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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Holmes.
    Quaddel blinzelte verständnislos.
    »Sicherlich unterstellen Sie doch nicht, daß er, Watson oder ich >realistischer< sein könnten, hätten wir Richard Löwenherz, Heinrich den Achten oder Churchill zu spielen? Wir wären deswegen nicht im mindesten historischeren Charakters. Die Vergangenheit ist unerreichbar, also besteht kein Unterschied.«
    »Einen Moment mal…« Halb stand Quaddel auf, doch Nixy legte ihm eine Hand auf den Arm und hielt ihn zurück.
    »So leid’s mir tut«, flüsterte sie ihm zu, »aber mein HyperMemo bestätigt seine Argumentation. Alle historischen Daten sind unter Irrtumsvorbehalt gespeichert.«
    »Mr. Carnacki«, rief Mrs. Hudson zur Tür herein, und damit war jede Gelegenheit zur Fortsetzung der Diskussion vorbei.
    In krassem Gegensatz zu Holmes war der Abkömmling ein in Tweed gekleideter, stattlicher, rotgesichtiger Mann mittleren Alters, der mit barscher Stimme sprach und dessen Miene unverhohlen den Argwohn ausdrückten, er könnte unter falschen Vorspiegelungen in dies Haus gelockt worden sein.
    »Sie sollten lieber einen gut begründeten Anlaß dafür anführen können, mich geholt zu haben«, murrte er, während er sich in einen Sessel sinken ließ, aus dem Watson vorher hastig einen Stapel Papiere entfernt hatte. »Ich bin en mute zur Untersuchung der Manifestation einer seit langem ausgestorbenen Spezies von Marsianern im Öffentlichen Direkttranslokationsbüro gewesen…«
    In der Höhe heulte etwas.
    »…dessen Nebeneffekte Sie gerade hören.«
    »Aha«, antwortete Holmes. »Aber interessiert Sie etwa nicht der Grund, aus dem nicht allein diese Manifestation, sondern außerdem gewisse andere unwillkommene Vorfälle – in Italien, Mexiko, Kalifornien – sich genau an einem Zeitpunkt ereignen, an dem sich ein Mitglied der Familie Anangaranga-Jones auf der Erde aufhält?«
    Geisterjäger Carnackis Schroffheit verebbte. »Und welche Hypothese vertreten Sie?« fragte er nach einem Weilchen.
    »Zuerst mochte ich selbst nicht daran glauben. Erst nach Ausschluß des Unmöglichen sah ich mich zu der Schlußfolgerung gezwungen, daß das, was übrig ist, wie unwahrscheinlich es auch zu sein scheint, die Antwort sein muß. Die Geschehnisse, die Miss Anangaranga-Jones’ Besuch auf der Erde begleiten, sind auf keine andere Weise erklärlich, als durch das Wirken eines Wesens von unendlicher Bosheit, aber begrenzter Wahrnehmung – jedenfalls was unsere Anordnung der Dimensionen betrifft –, das gegen sie einen Rachefeldzug ausgeheckt hat. Die Unzulänglichkeit des Wesens erklärt, warum die vorerwähnten Vorkommnisse sie nur indirekt betroffen haben: man muß unterstellen, daß das Wesen an einer dimensionsbezogenen Form der Fehlsichtigkeit leidet. Ich bin sicher, Miss Anangaranga-Jones wird mir darin zustimmen, daß nicht die geringste Kleinigkeit an ihren Erlebnissen zu meiner Analyse der Situation im Widerspruch steht.«
    Er beendete sein Darlegungen mit einem lässigen Wink der Hand. Carnacki äußerte darüber seine Meinung, bevor Nixy dazu kam, ihre Ansicht auszusprechen.
    »Was für ein… fürchterlicher… Quatsch«, sagte der Geisterjäger, betonte gedehnt die beiden letzten Wörter. Er beugte sich vor. »Ich habe bereits eine einfachere und logischere Erklärung gefunden. Es gibt bestimmte Gruppierungen – oder nicht? –, die es als sittenwidrig erachten, wenn einer Person ein ganzer Planet gehört, gar nicht zu reden von einem kompletten Sonnensystem, und die sich speziell den Anangaranga-Jones-Clan zum Erzfeind erkoren haben, und zwar mit der Begründung, daß die exzessiven Übertreibungen des Familienoberhaupts die dem Rest unserer Spezies verfügbaren Energieressourcen um null Komma null siebenundsiebzig Prozent verringern und infolgedessen der gegenwärtige Zyklus des Universums um anderthalb Wochen verkürzen.«
    Bei diesen Worten befiel Nixy wieder ein Zittern. Bei der Erinnerung an das unbegreifliche Aufkreuzen der Demonstranten im Londoner Öffentlichen Direkttranslokationsbüro tastete Quaddel nach Nixys Hand und drückte sie, wie er hoffte, auf ermutigende Weise; sie lohnte es ihm mit einem kurzen Druck ihrer Hand.
    »Berücksichtigt man, daß Leute mit derartigen Auffassungen bekanntermaßen zum Pöbel neidzerfressener Versager zählen, wird die wahre innere Logik des Geschehens offenkundig. Nachdem sie erfahren hatten, daß ein Mitglied der ihrerseits so tief verabscheuten Familie die Erde besucht, planten diese Nichtswürdigen, sich statt an dem

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