlich genug war, dich hierher zu schicken, musst du ein kleines Licht sein. Und ich glaube nicht, dass jemand dich suchen wird, wenn der Abwasserkanal geflutet wird, nicht einmal dein Freund. Die meisten Leute gehen im Moment gar nicht auf die Straße. Ihr Hauptstadtbewohner macht euch nicht gern die Füße schmutzig, stimmt’s?«
Celaenas Herz klopfte lauter, doch sie hielt seinem Blick stand. »Zu schade, dass sie nicht allen Müll kriegen werden«, sagte sie mit einem Augenaufschlag.
»Nein«, erwiderte er, »aber dich werden sie kriegen. Vielmehr kriegt der Fluss deine Überreste, falls die Ratten noch was übrig lassen.« Philip tätschelte ihre Wange so grob, dass es brannte. Wie auf Kommando war in der Dunkelheit das Heranrollen einer Welle zu hören.
Oh nein. Nein.
Philip watete zu dem Absatz zurück, wo die Wachen standen. Celaena beobachtete, wie sie durch die zweite Tür hinausgingen, die Stufen hinauf und dann …
»Viel Spaß beim Schwimmen«, sagte Philip und knallte die Eisentür hinter sich zu.
Dunkelheit und Wasser. In den Sekunden, die Celaena brauchte, um sich auf das trübe Licht einzustellen, das von der Straße durch den Gullydeckel hoch, hoch über ihr einfiel, konnte sie spüren, wie plötzlich Wasser über ihre Oberschenkel schwappte. Sofort saß sie bis zum Schoß im Wasser.
Lautstark fluchend zerrte sie an den Seilen. Erst als sie ihr ins Fleisch schnitten, fielen ihr die eingebauten Messer ein. Dass Philip sie nicht gefunden hatte, obwohl er sie doch bestimmt durchsucht hatte, sprach für das Geschick des Erfinders. Doch wahrscheinlich saßen die Fesseln zu stramm, um die Klingen auszufahren …
Sie verdrehte die Handgelenke, kämpfte um jeden Millimeter, um ihre Hand abzuknicken. Das Wasser reichte ihr jetzt schon bis zur Hüfte. Sie mussten das Kanalwasser am anderen Ende der Stadt aufgestaut haben; es würde nur ein paar Minuten dauern, bevor dieser Teil hier ganz überflutet war.
Das Seil gab zwar keinen Millimeter nach, aber immerhin konnte sie das Handgelenk abknicken, so wie der Meistererfinder es ihr erklärt hatte. Sie probierte es wieder und wieder, dann endlich das Geräusch des herausschießenden Messers. Als ihre Handkante zu brennen begann, fluchte sie. Sie hatte sich an dem verdammten Ding geschnitten. Zum Glück fühlte sich die Wunde nicht tief an.
Sie konzentrierte sich sofort auf die Seile und verdrehte unter Schmerzen die Arme so weit wie möglich, um die Fesseln zu erreichen. Sie hätten Fesseln aus Eisen benutzen sollen.
Mit dem Seil löste sich abrupt die Spannung um ihren Rumpf und beinahe wäre sie kopfüber in das gurgelnde schwarze Wasser gefallen. Zwei Sekunden später waren auch die restlichen Fesseln durchgeschnitten, obwohl es sie Überwindung kostete, die Hände in das schmutzige Wasser zu tauchen, um ihre Füße von den Stuhlbeinen zu befreien.
Als sie aufstand, ging ihr das Wasser bis zu den Oberschenkeln. Und es war kalt, eiskalt. Während sie zum Treppenabsatz watete und Mühe hatte, in der starken Strömung nicht das Gleichgewicht zu verlieren, spürte sie Dinge gegen ihre Beine prallen. Ratten, deren panisches Quieken im tosenden Wasser kaum zu hören war, wurden zu Dutzenden an ihr vorbeigespült. Als sie die Steinstufen erreichte, waren sie ebenfalls schon überflutet. Sie drückte die eiserne Türklinke nach unten. Abgeschlossen. Sie versuchte, eins ihrer Messer zwischen Tür und Rahmen zu schieben, aber es prallte ab. Die Tür war so dicht verschlossen, dass es keinen Spalt gab.
Sie war gefangen.
Celaena sah in den langen Abwasserkanal hinein. Von oben fiel immer noch Regen herein und das Straßenlicht war zum Glück so hell, dass sie die gewölbte Decke sehen konnte. Irgendwo gab es bestimmt eine Leiter zur Straße – es musste einfach eine geben.
Sie konnte jedoch keine entdecken, nicht in Sichtweite. Und der Gullydeckel war so hoch über ihr, dass sie ihr Glück damit erst versuchen konnte, wenn der Kanal komplett überflutet war. Aber die Strömung war so stark, dass sie vorher wahrscheinlich abgetrieben würde.
»Denk nach«, flüsterte sie. »Denk nach, denk nach.«
Das Wasser überspülte den Treppenabsatz und schwappte nun gegen ihre Knöchel.
Sie zwang sich, ruhig zu atmen. In Panik zu geraten, würde nichts bringen. » Denk nach .« Sie suchte den
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