Chaosprinz Band 2
flüsternd. Bettinas Wangen sind gerötet und sie sieht sehr nervös aus. Auch Maria ist aufgeregt. Nur Alex präsentiert, wie gewohnt, seine kühle Miene.
»Huhu!«, brüllt Ma quer über die Tanzfläche und fuchtelt wild mit den Armen. »Bettina, schau mal, wer da ist.«
Sowohl Pa, als auch Bettina zucken bei dem Anblick des jeweils anderen heftig zusammen. Ihre Blicke treffen sich und sofort werden sie noch viel röter beziehungsweise blasser. Ma schiebt sich gut gelaunt durch die tanzenden Pärchen, die uns alle neugierig anstarren, und steuert schnurstracks auf Bettina und ihre Kinder zu.
»Hallo, Daddy«, ruft Timmy und lächelt.
»Hallo, mein Kleiner.« Pa nimmt den Jungen in den Arm. Seine Hände zittern. Auch Maria kommt schüchtern und unsicher lächelnd auf ihn zu und lässt sich von ihm umarmen. »Wie geht es dir, Süße?«, fragt er sie leise.
»Hm…« Sie zwingt sich zu einem Nicken.
Ich lächle Elena zu und begrüße dann Bettina, was gar nicht so leicht ist, da sich Timmy an mir festklammert. Er hat seine Arme um meinen Bauch geschlungen und drückt sein kleines Gesicht gegen meinen Pullover.
»Hallo«, sage ich verlegen zu Bettina.
»Hallo, Tobi.« Sie küsst meine Wange.
»Es tut uns leid, dass wir so unangekündigt hier vorbeischauen, aber… wir dachten, wenn wir schon mal in der Nähe sind…« Ich zucke mit den Schultern.
»Ist schon okay…«, nuschelt sie und fängt an, mir einzelne Strähnen meines langen Haars aus der Stirn zu streichen. Timmy klebt immer noch an mir und ich muss aufpassen, dass ich nicht über ihn stolpere, als ich zur Seite trete, damit sich Pa und Bettina begrüßen können.
Die Stimmung ist mehr als nur angespannt. Wir wünschen uns wohl alle gerade an einen anderen Ort. Verlegen und peinlich berührt versucht man, den Blicken der anderen auszuweichen, und vermeidet es, irgendjemanden ins Gesicht zu schauen.
»Hallo«, krächzt Pa schließlich.
»Hallo«, piepst Bettina.
»Schön.« Ma klatscht in die Hände. »Schritt eins der menschlichen Kommunikation ist somit erledigt.«
Ich sehe sie warnend an.
»Joachim?« Die helle Stimme von Lydia Pohlmann lässt mich zusammenzucken. Sie kommt mit ausgestreckten Armen und einem falschen Lächeln auf den Lippen auf Pa zu. »Das ist ja eine Überraschung.«
Pa fühlt sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Er lässt es zu, dass Lydia ihn in den Arm nimmt.
»Wie nett, dass du da bist.« Ihre Augen sind eiskalt.
»Ja… Also, es tut mir sehr leid, wenn ich euer –«
»Nein, nein, nein«, unterbricht ihn Lydia sofort, ohne auch nur abzuwarten, was er überhaupt sagen möchte. »Ich bin von dieser Überraschung ganz angetan, wirklich.« Wieder dieses Lächeln. »Wenn ich mich recht erinnere, bist du ein ausgezeichneter Tänzer, Joachim. Du kannst uns Damen bestimmt hilfreich zur Seite stehen. Wir sind schon ein bisschen eingerostet.«
Sie lacht hell und gekünstelt. Ma erwidert ihr Lachen laut und ebenso falsch. Ich zwicke ihr in den Oberarm.
»Ma, bitte…«
»Was denn?«, fragt sie und sieht mich verständnislos an. »Das macht man hier so, Tobi. Hier lacht man hoch und gepresst, hier redet man gestochen und durch die Nase. Das ist der Standard. Ich passe mich doch nur an.« Sie zwinkert mir vielsagend zu und schnappt sich dann Timmys kleine Hand, die sich immer noch an meinem Pullover festkrallt.
»Komm, Tim«, flötet sie mit verstellter Stimme. »Lass uns zu den Gummibären gehen. Ich habe gehört, die sind ganz vorzüglich.«
Timmy lacht fröhlich. Scheinbar findet er Mas Spiel lustig. Gemeinsam mit den Zwillingen und Elena verzieht sich Ma in Richtung Buffet.
»Wir reden später…«, flüstere ich Elena im Vorbeigehen zu. Sie nickt und lächelt.
»Und wir sollten hier auch nicht so tatenlos herumstehen, oder?« Lydia legt eine Hand auf Marias Schulter. »Ich glaube, dein Großcousin Patrick wollte doch noch mit dir tanzen. Dort drüben steht er. Patrick? Huhu.«
Sie winkt den großen, schlaksigen Kerl näher. Er kommt herbeigeschlurft, sieht aber wenig motiviert aus. Lydia schubst Maria und Patrick auf die Tanzfläche und die beiden stellen sich mit hängenden Schultern und finsteren Gesichtern gegenüber voneinander auf.
»Unser Alex ist ja schon versorgt«, meint Lydia nun verschwörerisch grinsend und strahlt ihren Enkel stolz an.
»Großmutter, ich –«, setzt Alex an, doch Lydia unterbricht ihn sofort.
»Kein Wort mehr, Alexander.« Nun wird ihr Blick fester, härter… strenger. »Ich
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