Chaosprinz Band 2
will – sprich: Sex!«
Wenn ich krank bin, habe ich schlechte Laune, und wenn ich schlechte Laune habe, dann werde ich schnell fies. Marc sieht mich bitterböse an und hält sich dann sein Handy ans Ohr.
»Ja?«, sagt er freundlich. »Oh, hallo…«
Es ist wirklich Manu. Marc fängt sofort an im Wohnzimmer auf und ab zu gehen.
»Ja, das Essen ist gleich fertig. Hm, super … Ich habe einen ganzen Topf Suppe gekocht, es ist also reichlich da. Wieso fragst du? Hast du so einen Hunger?«
Er grinst versonnen und stellt sich wohl gerade einen ausgehungerten, erschöpften Manu vor, den er verwöhnen darf. Dann verdunkelt sich seine Miene, das Lächeln verschwindet und er bleibt abrupt stehen.
»Auf gar keinen Fall«, sagt Marc entschieden.
Eine Pause, in der Manu am anderen Ende der Leitung scheinbar auf ihn einzureden versucht.
»Nein, das halte ich für eine ganz schlechte Idee. Das ist mir egal! Tobi schläft sowieso die ganze Zeit. Er ist sehr erschöpft und braucht seine Ruhe.«
Ich sitze putzmunter auf dem Sofa und starre Marc verwirrt an.
»Manu, wenn du ihn hier mit anschleppst, dann lasse ich euch nicht rein«, faucht Marc wütend. »Nein, ich werde nicht darüber nachdenken. Ja, bis dann!« Er legt auf und wirft das Telefon mit finsterer Miene auf den Esstisch.
»Was?«, frage ich sofort. »Was war los? Wen will Manu mitbringen?«
Mein Herz fängt auf einmal wie verrückt zu klopfen an. In mir wächst eine aufgeregte Vorahnung…
»Deinen Mathelehrer«, meint Marc trocken. »Er vermisst dich sehr und möchte dich unbedingt besuchen kommen.«
»Marc«, bettle ich und rutsche nervös auf dem Sofa hin und her.
»Deck dich wieder zu!«, befiehlt Marc streng. »Wenn du dich wieder verkühlst, wird es richtig gefährlich.«
»Ich lege mich sofort ganz brav hin, wenn du mir erzählst, wer mit Manu auf dem Weg hierher ist.«
Marc seufzt und verdreht die Augen. Dann setzt er sich zu mir an den Rand des Sofas und zieht mir die Decke wieder bis zum Kinn hoch.
»Manu hat ein paar Straßen weiter Alex getroffen«, erzählt Marc unwillig. Puls und Herz rasen, machen Hopser und vollführen ein Tänzchen. »Alex wollte dich besuchen.«
Ich strahle. »Echt?«
»Ja, echt«, meint Marc mit ernster Miene. »Aber ich halte das für keine gute Idee. Ihr solltet ein bisschen auf Abstand gehen und euch etwas mehr Raum geben.«
Ich schnaube und verschränke abweisend die Arme vor der Brust. »Nur, weil du der Meinung bist, dass man Probleme am bestens löst, indem man sie totschweigt.«
Marc schüttelt den Kopf. »So ist es nicht, das weißt du. Aber ich sehe nun mal keine Zukunft für euch beiden, wenn ihr euch ständig immer nur im Kreis dreht. Alex pfeift und du kommst angerannt. Du willst ihm helfen und machst doch alles nur noch schlimmer und er weiß gar nicht mehr, was überhaupt richtig und was falsch ist und verletzt dich so unabsichtlich am laufenden Band. Wie lange soll denn das noch so weiter gehen?«
Darauf weiß ich keine Antwort. Betroffen lasse ich den Kopf sinken. Selbst wenn ich es nicht wahrhaben will, aber in seinen Worten schwingt ein Hauch von Wahrheit mit.
Ich will ihn sehen. Gesprochen haben wir uns schon. Am Montagnachmittag klingelte endlich mein Handy. Krächzend und röchelnd ging ich ans Telefon. Ich hatte geschlafen und war reichlich verwirrt.
»Hallo?«, fragte ich mit heiserer Stimme.
»Bambi? Wie geht es dir? In der Schule hieß es, du bist krank?«
»Ja, ich habe eine Erkältung«, murmelte ich leise. Mein Herz klopfte heftig.
»Schlimm?« Er klang ehrlich besorgt. Mir wurde warm. Viel wärmer als jedes Fieber dieser Welt.
»Nein, nicht so sehr«, beruhigte ich ihn.
»Gut…«
Es folgte eine Pause. Ich wartete ab. Meine Finger zitterten. Würde er mir meine Fragen beantworten, ohne dass ich sie ihm stellen musste? Nein, das tut er nie. Nicht von selbst.
»Alex…«, nuschelte ich schließlich. »Hast du mir was zu sagen?«
Wieder eine Pause.
»Alex, warum hast du Pa von uns erzählt?«
»Ich dachte, das wolltest du immer. Du hast doch ständig davon gesprochen, sich zueinander zu bekennen«, meinte er gereizt. »Und jetzt bist du sauer? Ich verstehe dich nicht.«
»Wirklich nicht?«, fragte ich leise. »Kannst du dir nicht denken, warum ich verletzt und traurig bin?« Meine Stimme zitterte genauso wie der Rest meines Körpers.
Erneut schwieg er. Dann siegte sein Trotz: »Nein, ich kann es mir nicht denken.«
»Na gut«, krächzte ich und rieb mir erschöpft über
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