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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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ab - und ich begrüßte diese Ablenkung, da sie mich vor den depressiven Gedanken schützte, wenn auch nur wenig. Doch solange ich mir den Kopf über Mike zerbrach, versank ich zumindest nicht wieder in den Abgründen meiner Traurigkeit.
    Mike war auch noch immer in meinem Kopf, als ich ein paar Tage später durch die Straßen lief, fast schon rannte, um meinen Verfolgern zu entkommen. Wie sehr wünschte ich mir gerade, Mike könne auftauchen und ich könne so tun, als wolle ich mit ihm reden. Mit Freuden hätte ich dies getan, um Evan und den anderen Kerlen, die heute mit ihm unterwegs waren, zu entgehen. Sie hatten mich gesehen, angehalten, gestoßen und mir gedroht, worauf ich die Flucht ergriffen hatte. Dummerweise schienen sie Spaß daran zu haben, mir nachzulaufen. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich tun sollte. Meine Lungen brannten und schließlich gab ich die Flucht auf. Wo hätte ich auch weiter hinlaufen sollen? Die anderen waren schneller, ausdauernder und ich hatte mich unabsichtlich aus den Stadteilen entfernt, die ich kannte.
    Um Hilfe schreien wollte ich nicht, zumal ich mir vorstellen konnte, dass die meisten Leute sowieso weggucken würden. So war das hier nun mal. Mike würde sicherlich helfen, doch er war nicht da. Doch obwohl es total sinnfrei klang, so wünschte ich mir ihn in dem Moment am meisten herbei. Ich war in Gedanken immer noch bei ihm, als mir Evan die Faust ins Gesicht schleuderte und mich schmerzerfüllt aufschreien ließ.
    Mein Blick suchte den wolkenverhangenen Himmel, als sie mich zu Boden stießen.
     

10. Kapitel
     
     
    September 1993 - Aiden
     
     
    Worte, die mir Schmerzen bereiteten. Beleidigungen, Drohungen, scharf und schneidend wie ein Katana, das sich in mein Herz fraß. Tränen, die aus meinen Augen liefen, ohne dass ich sie länger kontrollieren konnte. Die Pein nahm mir den Atem. Ich fühlte mich so schrecklich. Ich wollte nur, dass die Worte aufhörten. Doch das taten sie nicht. Der Schmerz der verbalen Angriffe wurde jedoch bald überlagert von den Reaktionen meiner Nerven auf die Tritte, Schläge und Stöße. Physische Gewalt, die ebenfalls Qual erzeugte. Schmerz und Pein beherrschten meinen Körper, es fühlte sich an, als stünde ich in Flammen. Doch diese Flammen waren eisigkalt und heiß zugleich. Unerträglich. Ich konnte nichts mehr sehen, meine Augen glichen einem Meer, ununterbrochen jagten Tränen über meine Wangen. Ich konnte nur noch wimmern, meine Kraft reichte nicht mehr zum Schreien. Alles, was ich spürte, war Schmerz. Andere Sinneseindrücke kamen nicht gegen die geballte Kraft der Pein an. Und es war mir unmöglich, etwas daran zu ändern. Ich lag nur da, hielt es aus und konnte nicht einmal beten, dass sie aufhören sollten, da mein Geist zu abgelenkt war und vor lauter Qual keinen klaren Gedanken fassen konnte.
    Ich bemerkte kaum, wie die Intensität der Tritte abnahm und nach einem letzten, finalen Hieb die Missetäter abzogen, allerdings nicht, ohne mich vorher noch ein abschließendes Mal verbal zu beleidigen. Doch dieser Ausruf lockte meinen Retter herbei - auch wenn mir das erst gar nicht gelegen kam, obwohl ich mir doch aus irrationalen Gründen genau ihn herbeigewünscht hatte. Doch nun hatte das Schicksal Erbarmen und erfüllte mir genau diesen Wunsch, mir jedoch war es nicht Recht. Ich wusste anscheinend auch nie was ich wollte. Und das nur weil sich tief in mir zwei Wesen, die unterschiedlicher Meinung waren, stritten. Dies war auch der Grund weswegen ich so oft wankelmütig erschien.
    Als keine weiteren Misshandlungen folgten und somit keine neuen Schmerzen geschürt wurden, klangen die meinen Körper malträtierenden Qualen langsam ab. Dennoch bemerkte ich im ersten Moment nicht, wo genau ich war, in welcher Lage ich mich befand oder wer da plötzlich vor mir stand. Mein im diffusen Nebel des Unterbewusstseins umherirrender Geist war nicht in der Lage, sich auf meine Umwelt zu konzentrieren.
    Deshalb bemerkte ich natürlich nicht, wie Mike, aufmerksam geworden auf die Jungs, die mich hier liegen gelassen und mir noch einen fiesen Spruch hinterher geschrien hatten, langsam um die Ecke und in die schmale Gasse gelaufen war, zu der ihn etwas nicht näher Definierbares hinzog. Nachdem er die gekrümmt am Boden liegende Gestalt mit zerfetzter Jeans, mit Blut auf den Ärmeln des grauen Shirts und der zerrissenen Hose, und hellblonden, durcheinander geratenen Haaren erkannt hatte, stürmte er die letzten Schritte auf mich zu und ging

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