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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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einmal sehr müde. Mit der flachen Hand reibt er sich über Augen und Stirn.
    »Es war natürlich nicht so einfach, wie ich es mir erhofft hatte. Wir hatten kein Geld, keine richtige Zukunft und unser Leben war sehr hart. Wir waren so jung und naiv. Ich wusste nicht, was es bedeutete plötzlich Vater und Ehemann zu sein. Ich war ja gerade mal achtzehn… so alt wie du jetzt…« Er sieht mich an. Ich nicke stumm.
    »Wir haben uns, so gut es eben ging, über Wasser gehalten. Und im Großen und Ganzen ist es uns auch recht gut gelungen. Ich arbeitete hart und Bettina versuchte, unsere schäbige Wohnung so gemütlich wie nur möglich zu machen. Wir haben uns sehr bemüht… für Alex… Und er war es tausendmal wert. Ich denke, es gab auf der ganzen Welt kein lieberes, süßeres und wunderbareres Kind als ihn. Er weinte kaum, war eigentlich immer brav und so klug. Er lernte schnell und machte uns sehr glücklich.
    Zwei Jahre nach seiner Geburt kam Maria auf die Welt. Ich war unglaublich stolz auf meine Familie. Doch nun war die Wohnung natürlich viel zu klein und auch unsere finanzielle Lage war problematisch. Aber wir hatten Glück. Ich bekam eine Festanstellung als Bauarbeiter und ein guter Bekannter vermittelte uns ein kleines, altes Haus etwas außerhalb der Stadt. Wir mussten immer noch sparen und konnten uns keine richtige Renovierung leisten, aber es ging uns trotzdem etwas besser. Einige Jahre lebten wir so vor uns hin und wir hätten auch durchaus zufrieden sein können, aber…« Er schaut das Bild hinter dem Schreibtisch an und seufzt.
    »Ihr wart nicht zufrieden?«, frage ich leise.
    »Nein.« Er schüttelt den Kopf.
    »Warum?«
    »Als die Pohlmanns behauptet hatten, wir würden unsere Leben zerstören, da haben wir uns dagegen gewehrt… aber im Grunde hatten sie recht. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Wir waren so jung und wir hatten große Ziele. Ich wollte Kunst studieren und ein erfolgreicher Künstler werden und auch Bettina hatte ihre Zukunft anders geplant. Sie liebte die Kinder und tut es ganz sicher immer noch, doch mit zwanzig Jahren in einem alten Häuschen zu sitzen und den ganzen Tag nur Windeln und Babybrei um sich zu haben…
    Für sie war die Hausarbeit eine Qual, die sie nicht befriedigen konnte. Sie war so klug und ärgerte sich immer darüber, dass sie ihr Abitur nicht gemacht hatte. Und ich wollte bestimmt nicht für den Rest meines Lebens auf irgendeinem Bau Steine schleppen. Ich sehnte mich nach der Kunst, nach dem, was ich wirklich konnte…« Er sieht mir sehr ernst ins Gesicht. »Die romantische Verträumtheit unserer Kindheit war verschwunden und zurück blieb nur die harte Realität. Wir liebten uns und unsere Kinder, aber nicht das Leben, das wir führten.«
    Langsam verstehe ich.
    »Ich wollte wieder malen. Ich wollte meine Leidenschaft zum Beruf machen. Doch Bettina war davon nicht sehr angetan. Sie sagte, meine Bilder könnten uns nicht ernähren und natürlich hatte sie damit auch vollkommen recht. Sie nahm wieder Kontakt zu ihren Eltern auf, besuchte sie mit Alex und Maria und genoss den Luxus und den Reichtum in ihrem ehemaligen Zuhause.
    Heute weiß ich, dass sie mir damit nicht wehtun wollte, doch damals fühlte ich mich verraten und war sehr wütend. Wir stritten uns immer wieder. Ich war dagegen, als sie finanzielle Unterstützung von ihren Eltern annahm, doch ich ließ es zu. Es demütigte mich. Wir waren von ihnen abhängig. Doch was sollte ich dagegen tun? Ich musste einsehen, dass ich durch meine Kunst allein nicht in der Lage war, die Familie zu ernähren. Ich hätte das Malen aufgeben müssen, doch das konnte ich nicht.«
    Eine Pause. Ich kann förmlich spüren, wie die Stimmung sich aufheizt, anspannt und nur darauf wartet, sich in einem finalen Knall zu entladen.
    »So ging es eine Weile… Wir verfolgten egoistisch unsere Ziele und versuchten, den jeweils anderen mitzuziehen, ohne wirklich auf Gefühle und Bedürfnisse zu achten. Ich liebte sie genauso wie damals, doch irgendwann reichte Liebe allein einfach nicht mehr aus. Und eines Tages trennte sie sich von mir und nahm die Kinder mit zu ihren Eltern.« Er nickt traurig. »Ich war enttäuscht, packte meine Sachen und wollte für ein paar Tage zu Freunden in die Schweiz fahren. Es wurden zwei Wochen daraus.
    Als ich wieder nach München zurückkam, war Bettina aus dem Haus ausgezogen. Ich erfuhr durch gemeinsame Freunde, dass sie versucht hatte, mit mir Kontakt aufzunehmen, mich jedoch nicht erreichen

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