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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Organ-Auktionator. Eine Riesenkatastrophe ist so was nicht, mehr eine Unannehmlichkeit, aber das Rausreißen tut natürlich weh, und manchmal werden die Nerven nicht wieder richtig zusammengespleißt. Aber solange Sie eine Versicherung gegen sämtliche Risiken haben…«
    »Das ist ja abscheulich! Gibt’s heutzutage eigentlich überhaupt keine Polizei mehr?«
    »Doch, selbstverständlich«, erwiderte der Gardist gereizt. »Linsenklaus brauchen eine Lizenz, und die Schieber auch, und wenn sie schlampige Arbeit leisten, werden sie zu Geldstrafen verknackt und müssen sich nachschulen lassen.«
    »Nachschulen?! Man kann für solche Betätigungen wahrhaftig eine Ausbildung machen?«
    »Aber Rimsky, man will doch nicht, daß sich Amateure auf so etwas stürzen, oder?« schalt Nixy, blickte sich im Tunnel ängstlich um. »Hör mal, wir sollten hier nicht rumstehen und zanken. Ich hab echt Bammel, daß die Demonstranten vielleicht Möglichkeiten kennen, mich sogar hier unten aufzuspüren.«
    Schlinger.
    Alles ringsum verschwamm ein wenig. Ohne sich zu bewegen, schaukelte der Fußboden des Stollens von Seite zu Seite. In den Köpfen flammten Blitze. Ein schwefelähnlicher Geruch kitzelte die Nasen. Die Gardisten tauschten sorgenvolle Blicke.
    »Kommt so was öfters vor?« fragte Quaddel.
    Die Antwort erteilte ihm der zweite Wächter, ein stämmiger Vierschrötiger mit schwarzen Haaren. »Ich habe was derartiges noch nie erlebt? Du, Sven?«
    Der Blonde schüttelte den Kopf.
    »Wie wär’s, wir verdrücken uns mit den beiden irgendwohin, wo nichts zu befürchten ist?«
    Für einen Augenblick überlegte Sven, dann warf er sich die maisgelben, seidigen Locken aus der Stirn.
    »Danke für den Vorschlag, Osman, aber ich habe heute abend ‘ne wichtige Verabredung. Außerdem kann ‘n bißchen Abwechslung gar nicht schaden.«
    »Ich wünsche euch noch interessante Zeiten«, rief Nixy, grapschte Quaddels Arm und zerrte ihn mit sich zum Direkttranslokator.
    Im gleichen Moment ertönte ein Heulen. Plötzliche Zugluft wehte Tiergeruch durch den Stollen. »Wölfe!« entfuhr es Osman.
    »Was? Woher weißt du das?«
    »Ich kenne einen der Tierdresseure des Colosseums. Diesen Gestank kann man gar nicht vergessen… Hör doch bloß mal!«
    Neues Geheul. Schauriges Heulen. Es hallte endlos durch den steinernen Geheimgang. Und es wurde lauter. Kam es näher? Und auf einmal durchzog den Gang ein zweiter Geruch, der von einem riesigen Kater auszugehen schien, und man hörte einen anderen Laut, etwas wie ein übellauniges Husten.
    »Und dabei hatte ich Hamish ausdrücklich davon abgeraten«, stöhnte Osman, »die Löwen jetzt schon anzukündigen. Es ist noch zu früh, hab’ich ihm gesagt, du weißt nicht, wie akkurat die Replikation ist, als ich ‘n Kind war, hat mir mein Opa ein Buch mit Tierfotos gezeigt, und ich erinnere mich genau, daß die Löwen ‘ne andere Farbe hatten, und wenn sie auf dem schottischen Königswappen tausendmal knallrot gewesen sind.«
    Ein dumpfes Röhren hallte, gefolgt von lauterem Geheul und Gebrüll als zuvor.
    »So etwas ist doch einfach unvorstellbar«, meinte Sven nach kurzem Schweigen. »Ich meine, daß entweder die Wölfe oder die Löwen ausbrechen, kann man sich denken, aber beide zur gleichen Zeit… Das ist doch nicht normal.«
    Bei seinen Worten begann Nixy zu wimmern.
    »Das muß wieder einer der grauenvollen Vorfälle sein, die überall geschehen, wohin ich gehe…!«
    Und – schwupp! – sprang sie in den Direkttranslokator.
    »Warte!« schrie Quaddel und schloß sich überstürzt an. Eine scheußliche Sekunde lang befürchtete er, sie könnten getrennt werden und keine Gelegenheit mehr haben, um sich wiederzufinden, doch er war schnell genug, konnte ihre Hand erhaschen. Sie waren noch zusammen, als sie am Zielort eintrafen.
     
    »Welches Ziel hast du für uns gewählt?«
    »Woher sollte ich wissen, daß ich…? Ich dachte, du suchst das Ziel aus.«
    »Oh.«
    Als erstes fiel ihnen die Ruhe auf; Ruhe, keine Stille, denn man hörte zahlreiche Geräusche, aber alle sanft und leise: Rascheln dürren Laubs, entferntes Gluckern eines Bachs, dessen Wasser wohl eher sickerte als floß, und nicht über Steine, sondern Kiesel; das ganz schwache Summen eines Bienenstocks in genau dem Abstand, in dem schon das Umschlagen des Windchens ihn unhörbar machen müßte.
    Als zweites wurden sie sich der Sonderbarkeit des Lichts bewußt, das wirkte, als ob es durch tiefes, aber klares Wasser herabdränge. Es erhellte

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