Challenges (Beachrats: Teil 9) (German Edition)
Schwierigkeiten dabei, sich einzugewöhnen?«, fragte sie. »Sean heißt er, nicht wahr?«
»Ja, genau. Sein Name ist Sean. Ich bin vollkommen baff.«
»Dafür gibt es keinen Grund. Die GLBT-Gemeinde ist viel internetaffiner als andere Teile der Gesellschaft. Ich persönlich habe ein E-Mail-Netzwerk, das zweiunddreißig Staaten und siebzehn Länder umfasst. Ich habe jedem Einzelnen von ihnen einen Link zu Jeffs Blog geschickt. Und ich weiß auch, dass mein Sohn, der mittlerweile in San Diego lebt, den Link ebenfalls an seine Freunde auf der ganzen Welt geschickt hat. Es ist schwer abzuschätzen, wie viele Leute Jeffs Tagebuch tatsächlich regelmäßig lesen. Und das, was Sie und Rick, gerade einmal eine halbe Meile von meiner Praxis entfernt, aufzubauen versuchen, ist einfach unglaublich. Die ganze Welt weiß darüber Bescheid.«
Ich wusste noch immer nicht, was ich sagen sollte. Deswegen schwieg ich einfach.
»Sind Sie noch da, Kevin?«
»Ja, Ma‘am, ich bin noch da«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Sie wollen einen Termin für Sean, habe ich recht?«
»Ja, ich möchte, dass er Sie besucht.«
»Erzählen Sie mir von ihm.«
Ich erzählte ihr alles, was ich wusste, angefangen bei der Art und Weise, wie er zu uns kam, bis zu den Ereignissen in St. Augustine.
»Ich möchte gerne mit ihm sprechen, aber lassen Sie mich eines direkt vorweg festhalten. Sean ist ein Ausreißer. Seien Sie nicht überrascht, wenn er wieder davonläuft. Sie und Rick haben, meiner Ansicht nach, so etwas wie eine eigene, kleine therapeutische Gemeinschaft, aber es gibt Menschen, die einfach nicht auf diese Art Liebe anspringen. Ich möchte Ihnen etwas sagen. Ich habe hier ungefähr dreißig Fälle mit schwulen Jugendlichen, die ich gerne an Sie überweisen würde. Aber ich weiß, dass Sie nur begrenzten Platz haben. Ich bin eine Psychiaterin, die auf Kinder und Jugendliche spezialisiert ist und ich habe ein besonderes Interesse an schwulen Jungs. Ich habe einen großgezogen, falls Sie das nicht wussten. Aber ich weiß, dass es Grenzen gibt bei dem, wie viele Sie bei sich aufnehmen können. Ihre Jungs wissen gar nicht, wie glücklich sie sich schätzen können.«
»Nun, Sean ist jedenfalls hier. Lassen Sie uns versuchen, etwas dafür zu tun, damit es auch so bleibt.«
»Ich kümmere mich darum, Kevin. Ich wusste, dass ich früher oder später von Ihnen hören würde. Es war Tyrone Adams, nicht wahr?«
»Er hat Sie mir nicht empfohlen.«
»Oh, ich weiß. So etwas kann er nicht tun. Aber das ist okay, ich verstehe es.«
»Muss ich bei dem Termin auch dabei sein?«, fragte ich. »Oder Rick?«
»Für gewöhnlich beauftrage ich einen meiner Sozialarbeiter damit, sich das Lebensumfeld meiner Patienten anzusehen, um zu erfahren, was zuhause vor sich geht. In Ihrem Fall ist das allerdings nicht nötig. Es gibt nichts, was ich nicht über Sie weiß. Zumindest soweit es für meine Arbeit relevant wäre.«
Sie bat mich, bei ihrer Sekretärin einen Termin zu vereinbaren und überraschenderweise bekam ich noch einen für den gleichen Nachmittag. Ich erfuhr, dass zwei aufeinander folgende Patienten abgesagt hatten, also hatte Dr. Symanski eine volle Stunde für Sean.
Nachdem ich aufgelegt hatte, ging ich zu Rick, um ihm von meinem Telefonat mit Dr. Symanski zu erzählen. Er war über das, was Dr. Symanski gesagt hatte, genauso überrascht wie ich.
»Baby, wenn du nicht hergekommen wärst, wäre ich jetzt auch zu dir gekommen. Was denkst du über die ganze Sache?«
»Ich denke, als Erstes sollten wir die Ersatzschlüssel woanders hintun.«
»Da bin ich dir einen Schritt voraus. Die hängen bereits jetzt in unserem Schrank. Ich hatte den gleichen Gedanken, direkt nachdem du losgefahren warst.«
»Gut«, sagte ich. »Wobei jetzt ohnehin keine Fahrzeuge zuhause sind.«
»Ich fahre mittags nach Hause und sehe nach ihm.«
»Und ich sehe am Nachmittag nach ihm. Sein Termin ist um drei. Ich bringe ihn hin, es sei denn, du möchtest das übernehmen.«
»Nein, mach du das ruhig«, sagte Rick.
»Okay«, stimmte ich zu. »Was machen wir wegen seinem Führerschein? Welche Meinung hast du dazu?«
»Darüber habe ich schon nachgedacht. Natürlich hat er keinen eigenen Wagen, aber ich sehe keinen Grund, warum wir ihm nicht einen von unseren leihen könnten für ein Date. Das hätten wir auch unter Kontrolle. Und wenn er einen Weg findet, einen der Wagen für ein Mitternachts-Rendezvous zu stehlen, wäre es vermutlich besser,
Weitere Kostenlose Bücher