Chaosprinz Band 2
Fremden reden?«
»Erzähl von deinem langweiligen Leben«, schlägt Alex vor. »Erzähl von deinem bösen besten Freund, der einfach so auswandert, ohne auf deine Meinung zu achten, von deinem kleinen Liebhaber, der wahrscheinlich noch an den Nikolaus glaubt, und von der schweren Bürde, als armer reicher Junge geboren zu werden.«
Tom nickt nachdenklich. »Gut, ja, das könnte ich machen…«
Als wir das Haus erreichen, in dem Manu und Marc wohnen, sind wir völlig außer Atem. Mir ist gar nicht aufgefallen, wie schnell wir gelaufen sind. Die Tür steht offen. Keuchend erklimmen wir die Stufen. Aus dem oberen Stockwerk kann man bereits den Klang von dumpfer Musik und leise Stimmen vernehmen. Ich drücke auf den Klingelknopf. Manu öffnet uns die Tür.
»Hallo, Kleiner«, begrüßt er mich fröhlich. »Schön, dass ihr da seid.« Er nimmt mich strahlend in die Arme. Auch Alex wird mit einer Umarmung begrüßt. Natürlich einer kürzeren, männlicheren…
»Wir haben euch was mitgebracht«, sage ich aufgeregt.
»Das sehe ich«, meint Manu schmunzelnd. »Aber ich weiß nicht, was Marc davon halten wird, er war schon von Ikea wenig begeistert. Und außerdem ist das ja auch eine Platzfrage.« Er grinst Tom an.
»Nein, Tom habe ich nicht gemeint«, sage ich grinsend.
»Den willst du nicht haben«, unterbricht mich Alex und sieht Manu ernst an.
»Doch, doch«, ruft Tom fröhlich. »Adoptier mich! Ich mache auch bestimmt keinen Dreck – nun, ja, oder zumindest wenig – und ich habe viele lustige Talente, mit denen ich euch unterhalten kann.«
Manu muss lachen und Alex drückt eine Hand in Toms Rücken und schiebt ihn durch die Wohnungstür.
»Das ist mein bester Freund Tom«, erklärt er Manu. »Er ist etwas anhänglich…«
»Hallo.« Manu reicht Tom die Hand. »Schön, dich kennenzulernen.«
»Find ich auch«, meint Tom und mustert beeindruckt Manus breite Brust.
»Wo kann ich den Salat abstellen?«
»Bring ihn in die Küche. Marc kümmert sich dann darum.«
Ich nicke und gehe, gefolgt von Alex und Tom, durch den langen Flur. Aus dem Wohnzimmer dringen fröhliche Stimmen. Ich kann Janosch lachen hören. Die Jungs sind also schon da.
In der Küche finden wir tatsächlich Marc. Er ist in ein Gespräch mit zwei Frauen vertieft. Ich kenne die beiden nicht. Sie sind wohl im selben Alter wie Manu und Marc. Die drei diskutieren scheinbar gerade intensiv über die Beziehung eines befreundeten Pärchens, das aber – soweit ich es verstanden habe – heute Abend nicht dabei sein kann.
»Hallo, Marc.« Ich lächle ihn an.
»Hallo.« Marc umarmt mich. Die beiden Frauen nicken uns freundlich zu, dann verlassen sie die Küche.
»Das waren zwei Freundinnen von uns. Sie sind gemeinsam mit Manu und mir zur Uni gegangen«, erklärt Marc beiläufig und nimmt Alex den Wein aus der Hand.
»Ich hoffe, es stört dich nicht, dass wir jemanden mitgebracht haben«, sagt Alex und deutet mit dem Daumen über die Schulter auf Tom.
»Nein, ganz und gar nicht.« Marc reicht Tom die Hand. »Essen ist auf jeden Fall genug da.«
»Ja, ich habe extra viel Salat gemacht«, werfe ich eilig ein.
»Leider ist er durch die rasante Autofahrt in eine schreckliche Unordnung geraten«, sagt Alex mit ernster Miene. »Wir hoffen, dass man ihn trotzdem noch essen kann.«
Ich ramme ihm meinen Ellenbogen in den Magen. »Sei brav und hör auf, mich zu ärgern.« Ich öffne meine Jacke. »Das macht er nämlich schon den ganzen Tag – mich ärgern, meine ich«, erkläre ich Marc.
»Tja, so wie man sie sich zieht, so hat man sie dann…« Marc zuckt die Schultern und stochert misstrauisch in meinem Salat herum. »Interessant.« Er piekt ein Salatblatt, das in etwa so groß ist, wie seine ausgestreckte Hand, auf eine Gabel und mustert es mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Er hat den Salat ganz alleine gemacht«, fügt Alex mit einem breiten Grinsen hinzu und legt einen Arm um meine Schultern. »Wir sind sehr stolz auf ihn.«
Marc nickt. »Ja, das kann ich nachvollziehen.«
Beleidigt verschränke ich die Arme vor der Brust. »Hört auf, mich zu verarschen. Der Salat ist vollkommen in Ordnung.« Ich suche nach Alex' grauen Augen. Sein Gesicht ist meinem sehr nah.
»Und du bist jetzt gefälligst brav, ich bin nämlich schon so sauer auf dich…« Mit Zeigefinger und Daumen deute ich ein kleines bisschen an.
Alex betrachtet meine Hand und grinst. »Du bist zwei Zentimeter auf mich sauer?«, fragt er amüsiert.
Der Abstand zwischen meinem Daumen
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