Change
abkommen ließen. Ich konnte mich nicht mehr steuern.
„Mike … ich kann das nicht. Wirklich nicht … ich habe es versucht … aber jedes Mal bin ich am Ende schwach geworden. Ich habe versagt … ich kann nicht …“, flüsterte ich zusammenhangslos, kippte den Kopf zur Seite, ließ mich gegen Mike fallen, der mich wie perfekt abgestimmt auffing und mich umarmend an sich drückte. Nicht zu fest, gerade so, dass ich jederzeit entkommen konnte, wenn ich wollte. Doch ich wollte nicht. Ich wollte von Mike gehalten werden. Das Koks hatte mir eine Zeit lang eine Ausweichwelt gegeben, darum hatte ich den Konsum erst so intensiviert – warum konnte Mike nun nicht diese Ausweichwelt sein? Konnte ich nicht nach ihm süchtig sein – damit würde ich wenigstens keinem schaden. Und er fühlte sich so fantastisch an…
„Ich brauche dich.“, wisperte ich. „Ich brauche deine Hilfe, allein – kann ich das nicht.“
Es kostete mich unendlich viel Selbstüberwindung, mir dies einzugestehen, doch dann war ich froh, es ausgesprochen zu haben. Besser, die Wahrheit zu sagen als sich etwas vorzumachen, was einem nur schaden konnte.
„Aiden – ich – weiß nicht, was ich machen soll.“, murmelte er ebenso leise, vergrub seine Nase in meinen blonden Haaren, die unordentlich von meinem Kopf abstanden. Ich fühlte seinen warmen Atem, der an meinem Haar entlangstrich. Lauschte dem gleichmäßigen Geräusch, den schnellen Atemzügen von mir, die viel zu hart in der unruhigen Stille erklangen. Mit seichten Bewegungen wiegte Mike mich, es fiel mir erst verspätet auf, doch das leichte Schaukeln war angenehm. So ließ ich ihn machen und schloss die Augen. Eine gefühlte Ewigkeit, in Wahrheit jedoch nur wenige Augenblicke später, sprach Mike weiter.
„Du musst raus hier. Raus aus deinem Zimmer, raus aus dem Haus, raus aus dem Viertel. Am besten wäre es, wenn du immer jemanden um dich herum hättest, der aufpassen könnte.“, stellte er fest, atmete tief ein. Ich lauschte seiner Stimme, unfähig, etwas zu erwidern. Jeglicher Protest war mir vergangen, denn ich spürte instinktiv, dass er Recht hatte. Mal wieder. Doch wie wollte er dieses Problem lösen? Ich konnte mir nicht vorstellen, was er vorhaben könnte.
Ich schwieg, darauf hoffend, das Mike mir mitteilen würde, an was er gedacht hatte – und um noch länger in seiner Umarmung zu verweilen, die sich so angenehm und sicher anfühlte. Die Zeit verrann und nichts änderte sich – bis die Stille gebrochen wurde.
„Ich will, dass du mit mir kommst.“, stellte Mike plötzlich eine Forderung in den Raum – ohne Ankündigung. Kurz regten sich in mir Zweifel und Angst, doch dann riss ich mich zusammen und flüsterte ein kaum wahrnehmbares „Wohin?“.
Erneut antwortete mir Stille, die nur von dem warmen und gleichmäßigen Geräusch von Mikes Herzschlag unterbrochen wurde, welcher unter der sich hebenden und senkenden Brust hervor zu meinen Ohren drang. Das Geräusch hatte etwas Tröstliches, Lebendiges an sich. Ich konnte mich so leicht darin verlieren, nur dem rhythmischen Klopfen und dem Atemgeräusch zu folgen. Mikes Hand strich mir über den Nacken, sanft, schaudererzeugend. Seine Finger streichelten federleicht über meine Haut, bis er schließlich antwortete, ein kaum wahrnehmbares Vibrieren seine leise Stimme begleitend.
„Zu mir.“, meinte er schlicht, holte hörbar Luft und seufzte, als er langsam die Umarmung löste, mich jedoch nicht wegschob, sondern meinen Kopf weiter an seiner warmen Brust liegen ließ. Ich konnte nichts erwidern, fühlte mich plötzlich wie vor einem gewaltigen Hindernis, das ich zu erklimmen gerade eingewilligt hatte. Eine unglaublich schwere Last drückte auf meine schmalen Schultern, doch gleichzeitig flackerte ein seit langem verstummter, starker Wille in mir auf. Ich war bereit, zu kämpfen, auch wenn ich noch nicht ganz davon überzeugt war, diese Schlacht zu gewinnen.
Seit Mike seinen Studienplatz sicher wusste, hatte er sich beizeiten um eine Wohnung in der Nähe der Universität gekümmert. Und so besaß er schon kurz nach unserem Schulabschluss eine relativ kleine Einraumwohnung, die er mit sämtlichen seiner alten und neuen Möbel und anderen Gegenständen schon bald völlig zugestellt hatte. Viel freien Platz hatte er nicht mehr darin, sodass ich mich, als ich das bisher einzige Mal bei ihm gewesen war, seltsamerweise immer im Weg gefühlt habe. Entweder besetzte ich den einzigen freien Stuhl oder belegte Mikes
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