Chaosprinz Band 2
Geliebten, einen Partner, einen Seelenverwandten, einen Verbündeten… Einen Freund.
Und dieser Freund hält mich im Arm, als am Himmel über München tausende helle Lichter wie bunte Sternschnuppen aufleuchten. Es knallt, zischt und pfeift. Mal erstrahlt der Himmel in hellem, rotem Glanz, dann wird auf einmal alles blau… oder grün… oder gelb… Sternenregen wechselt sich mit runden, knallenden Blumen ab, die sofort und in Sekundenschnelle in der Luft verglühen.
Auf der Straße vor Marcs und Manus Haus herrscht ein wildes Durcheinander. Alle sind extrem gut gelaunt, umklammern ihre Sektgläser und drücken ihren Nebenmännern und -frauen Küsse auf die Wangen. Wir haben die Wohnung zwanzig Minuten vor Mitternacht verlassen und uns auf der Straße versammelt, um das Feuerwerk anzuschauen.
»Ein frohes neues Jahr, Bambi«, haucht mir Alex ins Ohr. Er steht hinter mir und hat beide Arme um meinen Körper gelegt. Sein Kopf lehnt an meinem.
Ich starre in den Himmel. »Dir auch ein… ein schönes neues Jahr…«
In den letzten fünf Monaten habe ich einiges gelernt. Ich weiß nun, dass ich selbst weniger tolerant gewesen bin, als ich bis dato immer von mir angenommen habe, ich verstehe inzwischen, dass nichts so ist, wie es scheint, und mir ist klar geworden, dass die Liebe, obwohl doch eigentlich so einfach, das schwierigste und seltsamste aller Gefühle ist. Schwierig und seltsam… Sie macht einen verrückt. Verrückt vor Freude, vor Angst und vor Trauer.
Ich schließe die Augen. Das Feuerwerk verschwindet. Ich kann Janosch lachen hören… und Marcs Rufe, die Manu warnen, vorsichtig zu sein, wenn er eine Rakete anzündet. Jens sagt irgendetwas Sarkastisches und Tom kichert zustimmend. Dann knallt und zischt es wieder. Die Rakete muss wohl gerade in die Luft geschossen sein. Von den Menschen um mich herum kommen helle Oh! - und Aha -Rufe.
Alex küsst meine Wange.
Verrückt vor Freude und vor Trauer… Ich liebe dich. Ich muss es nicht sagen, du weißt es, du spürst es…
Die anderen stoßen klirrend ihre Sektgläser aneinander und wünschen sich laut und fröhlich ein glückliches neues Jahr. Ich lehne an Alex' Brust und kann die Tränen nicht aufhalten, die mir die Wangen herunterkullern.
***
»Aufwachen, Bambi!« Weichen Lippen streifen über mein Gesicht.
Ich bin schon wach, schon lange… Trotzdem halte ich die Augen geschlossen, genieße die zärtliche Liebkosung. Hmmm… ist das schön… Eine warme Hand streichelt mir über den Kopf, lange Finger spielen mit meinen Haaren. Meine Stirn wird von ein paar vorwitzigen Strähnen befreit. Überall dort, wo mich die vorsichtigen Finger berührt haben, glüht meine Haut.
Ich schnurre leise, als mich ein starker Arm von hinten umfasst. Ich werde an einen warmen Körper gezogen. Die Augen immer noch geschlossen, lehne ich mich an die feste Brust.
»Ich muss gleich aufstehen«, raunt Alex mit tiefer Stimme und drückt mir einen Kuss auf die Schulter. »Es wird Zeit. In vier Stunden müssen wir am Bahnhof sein.«
Seine Lippen wandern in meinen Nacken und weiter bis zu meinem Ohr. Seine heiße, feuchte Zunge spielt mit meinem Ohrläppchen. Er saugt zärtlich an ihm, saugt und leckt. Ich entspanne mich vollkommen. Ruhig und tief pocht das Herz in meiner Brust. Viel zu ruhig…
Die Hand, die sich kraulend über meinen Bauch bewegt, schenkt mir eine wunderbare Gänsehaut. Seufzend schmiege ich mich an ihn.
»Bambi, sprichst du heute gar nicht mit mir?«
Ich kann nicht. Ich kann nichts sagen. Wenn ich den Mund aufmache, fange ich an zu heulen. Und das will ich nicht. Ich will nicht weinen, wenn du neben mir liegst. Das mache ich dann später.
Alex übersät meinen Nacken, die Schultern und den Hals mit tausend kleinen Küssen. Er seufzt leise, als er seine Nase in meinem Haar vergräbt.
»Du riechst gut«, raunt er.
Du auch. Mit geschlossenen Augen drehe ich mich auf den Rücken. Er beugt sich über mich, legt sich fast auf mich. Ich spüre ihn. Sein Gewicht, seine Körperwärme, seine Haut… Wir sind beide nackt.
»Bambi, ich muss jetzt unter die Dusche«, sagt er und fährt mit den Fingern meine Gesichtskonturen nach. »Kommst du mit…?« Frech streift seine feuchte Zunge über meine geschlossenen Lippen.
Nein.
»Antwortest du mir nicht?«
Ja.
»Oh, Bambi.« Seufzend lehnt er die Stirn an meine.
Wir küssen uns. Unsere Zungen begrüßen sich so gierig und sehnsüchtig, als hätten sie jahrelang auf eben diesen Moment gewartet. Sie ringen
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