Challenges (Beachrats: Teil 9) (German Edition)
Therapeuten aufsuchen würdest. Ich halte es für eine gute Idee.«
»Vielen Dank«, sagte er. »Kevin, würdest du mich umarmen?«
Er mochte vielleicht sechzehn sein und wie fünfundzwanzig aussehen, aber im Grunde war er ein verwundbarer, kleiner Junge.
Wir saßen im Wohnzimmer auf den zwei sich gegenüberliegenden Sofas und mit einer Geste bat ich ihn, zu mir zu kommen. Er zitterte ein bisschen, als ich ihn in den Arm nahm. Weder er noch ich sprachen auch nur ein Wort. Irgendwann hörte das Zittern allerdings auf und ich bemerkte, dass er eingeschlafen war.
Ich legte ihn vorsichtig auf das Sofa und deckte ihn mit einer leichten Decke zu. Ich sah ihn einen Augenblick lang an. Im Schlaf sah er wirklich aus wie ein kleiner Junge.
Ich seufzte, dann stand ich auf und ging in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen.
Kapitel 9: Sean
Nach unserer Rückkehr aus St. Augustine begann ich, Dr. Symanski zu besuchen. Sie war so ziemlich die coolste Lady, die ich jemals kennengelernt hatte. Sie sagte mir, dass sie lesbisch war und sie erzählte mir auch, dass ihr einziger Sohn schwul war. Das fand ich ziemlich cool, denn so musste ich ihr nicht erst alles mühevoll erklären. Sie wusste Bescheid.
Wir unterhielten uns im Grunde nur, aber sie wollte auch, dass ich ein Medikament nehme, weil sie glaubte, dass ich depressiv war. Wenn sie damit meinte, dass ich andauernd traurig war, hatte sie damit den Nagel auf den Kopf getroffen.
Ich nahm jeden Morgen eine Tablette, genau wie sie wollte, aber eine Zeit lang merkte ich keinen Unterschied. Dr. Symanski sagte aber auch, dass es eine Weile dauern konnte, bis das Medikament wirkt.
»Eine Nebenwirkung, die einige Leute wahrnehmen, ist die Verminderung der Libido«, erklärte sie mir.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, was Sie meinen«, gab ich zu.
»Das ist der Sexualtrieb«, sagte sie. »Es könnte dir passieren, dass dein Sexualtrieb nicht mehr ganz so ausgeprägt ist wie bisher.«
Ich dachte, dass es in meinem Fall eine gute Idee war. Ich stellte aber schnell fest, dass dem nicht so war. Ich wollte noch immer die ganze Zeit Sex haben.
In den nächsten Wochen wurde es zuhause ein bisschen besser. Mir war aufgefallen, dass die Ersatzschlüssel für die Fahrzeuge nicht mehr da waren, aber Kevin ließ mich seinen Wagen nehmen, wenn ich zu Scott fuhr oder wenn wir ein Date hatten. Auch bei Justin hatte ich den Eindruck, dass er mich nicht mehr so sehr hasste, wie ich zuerst dachte. Ich meine, wir hingen nicht besonders viel zusammen rum, aber er behandelte mich nicht anders als Murray und Denny.
Ich schlich mich noch immer dann und wann aus dem Haus, um mich mit Typen zu treffen, die ich hier und da kennengelernt hatte, aber ich wurde dabei nicht mehr erwischt. Ich begann, durch die Vordertür ins Haus zu kommen und dadurch wachten die Hunde auch nicht mehr auf.
An einem Tag Anfang November kam ich mit David von der Schule nach Hause. Er war gleich nach oben gegangen, aber ich setzte mich ins Wohnzimmer, um ein bisschen fernzusehen. Als das Telefon klingelte, ging ich natürlich ran.
»Hi, ich möchte gerne mit Sean Kelly sprechen«, sagte eine männliche Stimme.
»Das bin ich.«
»Herzlichen Glückwunsch, Sean. Ihr neuer RX-8 steht für Sie zur Abholung bereit.«
»Was?«, fragte ich.
Er wiederholte noch einmal, was er gesagt hatte.
»Wer ist da?«, fragte ich.
Ich vermutete, dass mir da jemand einen Streich spielen wollte. Er sagte mir seinen Namen und behauptete, er arbeite für den Mazda-Händler in der Stadt.
»Ihnen muss ein Fehler unterlaufen sein«, sagte ich.
»Sie sind doch Sean Kelly?«, fragte er und sagte mir die Adresse zu Kevins und Ricks Haus.
»Ja«, sagte ich.
»Dann ist es kein Fehler. Ist heute Ihr Geburtstag?«
Es war der siebte November.
»Nein, mein Geburtstag war letzten Monat, am siebten Oktober.«
»Nun, auf der Karte hier steht: Alles Gute zum sechzehnten Geburtstag, Sohn. In Liebe, Mom und Dad. Frederick und Barbara Kelly. Sind das Ihre Eltern?«
»Das glaube ich nicht«, sagte ich, völlig fassungslos. »Ich dachte, sie hätten meinen Geburtstag vergessen. Aber sie haben sich nur im Monat geirrt.«
»Das kann ich nicht beurteilen, aber hier wartet ein wunderschöner und neuer Mazda RX-8 auf Sie. Können Sie vorbeikommen und ihn abholen?«
»Ja, klar«, sagte ich. »Ich meine, ich denke schon. Wie lange haben Sie heute geöffnet?«
»Bis achtzehn Uhr.«
»Okay, vielen Dank für den Anruf.«
Wir verabschiedeten
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