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Chaosprinz Band 1

Chaosprinz Band 1

Titel: Chaosprinz Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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meine zitternde Stimme. »Was kann ich dafür, wenn ihr euch die allergrößte Mühe gebt, jedes einzelne Klischee zu erfüllen…!«
    »Wir konnten ja schlecht deine Erwartungen enttäuschen.« Wie der personifizierte Sarkasmus sitzt er vor mir und rammt mit jedem neuen Wort seinen spitzen Dolch in meine Brust. »Du bist hierhergekommen, eingebildet und stolz! Was für ein tolles Verhältnis du doch zu deiner Mutter hast, wie offen und alternativ du aufgewachsen bist in deiner Pseudo-Hippie-Gemeinschaft. Und uns hast du nur belächelt, weil wir deiner Meinung nach nur reiche, eindimensionale Snobs sind, emotionale Krüppel und gesellschaftlich, kulturell und sozial unterentwickelt…!«
    »… emotionale Krüppel...?«, wiederhole ich flüsternd und starre in seine grauen Augen, in denen ein kaltes Feuer lodert. Ich will weg hier! Ich will ihm eine reinschlagen! Ich will, dass er mich in den Arm nimmt und um Verzeihung bittet! Ich will, dass er aufhört, diese schlimmen Dinge zu sagen! … Ich will, dass er nicht mehr recht hat…
    »Hör auf!« Schnell rapple ich mich auf, versuche auf die Beine zu kommen, doch er hält mich am Arm fest und zieht mich zurück aufs Sofa.
    »Du magst es nicht, wenn man dir die Wahrheit sagt, oder?« Herablassend grinst er mich an.
    »Oh, ich vergaß, Ehrlichkeit wird in diesem Haus ja scheinbar so groß geschrieben! Ist mir gestern erst wieder aufgefallen, als wir alle in diesem Restaurant saßen und den herrlichen Fisch gegessen haben! Da hat nun wirklich jeder über seine tiefsten Empfindungen gesprochen und sein Herz geöffnet! Was für eine offene und sensible Familie!« Was du kannst, kann ich schon lange!
    Alex' Miene verfinstert sich noch mehr, seine Wangenknochen treten hervor, so sehr beißt er sich auf die Zähne. »Du hast keine Ahnung!«, zischt er.
    »Nein, woher denn auch? Ihr erklärt mir doch nichts!«
    »Es geht dich ja auch nichts an!«
    Das hat wehgetan! Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich kann die heiße Flüssigkeit spüren, die sich hinter meinen Augen sammelt, spüre, wie sie langsam feucht werden, wie die Umrisse von Alex' Körper ein bisschen verschwimmen... Nein, nicht heulen! Bitte, Tobi, reiß dich zusammen, du darfst nicht vor ihm zu weinen anfangen. Ich senke kurz den Blick und blinzle zweimal. Meine Kehle ist wie zugeschnürt.
    »Ich weiß, dass ihr mich nicht haben wollt«, krächze ich unheimlich leise. Es auszusprechen tut tausendmal mehr weh, als es einfach nur zu denken… oder zu wissen.
    »Genauso wenig wie du hier sein willst. Du bist mit deinen kindischen Erwartungen hergekommen, dem Bild der Traumfamilie, und jetzt, nach zwei Wochen, in denen nicht alles so gelaufen ist, wie du es gerne wolltest, machst du einen auf leidenden Helden, der sich in seinen festgefahrenen Ansichten bestätigt sieht. Und dabei geht es immer nur um dich: deine Gefühle, deine Wünsche, deine Ängste… Hast du auch nur einmal an uns gedacht? Daran, was das alles für uns bedeutet?«
    »Das ist nicht fair«, flüstere ich und beobachte meine Hände, die ich im Schoß ineinander verknotet habe. Ein kleiner Wassertropfen fällt mir auf den Daumen und dann noch einer. Ich heule doch…
    »Nein, das ist wirklich nicht fair.« Auch seine Stimme ist nun leiser, aber von ihrer Härte hat sie nichts verloren. »So hat wohl noch niemand mit dir gesprochen... Wer ist hier der verwöhnte, kleine Snob?!«
    Ich kann nicht mehr! Wankend stehe ich auf. Dieses Mal hält er mich nicht fest. Er sagt auch nichts mehr. Ich drehe mich um und laufe aus dem Zimmer, werde mit jedem Schritt schneller.
    »Der Film ist doch noch nicht zu Ende? Oder?« Martha schaut mir fragend hinterher, als ich an ihr vorbeieile. In der Hand trägt sie ein Tablett mit zwei Gläsern Cola und einer kleinen Glasschale mit Gummibärchen.
    Ich antworte nicht, kann ihr nicht ins Gesicht schauen. Heiße Tränen laufen mir die Wangen hinunter, ich nehme die Umrisse der Treppe nur verschwommen wahr. So schnell ich kann, renne ich die Stufen nach oben, halte mich dabei am Geländer fest. Ich weiß gar nicht richtig, wie ich in mein Zimmer gekommen bin und eigentlich ist es mir auch egal. Krachend lasse ich die Bodenluke zufallen. Wie hypnotisiert steuere ich auf Noresund zu und werfe mich kraftlos in die Kissen.
    Ich liege auf dem Bauch. Es ist so still hier. Alles, was ich hören kann, ist mein Herz, es schlägt ganz langsam, schwerfällig, als könnte es nur mit der allergrößten Mühe seiner Arbeit

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