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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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überhaupt noch existierte. Er war es gewesen, der mich aus meinem Abgrund befreit hatte, der mich von den Drogen abgebracht hatte. Mike hatte mir neues Selbstvertrauen gegeben, sich um mich gekümmert – und schließlich hatte er meine Liebe errungen, langsam, aber stetig. Und nun, ohne ihn – gab es da noch einen Grund, warum ich hier sein sollte? Warum ich auf diesen grausamen Planeten weilen musste? Ich sah keinen mehr – der Tod lockte mit süßschweigender Nichtexistenz.
    „Tu es nicht.“, flüsterte mir eine warme Stimme zu, die mir so unglaublich bekannt vorkam, dass ich beinahe erneut zusammengebrochen wäre. Diese warme, beruhigende und einnehmende Stimme, sie konnte nur zu diesem einen Menschen gehören.
    „Bitte, Aiden. Gib jetzt nicht so einfach auf.“ Mikes Gestalt löste sich aus dem Schwarz, die dunkelblauen Haare waren verstrubbelt und zum Teil feucht, ebenso unordentlich seine Klamotten. Auf der Jacke prangte ein schwarzer Fleck, der mir jetzt noch ein gutes Stück größer erschien, als ich in Erinnerung hatte. Blut.
    „Mike!“, schluchzte ich auf, wollte zu ihm, doch ich konnte mich nicht bewegen. Meine ausgestreckten Hände erreichten sein Gesicht nicht, nur als er seine Hand hob und mir entgegenstreckte, berührte ich seinen Handrücken zärtlich mit den Fingerspitzen. Er fühlte sich real an, wenn auch kühl, leblos, nicht wirklich existent. „Bist du…“
    „Tot? Ja, Aiden – das bin ich.“, vervollständigte und beantwortete er meine Frage. Sein Atem formte einen zarten Windhauch an meinen Wangen, sonst zeugte nichts von seiner Gegenwart – nur seine kühle Berührung und das Bild vor meinen Augen.
    Mein Körper zitterte, als das Entsetzen der Erkenntnis wieder Besitz von mir ergriff. Meine Lippen bebten und meine Augen brannten verdächtig. Plötzlich sah ich nur noch Nebel - alles um mich herum verschwamm. Mike schien, zu bemerken, dass ich nahe einem Zusammenbruch stand. Er zog mich in eine Umarmung, die sich seltsam unwirklich anfühlte. Ich bemerkte die Berührung, doch irgendetwas fehlte. Ich inhalierte seinen Geruch tief ein – doch er war dicht verwoben mit dem des kalten Rauches und dem des metallisch riechenden Blutes. Der Geruch des Todes haftete ihm an, unwirklich und doch präsent.
    „Warum, Mike? Warum jetzt? Warum ausgerechnet du?“, wimmerte ich, drückte seinen kalten, mir fremden und gleichzeitig so vertrauten Körper an mich.
    „Ich weiß nicht, warum. Und ich weiß auch nicht, warum jetzt. Doch ich weiß, dass ich dich beschützen wollte – immer nur dich. Auf dich war mein gesamtes Leben ausgerichtet, wenn auch kaum merklich. Doch du warst immer in meinem Hinterkopf. Deshalb spürte ich auch irgendwie, dass ich zu dir musste – und da bin ich losgelaufen, voller Sorge um dich.“, flüsterte er, leise, mit schwacher Stimme. Mein Körper zitterte unkontrolliert, als ich seine Worte, zart und leicht wie Schmetterlingsflügel an meinem Ohr, doch intensiv wie ein Hurrikan in mir tosend, vernahm.
    „Und dies ist der Grund, warum ich es sein musste. Weil ich dich retten wollte.“, setzte er seine Erklärung fort, schürte meinen Schmerz, schürte die Verzweiflung, die eisig wie ein Schneeschauer Besitz von mir ergriff und meinen Körper mit feinen Nadelstichen malträtierte – von innen heraus. Alles verlangte nach Mike, wollte ihm nahe sein, ihn nie wieder loslassen, immer bei ihm sein.
    „Nimm mich mit.“, hauchte ich schließlich, noch immer in Mikes Armen gefangen. In jenem Moment wünschte ich mir nur, das dieser Augenblick ewig andauern mochte. Denn in diesem Moment fühlte sich der Schmerz nicht ganz so furchtbar an. So konnte und wollte ich weiterleben – nicht anders. Nicht gänzlich ohne Mike.
    „Das geht nicht. Dies ist nur ein Traum, du wirst aufwachen und dann bin ich weg.“, wisperte er, noch leiser. Ein lautes Aufschluchzen meinerseits kontrastierte seine leisen Worte. Meine Schultern bebten, mein ganzer Körper zitterte unter Mikes Armen. Er verstärkte die Umarmung, strich zärtlich über meine Haare.
    „Außerdem musst du weiterleben – ich will, dass du weiterlebst.“ Mikes Stimme wurde drängender, mehr Kraft schwang in ihr mit. Meine Finger krallten sich in den steifen Stoff seiner Jacke. Ich wollte ihn nicht loslassen. Doch wie zum Hohn löste er sich von mir, fast so, als würde ich nicht versuchen, mich mit aller Kraft an ihn zu klammern.
    „Bitte, Aiden! Mach weiter. Kämpfe! Für dich! Für deine Träume! Für deine

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