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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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früher zerbrochen, so hätte der Krake uns nicht eingefangen, und wir wären ertrunken. Einen glücklicheren Zufall habe ich noch nie erlebt.«
    »Ein Krakentang!« rief Bink. »Aber das ist doch ein magisches Wesen!«
    »Wir sind wieder in Xanth«, sagte Fanchon.
    »Aber…«
    »Ich vermute, daß der Strudel uns unterhalb des Wirkungsbereichs des Schilds nach Xanth hineingezogen hat«, meinte Trent. »Vielleicht hat das Elixier ja auch genutzt. Es war ein Zufall, und ich werde ganz bestimmt nicht versuchen, jetzt wieder umzukehren. Ich habe mein Atemgerät unterwegs verloren. Ein Glück, daß ich vorher noch Luft geholt hatte. Jetzt sind wir wieder in Xanth, auf immer!«
    »Sieht wohl so aus«, erwiderte Bink benommen. Er hatte sich langsam an den Gedanken gewöhnt, bis zu seinem Lebensende in Mundania bleiben zu müssen, und es war schwierig, sich jetzt schon wieder umzustellen. »Aber warum haben Sie mich gerettet? Nachdem das Elixier doch verloren war…«
    »Das war irgendwie eine Frage des Anstands«, sagte der Magier. »Ich weiß zwar, daß Sie ein solches Wort aus meinem Munde befremden dürfte, aber eine bessere Erklärung habe ich im Augenblick auch nicht anzubieten. Ich habe nie etwas gegen Sie persönlich gehabt, im Gegenteil, ich bewundere Ihre Aufrichtigkeit und Ihren Ehrenkodex. Sie können jetzt Ihren Weg ziehen, und ich werde meinen einschlagen.«
    Bink dachte nach. Jetzt hatte er es mit einer neuen, unvertrauten Wirklichkeit zu tun: Er war wieder in Xanth und stand mit dem Bösen Magier auch nicht mehr auf Kriegsfuß. Je mehr er sich die Einzelheiten durch den Kopf gehen ließ, um so weniger Sinn ergaben sie für ihn. »Nein«, sagte er schließlich. »Das kann ich nicht glauben. So etwas geschieht einfach nicht!«
    »Es sieht wirklich so aus, als wären wir verhext worden«, meinte Fanchon. »Aber warum der Böse Magier ausgerechnet mit von der Partie war…«
    Trent lächelte. Auch nackt war er genauso eindrucksvoll anzusehen wie vorher. Trotz seines Alters war er immer noch ein durchtrainierter, kräftiger Mann. »Es liegt wirklich eine Ironie darin, daß das Böse zusammen mit dem Guten wirklich wurde. Vielleicht richtet die Natur sich ja nicht immer nach menschlichen Wertmaßstäben und Definitionen. Aber ich bin ein Realist wie Sie auch. Ich tue nicht so, als wüßte ich genau, wie wir hierhergekommen sind, aber ich stelle diese Tatsache auch nicht in Frage. Allerdings dürfte es noch ziemlich problematisch werden, an Land zu kommen. Wir sind noch lange nicht in Sicherheit.«
    Bink blickte sich in der Höhle um. Die Luft begann bereits stickig zu werden, obwohl er hoffte, daß er sich das nur einbildete. Es schien keinen anderen Ausweg zu geben als das Wasser, durch das sie hineingelangt waren. In einer Ecke lag ein Haufen abgenagter Knochen – der stammte wohl von den Opfern des Kraken.
    Plötzlich wirkte alles viel weniger zufällig. Was gab es für ein Seeungeheuer denn auch für einen geeigneteren Ort als den Ausgang eines Strudels? Das Meer selbst sammelte die Beute dort ein, und beim Durchdringen des Schilds wurde sie in der Regel sofort getötet. Der Krake hatte die frischen Leichen einfach nur aus dem Wasser fischen müssen. Und diese abgeschiedene Höhle war geradezu ideal, um auch die größten Tiere genüßlich zu verspeisen. Man konnte sie sogar hier auf den Strand legen und sie so lange füttern, bis der Krake hungrig genug wurde. Das war wirklich eine hübsche kleine Speisekammer, in der sich die Nahrungsmittel lange frisch hielten. Und wenn das Opfer versuchte, an den Tentakeln des Kraken vorbeizuschwimmen – brr! Also hatte der Krake das menschliche Trio hier abgeladen und war von dem Elixier getroffen worden. Es war also keine Frage von Sekunden-, sondern von Minutenbruchteilen gewesen. Ein Zufall zwar, aber kein ganz so unerhörter mehr.
    Fanchon hockte am Wasser und warf trockene Blätter hinein. Diese Blätter stammten noch aus vergangen Jahreszeiten des Krakentangs. Bink verstand zwar nicht, weshalb das Wesen hier, wo es keinerlei Sonnenlicht gab, Blätter gebraucht hatte, aber vielleicht war es ja eine gewöhnliche Pflanze gewesen, bevor es zu einem magischen Wesen geworden war. Vielleicht stammte es auch von gewöhnlichen Pflanzen ab oder hatte sich noch nicht völlig angepaßt. Möglicherweise dienten die Blätter auch einem anderen Zweck. Es gab noch vieles, was an der Natur so rätselhaft war. Jedenfalls warf Fanchon gerade trockenes Laub ins Wasser, und es war ihm

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