Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur
blinzelte nur, denn ihm fehlten die Worte.
»Gefahr«, sagte Chur. »Eine
Gefahr,
verdammt noch mal!«
»Verstehen«, sagte er. Und betrachtete sie voller Angst. Mit Gerans Blick.
Die Besatzung kam zurück. Pyanfar führte die Checks durch. Sie befanden sich nach wie vor genau im Rahmen. Sie hatten keinen Funkverkehr mit den anderen Schiffen, abgesehen von den erforderlichen Gegenproben der Position und dem Austausch von Navigationsdaten. In Anbetracht möglicher Spione, die sie abhörten, wäre es unklug gewesen, mehr zu tun. Sicher wurden ihre Durchsagen weitergegeben, so oft sie aufgefangen wurden, und einige bewegten sich schon hart am Rande der Klugheit.
Hakkikt,
würde sie gegebenenfalls sagen, solche Argumente waren unumgänglich. Sie haben uns Verbündete verschafft. Ist das nicht der entscheidende Punkt?
Falls sie die Chance dazu erhielt.
Die Fünf-Minuten-Warnung ertönte. Das Schiff leitete die Abläufe ein. Daten tauchten auf. Die Tauran-Crew meldete, dass sie sicher untergebracht war.
»Die
Sukk
ist gerade gesprungen«, meldete Geran.
»Wir erreichen bald die Markierung«, sagte Haral. Zurück ließen sie den Brocken einer Botschaft.
Gefahr für Anuurn! Helfen Sie.
ZEHNTES KAPITEL
... Hinunter ...
... ein weiteres Mal ...
...
»Punkt Kura, Pyanfar.«
Sie war jung. Wieder zu Uraruns Zeit. Ein noch grünes Mädchen auf ihrer ersten Reise zurück nach Hause. Sie freute sich auf Anuurn und stolzierte dort dann auf dem Anwesen herum.
Seht mich! Ich trage einen Ring, und überhaupt! Diesen Kratzer habe ich auf dem Treffpunktdock abbekommen, wirklich!
Eine Meinungsdifferenz zwischen mir und einer Jesur-Crewfrau.
Bei den Göttern, worüber haben wir uns überhaupt gestritten?
Egal. Damals heilte das schnell wieder.
»Wir treffen uns vor der Tür, Hal.«
Mit einem bedächtigen Blick unter schweren Lidern hervor, während eine graunasige Raumfahrerin (Pura Jesur, ja, das war ihr Name) dachte, sie könnte ein paar junge Chanur herumschubsen und sich einen Spaß mit ihnen machen. Pyanfar und Haral ihrerseits aufsässig und voller jugendlicher Arroganz gegenüber der Besatzung eines rivalisierenden Schiffes. Und betrunken! Das obendrein.
-
Mögen die Götter uns retten!
Urarun Chanur war damals Kapitän der alten
Goldenen
Sonne gewesen. Sie trat zwei Flüge später als Kapitän zurück. Der Chanur-Clan stellte das Schiff außer Dienst und verkaufte es schließlich an Thusar, wo es dann unter dem Namen
Thusars Verdienst
lief. Ein kleines Schiff aber es bedeutete einem kleinen Clan wie Thusar, der neu in der Raumfahrt war, sehr viel. Chanur zog den alten Schiffsnamen zurück. Transferierte schließlich die Besatzung so vollständig wie möglich auf die neugebaute
Stolz.
Urarun Chanur starb auf dem Planeten, eines nachts im Schlaf.
...
»Käpt‘n.«
»Ich weiß. Wir sind da, nicht wahr?«
»Es läuft alles reibungslos.«
Wie geht es Chur? Beruhige dich, sie wird jetzt noch nicht antworten. Kann es noch gar nicht. Die verdammten Medikamente. Nein, Tully ist ja bei ihr.
»Tully, berichte! Wie geht es Chur?«
Eine lange Pause trat ein. Der Mensch war benommen. Nach einem Sprung war es immer schwer, Tully wachzurütteln.
»Tully? Wie geht es Chur, Tully?«
Lebt sie noch,
Tully?
Um der Götter willen, antworte da hinten.
»Sie schlafen.«
»Bist du sicher? Ist alles in Ordnung mit ihr?« Und das alles, während Geran zuhörte. Aber genau das war es ja, was Geran wissen musste.
»Sie schlafen«,
wiederholte Tully.
»Wir empfangen die Daten über unsere Eskorte«, - meldete Geran ganz ruhig und auf ihre Arbeit konzentriert. »Es läuft weiterhin alles gut, Käpt‘n.«
Ich habe keine Nerven, Käpt‘n. Die Arbeit wird getan. Für das Schiff und für uns alle.
»Auch hier keine Boje«, murmelte Haral.
»Kein Zeichen von irgend etwas.« Pyanfar schluckte ihre Konzentrate hinunter. Ihre Hand zitterte. Sie zerknüllte die Verpackungsfolie und warf sie dann in den Abfallbehälter. Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Bestürzend viele Haare lösten sich dabei. Ihre Zähne reagierten schmerzhaft, wenn sie mit der Zunge nach ihnen tastete. Einer schien locker. Das machte ihr mehr Angst als jede Wunde, die sie je erlitten hatte. Angst nicht vor dem Tod, sondern vor der Zeit. Vor der unausweichlichen Wand, die verkündete, dass es bis hierher ging und nicht weiter, egal, wie viel Mut und Verstand und Fähigkeiten sie besaß.
Wo sind wir? Ist es wahr, woran ich mich erinnere?
Ihr Götter,
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