Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur
hatte. Es war eine Reinigung des Hauses, ein jährliches Ereignis wie die Frühlingsregenfälle. Einer Raumfahrerin entgingen die Jahreszeiten. Pyanfar kam nur dann nach Hause, wenn sich ihr die Möglichkeit bot, und versuchte es so einzurichten, dass es im Frühling war, ein kurzer Besuch bei ihrem Bruder Kohan, der zu einer solchen Zeit einen glasigen Blick aufsetzte, voll in Anspruch genommen durch die Belange Chanurs in dieser Jahreszeit. Sie machte Höflichkeitsbesuche bei seinen Ehefrauen und jeder Schwester oder Kusine, die im Haus lebte oder gerade einmal zu Hause war...
...
bevor es in geziemender Gelassenheit hinaufging in die Berge, nach Mahn, wo Khym und seine Grundlingsehefrauen Hof hielten. Seine anderen Frauen waren ihr nie sonderlich in die Quere gekommen. Sie hatten ihr gegenüber keine Chance und waren sich dessen bewusst, und sie hassten Pyanfar dafür herzlich, auf die Art von Rivalinnen, die wussten, dass sie in einer oder zwei Wochen wieder gehen würde, zurück auf ihr Schiff, zurück zu ihrem unsteten Leben. Wenn man schon eine Rivalin hatte, die man nicht verdrängen konnte, dann am besten eine von der Sorte, die nur selten zu Hause war.
Und was war jetzt mit diesen Ehefrauen? Hassten sie Pyanfar, weil sie ihn nun letztlich ganz für sich hatte und er nicht tot war, wie es sich gehörte nach seiner Niederlage? Sie bemitleideten ihn sicher und hassten Pyanfar und nannten das Ganze unanständig, ganz so, als hätte Khym überhaupt keine Wahl gehabt in der Frage, auf ein Chanur-Schiff geschleppt und entführt zu werden zu einem unnatürlich verlängerten Leben. Damit war sein Ruf ruiniert, was wiederum die Ehre seiner Ehefrauen berührte. Wahrscheinlich stellten sie sich genau solche lüsternen, wüsten, nicht jahreszeitgemäßen Dinge vor, zu denen Pyanfar ihn aufforderte - oder noch ärger, dass er die Beute der ganzen Besatzung war.
Pyanfar dachte darüber nach. »Was denkst du«, flüsterte sie ihm ins Ohr, »würdest. du gegen ein Besatzungsmitglied hin und wieder etwas einwenden? Was empfindest du bei dieser Frage?«
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich meine - sie sind...
«
Er schwieg lange. »Sie sind Freunde.«
»Ich wollte auch nicht sagen, dass du es tun solltest.« Sie strich seine Mähne zurecht und fuhr mit der Krallenspitze an einem Ohr entlang. »Das habe ich auf keinen Fall gemeint. Ich wollte nur wissen, ob du es dir jemals gewünscht hast.«
»Sie sind deine Freunde.«
Sie spürte, dass sein Herz schneller schlug. Wie in Panik. Und sie verfluchte sich dafür, dass sie die Sache überhaupt zur Sprache gebracht hatte. »Sie haben nie gefragt. Ihr Götter, was für ein Schlamassel! Denk nicht darüber nach! Es tut mir leid, dass ich das gefragt habe. Sie haben mir nur leid getan.«
»Das tun sie mir auch. Ich würde es ja machen. Sag es ihnen, wenn du willst. Wie Freunden. Ich denke, sie wären in dieser Beziehung sehr vernünftig. Ich denke, ich könnte es auch sein.«
Einen Mann zur Vernunft
auffordern! Ihm vertrauen!
Ihr Götter, das ist es, was sich verändert hat, nicht wahr? Er ist so zuverlässig wie ein Felsen. Er würde in dieser Hinsicht keine Spiele treiben. Die Besatzung würde das auch mit ihm nicht tun. Sie respektiert ihn. Die Mitglieder behandeln ihn wie eine Schwester
-
in Crewfragen. Keine einzige von ihnen ist kleinlich oder gehört zu der Sorte, die im Bett oder danach etwas beweisen muss. Bei Frauen, mit denen man vierzig Jahre zusammengearbeitet hat, weiß man das; sie würden auch wissen, dass er nur ausgeliehen ist. Für sie würde ich das Risiko eingehen.
Aber was gut für ihn ist, darauf kommt es an. Das würden die anderen auch nie in Frage stellen. Die Götter wissen, dass ich es auch nie täte.
»Ich denke, du könntest ihnen vertrauen«, sagte sie. »Das gilt für sie alle, wenn es für eine gilt, wenn du verstehst, was ich meine. Ich sage dir nur, dass es in Ordnung ist, was mich angeht. Es macht mich weder glücklich noch unglücklich. Ich dachte nur... - na ja, wenn es jemals passiert, dann musst du keine Ausflüchte machen.
»Ich habe nie...!«
»Ich weiß. Ich sage dir nur, wie ich es empfinde. Wenn je eine, dann alle. Vergiss das nicht! Zu Hause würde ich einfach für eine Handvoll Tage hereinschneien und deine anderen Frauen hinausjagen; das längste waren bisher fünf Tage, nicht wahr? Ich fühle mich schuldig, wenn ich mich so lange an dich klammere. Das wird richtig zur Besessenheit. Ich dachte, dass vielleicht, wenn sich die
Weitere Kostenlose Bücher