Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur
sich sogar im Hyperraum vermehrten, dass eine scheußliche, quiekende Generation auf die andere folgte?
Nichts
war dazu in der Lage! Für die meisten Tierarten war es schon viel, wenn sie sich überhaupt an Bord eines Schiffes vermehrten, bei all dem störenden Lärm und Geklapper und Geklirr.
Nichts
konnte seinen Stoffwechsel so abwandeln, dass es im Hyperraum nach der Realzeit leben konnte.
Nicht einmal die Kif.
Oder doch?
Pyanfar betrachtete die Situation, die ihr die Monitore übermittelten, und hielt das Schiff auf Kurs, während eine Besatzung in der Kombüse die unumgängliche Mahlzeit einnahm. Und Geran kam zurück und sagte ihr, dass sie gerade Khym und Tully angewiesen hatte, nicht in der Kombüse zu arbeiten, sondern sich an der Jagd zu beteiligen. Sie wollte, mit der Erlaubnis des Käpt‘ns, ihrer Schwester eine Tasse Suppe bringen, mit der Erlaubnis des Käpt‘ns, bitte. Trotz ihrer eindeutigen Befehle.
»Bei den Göttern, ja!« Pyanfar fuhr sich erneut verzweifelt über die zerzauste Mähne, und so manches Haar blieb an ihren Krallen hängen, so, wie man während eines Sprunges immer Haare verlor, aber obendrein hatte niemand an Bord seit vier Realraum-Monaten und etwa sechs subjektiven Tagen ein Bad genommen. »Wie geht es ihr?«
»Sie ist einfach nur still. Sagt... sagt, zu Hause gäbe es Schwierigkeiten. Sagt, die Kif flögen dorthin. Sagt, die
Mondaufgang
befände sich hinter uns. Akkhtimakt sei um zehn Tage voraus, sagt sie.«
Ein kalter Schauder lief Pyanfar das Rückgrat hinauf und wieder hinunter in den Bauch. »Sie könnte recht haben.« Für einen Moment war sie überzeugt, dass Chur sehr recht haben konnte. Als herausragende Scanner-Technikerin und gelegentliche Navigatorin
wusste
Chur, wie viel Zeit entschlossene Jägerschiffe gegenüber einem Haufen von Frachtern gewinnen konnten. Dann erkannte sie, wie das auf Geran wirken musste. Chur war eine praktische Frau. Und sie schwatzte Prophezeiungen, die sich über Lichtjahre erstreckten. Ein Sprung konnte solche Wirkungen auf einen Verstand haben. Manchmal gingen Schiffe verloren, kamen nie wieder aus der‘ Dunkelheit hervor. Sie hatte sie gesehen, vor einem Krankenhaus in der Sonne sitzend, während sich der blaue Himmel Anuurns für immer über ihr ausbreitete und Sie nicht die leiseste Idee hatte, wo in der Welt sie sich befanden.
Dass sie überall waren, darin bestand ihre Illusion. Sie würden immer überall sein. Wenn daran irgend etwas Mystisches war, dann hatte das Wesen, das sie selbst war, gerade die Unendlichkeit erreicht und blieb dort, wie eine Maschine, die nicht mehr abgeschaltet werden konnte.
»Sie will arbeiten«, sagte Geran.
»Sag ihr...«, Pyanfar holte Luft.
»Kann
Sie denn?«
»Nein.«
»Sorge dafür, dass sie etwas isst! Wir befinden uns noch eine Stunde im System. Ich stelle dich vom Dienst frei. Du bleibst bei ihr.
»Nein.« Geran legte die Ohren an. »Nein, Käpt‘n.«
»Soll es denn eine der Taurans machen? Tully, um der Götter willen? Du machst es! Wir haben noch Tirun für den Scanner. Wir kommen diesmal entweder ohne dich aus, oder ich ziehe Sif wieder hinzu. Du
bleibst
bei Chur!«
Gerans Gesicht wurde hart und wirkte verzweifelt. Sie zuckte mit den Ohren und bemühte sich, sie wieder aufzurichten. »Tully«, sagte sie. »Ich meine, er kann doch nichts wirklich
tun,
oder? Er schläft sonst auch bei uns unten. Sie sind doch Freunde, oder nicht?«
»Yeah.« Je weniger dazu gesagt wurde, desto besser. »Das Wohl des Schiffes. Das Wohl -einer ganzen Menge Leute. Ja. Ich will, dass du an deinem Pult sitzt, sofern du dann auch mit den Gedanken dabei bist.«
»Das werde ich«, versicherte Geran. »So ist es gut für Chur. Mit Tully kann sie sich nicht streiten. Da fühle ich mich besser.« Und sie ging, jetzt mit entschlossenen Schritten. Pyanfar lehnte sich zurück und lauschte auf das Geplapper in diesem System, führte Checks durch und nahm sich einen Becher Gfi, als Fiar eine Runde verteilte. Eine milde Gabe aus ihrer eigenen Kombüse.
Die Jagd ging weiter, auf den oberen Decks ebenso wie unten. Und das Sternensystem, das sie durchquerten, blieb weit stiller, als es hätte sein sollen.
»Sie haben die Oberdeckfilter gewechselt«, berichtete Hilfy. »Haben drei von den Biestern erwischt. Skkukuk schwört, dass es keine Flüchtlinge aus seiner Sammlung sind. Sie seien älter, behauptet er. Sie kommen von irgendwoher.
»Riesig! Wundervoll!« Sie tippte einige Veränderungen in den Computer ein.
Weitere Kostenlose Bücher