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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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festhielt, dann würden seine Finger sich ihren Halt in der Spalte suchen. Vielleicht war das ja auch der Zweck dieser Schlucht? Fürchteten sich die Bewohner dieser Insel vielleicht auch vor der Schlucht, die Binks Finger soeben ertastet hatten? Besaßen auch sie Zauber, um die Existenz dieser Erdspalte vergessen zu machen?
    Plötzlich blitzte es weit entfernt am Himmel auf, und Bink erblickte die trübselige Gesteinsmasse: Hier lebten keine Miniaturleute. Aber er sah ein Glitzern, wie wenn Licht von einem Knauf im Wasser widergespiegelt wurde. Er starrte darauf, doch da der Blitz schon längst wieder erloschen war, sah er nur noch den Bildreflex und versuchte blinzelnd auszumachen, was dort das Licht zurückwerfen mochte.
    Wieder blitzte es, und Bink erkannte entsetzt ein Reptil mit einem Maul voller scharfer Zähne, dessen Augen im Licht glitzerten.
    »Ein Seeungeheuer!« rief er.
    Fanchon riß ein Ruder aus seiner Klammer und schlug damit auf das Ungeheuer ein. Das Tier wich zurück.
    »Wir müssen hier weg!« rief Bink.
    Doch da brach wieder eine Welle über sie, und das Boot wurde aus dem Halt seiner Beine gerissen. Er legte einen Arm um Fanchons dürre Hüfte und klammerte sich fest. Er hatte ein Gefühl, als würden die Finger seiner anderen Hand bald abreißen, doch sie hatten einen festen Halt in der Ritze.
    Als es erneut blitzte, sahen sie kleine, segelähnliche Gestalten, die sich im Wasser bewegten. Was war das?
    Da brach ein weiteres Ungeheuer neben ihm aus dem Wasser hervor, und mit seinen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnten Augen sah er, daß es ein einziges großes Auge besaß und eine runde, rüsselartige Schnauze hatte. Bink war vor Furcht wie gelähmt, obwohl ihm durchaus klar war, daß die meisten Einzelheiten dieser Bilder seiner eigenen Vorstellung entspringen mußten. Nur wenn es wieder blitzte, würde er das Wesen genauer sehen können.
    Und als es dann blitzte, da bestätigte das Licht seine Einbildung haargenau: Es war wirklich ein scheußliches Ungeheuer!
    Bink versuchte verzweifelt, einen Plan zu schmieden. Er konnte seine Hände zwar nicht bewegen, aber vielleicht konnte Fanchon es. »Dein Ruder…« keuchte er.
    Das Ungeheuer handelte zuerst. Es legte die Hände vor sein Gesicht – und nahm das Gesicht ab. Darunter war der Böse Magier Trent zu sehen. »Ihr Narren habt jetzt genug Ärger gemacht! Gebt mir das Elixier, dann lasse ich das Schiff eine Leine auswerfen.«
    Bink zögerte. Er war zu Tode erschöpft und durchgefroren, und er wußte, daß er dem Sturm und der Strömung nicht mehr allzulange würde trotzen können. Hier draußen zu bleiben bedeutete den sicheren Tod.
    »Hier draußen streunt ein Krokodil herum«, fuhr Trent fort. »Und mehrere Haie. Die sind genauso tödlich wie die Fabeltiere, die ihr kennt. Ich habe ein Abwehrmittel an mir, aber das löst sich schnell im Wasser auf und nutzt nicht viel. Außerdem gibt es hier draußen häufig Strudel, besonders wenn es stürmt. Wir brauchen Hilfe, und ich bin der einzige, der welche herbeirufen kann. Gebt mir die Flasche!«
    »Niemals!« rief Fanchon und sprang in die schwarzen Fluten hinaus.
    Trent legte wieder die Maske an und sprang ihr nach. Bink bemerkte, daß der Magier nackt war und lediglich ein langes Schwert an seinem Gürtel trug. Er sprang hinter ihm her, ohne darüber nachzudenken, was er da tat.
    Unter Wasser gerieten sie gemeinsam in einen Strudel, der sie immer tiefer hinunter riß – es war ein unbelebtes Rachenungeheuer, und wieder hatte Bink das Gefühl, daß er am Ertrinken sei – und diesmal wußte er, daß keine Zauberin ihn retten würde.

 
11 Die Wildnis
     
    Als Bink erwachte, lag er mit dem Gesicht im Sand. Um ihn herum schlängelten sich reglos die Tentakel eines grünen Ungeheuers.
    Er stöhnte und setzte sich auf. »Bink!« rief Fanchon erfreut und lief über den Strand auf ihn zu.
    »Ich dachte, es wäre Nacht«, sagte er.
    »Du bist bewußtlos gewesen. Diese Höhle besitzt eine magische Leuchtkraft. Vielleicht ist es auch eine mundanische Leuchtkraft, denn die Felsen hatten ja auch etwas davon. Aber hier drin ist es viel heller. Trent hat dir das Wasser aus dem Leib gepumpt, aber ich habe schon befürchtet…«
    »Was ist das hier?« fragte Bink und starrte einen der Tentakel an.
    »Ein Krakenseetang«, sagte Trent. »Er hat uns aus dem Wasser gefischt, um uns aufzufressen, aber die Elixierflasche ist zerborsten und hat ihn getötet. Das hat uns allen das Leben gerettet. Wäre die Flasche

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