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Chaosprinz Band 1

Chaosprinz Band 1

Titel: Chaosprinz Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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Verwirrt rolle ich mich auf der Seite zusammen und versuche, wieder einzuschlafen. So viele verwirrende Gedanken und Gefühle, ich versteh es nicht…

8. Kapitel

    In dem ich mich in mein neues Leben schaukle
    Ich überstehe die restliche Nacht ohne weitere Alpträume und als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich ausgeruht und entspannt. Wahrscheinlich hat es sich bei den verwirrenden Gefühlen von gestern nur um ein Produkt meines überreizten Gehirns gehandelt. Die neuen Eindrücke und Gedanken haben meine Fantasie angestachelt und durcheinandergebracht. Wir alle müssen uns erst an die neue Situation gewöhnen.
    Und was die Alex-Sache angeht: Ich lasse mich einfach zu schnell von schönen Männern beeindrucken. Das ist definitiv eine meiner Schwächen, aber deshalb noch lange kein Drama. Er ist mein Stiefbruder und ein ziemliches Arschloch – mehr nicht.
    Ich setze mich im Schlafsack auf und strecke meine verschlafenen Glieder. Laut gähnend werfe ich einen Blick auf das Display meines Handys. Die Ziffern sagen mir, es wäre bereits 11.30 Uhr. Was? So spät? Warum hat mich denn keiner geweckt? Ich befreie mich aus dem Schlafsack und sprinte in Richtung Bad. Wahrscheinlich habe ich das Frühstück verschlafen… Gott, die hätten mich aber auch echt wecken können. Und Joachim hat mir einen gemeinsamen Einkaufsbummel versprochen.
    Das Sonnenlicht, das durch die großen Dachfenster hereinscheint, verspricht einen schönen, warmen Sommertag. Ein letztes Mal versuche ich, meine langen Haare mit den Händen in Ordnung zu bringen, dann klettere ich durch die Bodenluke und die steile Treppe nach unten.
    Das große Haus wirkt bei Tag freundlich und einladend. Nur zu gerne würde ich mich noch ein bisschen in den anderen Räumen der Villa umsehen, aber ich traue mich nicht. Kommt bestimmt auch nicht besonders gut an, wenn ich gleich mal alle Schubladen öffne und die Dreckwäsche durchwühle…
    Mein Weg führt mich direkt in die Küche. Bei uns zu Hause war dieser Raum immer das Herz des Hauses. Ma saß am Kopf des Tisches, die Knie angezogen und eine große Kaffeetasse in den Händen, auf der ein rosa Glücksschwein abgebildet war. Inge erzählte, wer aus unserem Bekanntenkreis schwanger, fett oder geschieden wurde, Oma und Kalle diskutierten über die aktuellen politischen Entscheidungen aus Berlin, Vivienne berichtete uns von den Liebeskünsten ihrer neusten Eroberungen und Armin suchte schon mal das Kinoprogramm für den Abend heraus und las uns die einzelnen Kritiken zu den Filmen vor.
    Ich kann einen kleinen Seufzer nicht vermeiden. Der Gedanke an meine Lieben zu Hause tut ziemlich weh. Ich darf jetzt nicht daran denken , wiederhole ich stumm in meinem Kopf wie ein Mantra. Nachher werde ich Ma anrufen, das habe ich ja versprochen, aber bis dahin muss ich mich zusammenreißen.
    Ich betrete den Raum und bleibe wie angewurzelt stehen. Keiner ist da. Die Küche, mit ihren modernen Gerätschaften und den breiten, sauberen Arbeitsflächen, liegt verlassen vor mir. Ich setze mich auf einen der Barhocker, die am Küchenblock stehen, und schnappe mir eine Karotte, die geschält und geputzt auf einem Küchenbrett liegt und anscheinend darauf wartet, in kleine Stückchen geschnitten zu werden. Knackend kaue ich auf dem rohen Zeug herum. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich seit dem Brötchen gestern im Zug nichts mehr gegessen habe. Wie auf Kommando beginnt mein Magen auch schon zu knurren.
    »Na, da hat aber einer Hunger. Warte, ich mache dir gleich was Richtiges, von der Karotte wirst du sicher nicht satt.«
    Erschrocken drehe ich mich um. Ich habe die ältere Frau gar nicht bemerkt. Ihre grauen Locken sind im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden. Sie trägt eine weiße, schlichte Bluse und eine hellblaue, weite Stoffhose. Ich schätze sie so auf die sechzig, aber ihre geröteten Wangen und das herzliche Lächeln um die Mundwinkel verleihen ihr die Ausstrahlung eines jungen Mädchens. Der warme Glanz in ihren Augen hat eine unglaublich beruhigende Wirkung. Ich mag sie jetzt schon.
    »Du musst Tobias sein. Ich bin Martha, die Köchin und Haushälterin der Zieglers. Wie war die erste Nacht in deinem neuen Zuhause? Hast du gut geschlafen?«
    »Ja, ich bin Tobi. Freut mich sehr, Sie kennenzulernen…«
    Wild mit den Händen fuchtelnd unterbricht sie mich: »Sag bitte du zu mir. Ich habe Bettina schon mit Babybrei gefüttert und Alex, Maria und die Zwillinge aufs Töpfchen gesetzt, da gehört man schon fast zur Familie.

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