Chamäleon-Zauber
– und zertrennte den Fangarm. »Von mir droht Ihnen keine Gefahr, Bink«, sagte der Magier. »Schwimmen Sie ruhig weg, wenn Sie wollen.«
Bink erhob sich hastig, atmete tief durch und sprang ins Wasser. Er sah Fanchons Füße, die das Wasser teilten, während sie auf die finstere Röhre des unteren Ausgangs zuschwamm. Entsetzt zögerte er.
Wieder stieß er an die Oberfläche. Trent stand auf dem Strand und kämpfte mit den Tentakeln. Er sah wie ein Ebenbild der Tapferkeit aus, und doch würde er zu einer noch größeren Gefahr werden als der Krake, sobald dieser Kampf vorüber war.
Bink fällte seine Entscheidung. Er holte erneut tief Luft und tauchte unter. Diesmal schwamm er direkt in das dunkle Loch hinein und spürte, wie die Strömung ihn mitriß. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Der Tunnel endete fast sofort – und er befand sich in einer weiteren leuchtenden Höhle.
Bink hatte Fanchon inzwischen eingeholt, und ihre Köpfe tauchten fast gleichzeitig auf. Wahrscheinlich war sie etwas vorsichtiger gewesen.
Sie sahen, wie sich äußerst hübsche Köpfe nach ihnen umdrehten, die auf weiblichen Torsi ruhten. Es waren elfengleiche Häupter, deren Locken auf schmale nackte Schultern und straffe junge Brüste hinabfielen. Doch die unteren Teile der Körper endeten in Fischschwänzen. Das waren also Meerjungfrauen.
»Was tut ihr hier in unserer Höhle?« kreischte eine der Jungfrauen zornig.
»Wir sind nur auf der Durchreise«, erwiderte Bink. Natürlich sprachen Meerjungfrauen die Sprache von Xanth. Er hätte gar keinen Gedanken daran verschwendet, hätte Trent nicht eine Bemerkung darüber gemacht, wie die Sprache von Xanth mit allen mundanischen Sprachen verschmolzen war. Die Magie wirkte auf vielerlei Weise. »Sagt uns, wie wir am schnellsten zur Wasseroberfläche kommen.«
»Dort entlang«, sagte eine und zeigte nach links. »Dort entlang«, sagte eine andere und wies nach rechts. »Nein, dort entlang!« rief eine dritte Meerjungfrau und deutete an die Decke. Sie kicherten wie kleine Mädchen.
Einige der Meerjungfrauen sprangen ins Wasser und schwammen auf Bink zu. Kurz darauf war er von ihnen umringt. Aus der Nähe betrachtet, waren die Wesen noch viel hübscher als aus der Ferne. Alle hatten sie eine makellose Haut, die wohl auf die wohltuende Wirkung des Wassers zurückzuführen war, und ihre Brüste wurden vom Auftrieb etwas angehoben, so daß sie noch voller aussahen. Vielleicht hatte er Fanchon zu lange anblicken müssen; als er diese Schönheit sah, empfand er eine merkwürdige Erregung und Sehnsucht. Wenn er sie alle auf einmal packenkönnte – aber nein, es waren Meerjungfrauen. Überhaupt nicht sein Typ.
Fanchon beachteten sie nicht. »Es ist ein Mann!« rief eine. Sie meinte wohl, daß Bink kein Nix war, sondern ein Mensch. »Schaut euch seine gespaltenen Beine an. Er hat überhaupt keinen Schwanz.«
Plötzlich tauchten sie unter, um seine Beine zu begutachten. Sie faßten sie an und kneteten sie, um voller Neugier die ungewohnte Muskulatur zu erforschen. Aber warum kümmerten sie sich nicht auch um Fanchons Beine? Offenbar handelte es sich hier doch eher um einen Schabernack als um ehrliche Neugier.
Hinter ihnen tauchte Trents Kopf aus dem Wasser auf. »Meerjungfrauen«, meinte er. »Von denen hat man nichts.«
So sah es auch aus. Es sah allerdings auch so aus, als könnte man dem Magier nicht aus dem Weg gehen. »Ich glaube, wir schließen doch das Abkommen«, sagte Bink zu Fanchon. »Manchmal muß man eben einfach vertrauen.«
Sie sah die Meerjungfrauen an und blickte dann zu Trent hinüber. »Von mir aus«, sagte sie ungnädig. »Was immer das wert sein mag. Wird schon was sein.«
»Eine vernünftige Entscheidung«, sagte Trent. »Unsere Endzielvorstellungen mögen ja voneinander abweichen, aber auf kürzere Sicht wollen wir alle nur eins: überleben. Da kommen schon die Tritonen.«
Aus einem anderen Höhlenzugang kam eine Gruppe Meeritianner angeschwommen. Das hier schien ja ein wahres Labyrinth von Höhlen und Kanälen zu sein!
»Holla!« rief einer der Tritonen und schwenkte seinen Dreizack. »Spießbraten!«
Die Meerjungfrauen kreischten fröhlich auf und tauchten davon. Bink vermied es, Fanchons Blick zu erwidern. Die Damen hatten sich sehr mit ihm amüsiert, und es war offensichtlich, daß das nicht nur mit seinen gespaltenen Beinen zu tun gehabt hatte.
»Es sind zu viele, um sie zu bekämpfen«, meinte Trent. »Das Elixier ist fort. Im Rahmen unseres Abkommens werde ich
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