Champagnernaechte sind gefaehrlich
versteckt, und deshalb ging sie zu Fuß zur Stadt. Es war Februar, und sie schaffte es nicht."
Scotts Lippen bildeten eine harte Linie. „Wenigstens einer ihrer Träume wurde Wirklichkeit. Sie mußte nie mehr mit ansehen, wie die Sonne hinter den Fire Mountains versank."
Ein Schauer rann über Susans Rücken. Nun hatte sie genug von der Familiengeschichte gehört, um zu erraten, was als nächstes zur Sprache kommen würde.
„Scott, du brauchst mir nicht zu erzählen ..."
„Ich bin fast fertig", fiel er ihr ins Wort und musterte sie mit ausdruckslosen goldenen Augen.
„Meine Mutter haßte die Rocking M, seit sie zum ersten mal einen Fuß auf dieses Land gesetzt hatte. Aber sie liebte meinen Vater. Sie tat ihr Bestes, doch sie war einfach nicht für dieses Leben geschaffen. Anfangs hatten wir nicht einmal ein Telefon, sie konnte nicht mit ihren Verwandten und Freunden sprechen. Sie hatte auch keine Nachbarinnen. Für sie gab es nur den Ehemann, die Kinder und jene Art von Arbeit, die schon stärkeren Frauen das Rückgrat gebrochen hatte. Eines Nachts begann der Wind um die Gipfel zu fegen, und sie stimmte in das Geheul ein, schrie genauso schrill. Eine Woche später kamen ihre Eltern und nahmen sie mit in den Osten, auch meine Schwester und meine Kusinen. Sie meinten, die Rocking M sei kein Ort für Frauen. Ich sah meine Schwester nie wieder. Damals war sie sieben Jahre alt. Ich besitze nur ein paar alte Fotos von ihr - und die Puppe, die ich einmal repariert habe. Als man sie von hier wegholte, war ich gerade auf der Weide, um verirrte Rinder zu suchen. Ich konnte mich nicht einmal von ihr verabschieden. Danach fing Dad an, sich zu Tode zu trinken. Er war ein großer, starker Mann, und so brauchte er viele Jahre dazu, aber schließlich gelang es ihm."
„Und deine Mutter?" fragte Susan bedrückt.
„Soviel ich weiß, hat sie wieder geheiratet. Ich habe sie nie wiedergesehen."
Sie schaute in seine leeren bernsteinfarbenen Augen, und ihr Herz krampfte sich zusammen, von dem heißen Wunsch erfüllt, ihn zu umarmen, zu trösten, ihm Wärme zu schenken, die das kalte Leid seiner Vergangenheit verscheuchen würde. „Scott", flüsterte sie. Ohne zu überlegen, stand sie auf, nahm sein Gesicht in beide Hände und fühlte die rauhen Bartstoppeln auf ihrer zarten Haut. Reglos saß er da.
„Scott, ich ..." Ihre Stimme erstarb, weil sie nichts zu sagen wußte.
Schließlich neigte sie sich hinab, so daß ihre Lippen seinen Mund fast berührten. Sie hatte keine Erfahrungen, die sie leiten konnten, nur ihr eigenes Bedürfnis, diesem Mann nahe zu sein.
Sein Atem, der nach Kaffee roch, streifte sie, und sie beugte sich ganz langsam noch tiefer hinab, bis ihr Mund seinen streichelte. Sie wiederholte die Liebkosung mehrmals, und jedesmal drückte sie ihre Lippen etwas fester auf seine, bis sie die Härte seiner Hände spürte.
Sie fand es wundervoll, aber es genügte nicht. Susan entsann sich, wie Scotts Küsse schmeckten - heiß, aufregend, betörend, bis sie zu fordernd geworden waren und zuviel von einem sechzehnjährigen Mädchen verlangt hatten.
Seither waren diese Küsse durch viele Träume gegeistert, begleitet von Erinnerungen an die elektrisierende, intime Berührung seiner Zungenspitze, an seine harte, muskulöse Brust, fest an ihre gepreßt.
Und während sie daran dachte, wie es vor zwei Jahren gewesen war, öffnete sie den Mund, um Scotts Lippen mit ihrer Zunge zu liebkosen.
Sie spürte, wie ihn ein Zittern durchlief. Susan stöhnte leise, als sie zu atmen versuchte und es nicht konnte, gefangen in den Fesseln dieses sinnlichen Augenblicks, der Gefühle, die von ihrem Mund ausgingen und ihren Körper ausfüllten.
Scott zwang sich, seine Lippen von ihren zu lösen. „Sunny", flüsterte er. „Baby, bitte nicht..." Er mußte erst Luft holen, ehe er weitersprechen konnte, denn Susan, hatte ihm mit einer weiteren Berührung ihrer Zungenspitze den Atem genommen. Instinktiv suchte sie die noch feurigere Wärme, die ein tieferer Kuß versprach.
Verzweifelt bemühte er sich, nicht die Arme zu heben, sie nicht um Susans Körper zu legen, sich nicht herumzudrehen, um seine Beine zwischen ihre zu schieben und ihr süßes Gewicht auf seinen Schenkeln zu spüren. Aber es geschah wie von selbst. Sein Körper ignorierte die Befehle seines Verstands, denn die Zärtlichkeiten dieser aufreizenden Zungenspitze raubten ihm die Fähigkeit, sich an das Gestern zu erinnern und das Morgen vorherzusehen.
Immerhin
Weitere Kostenlose Bücher