Chaosprinz Band 2
kremple die Ärmel nach oben. Mit einem Spül-schwamm bewaffnet, wage ich mich an den Abwasch und frage mich, ob es wohl in jeder WG so dermaßen chaotisch zugeht.
»Hey, was machst du denn da?« Kim kommt in die Küche. Er sieht unglaublich gut aus, in seinen engen, hellen Jeans und dem grauen Long-sleeve, das seinen durchtrainierten Oberkörper ganz wunderbar betont. »Ich dachte, du wolltest Kaffee kochen… Wo ist mein frischer Kaffee?« Er lässt sich auf einem der roten Plastikstühle nieder und sieht mich vorwurfsvoll an.
»Gott, du bist so ein Pascha…« Ich schüttle amüsiert den Kopf.
»Früher hat meine Mutter alles für mich gemacht, in Berlin wohne ich mit drei Mädels in einer WG – auch super – und nun habe ich ja dich.« Er grinst dreckig und sieht sehr selbstzufrieden aus.
Ich drehe mich zu ihm um und halte den nassen Spülschwamm wurfbereit in die Höhe. »Pass auf, was du sagst, du Macho!« Ich drohe ihm noch einmal grinsend mit dem Schwamm, dann wende ich mich wieder dem Geschirr zu.
Die Küche ist ein langer Schlauch, eng und vollgestellt. Auf der einen Seite befinden sich Kühlschrank, Herd, Spüle und die Küchenschränke und auf der anderen Seite steht ein länglicher Campingtisch mit vier Plastikstühlen. Es gibt wirklich nicht viel Platz und die zwei Mülltüten in der einen Ecke und der Berg von Altpapier in der anderen machen den Raum auch nicht gerade gemütlicher.
»Du könntest ja schon mal den Müll rausbringen«, schlage ich Kim vor, der etwas teilnahmslos am Tisch sitzt und mir beim Spülen zusieht. »Das ist doch eine wirklich männliche Aufgabe, oder?«
Er schnaubt nur und verdreht die Augen. Trotzdem erhebt er sich und schlurft auf die Müllsäcke zu, nicht ohne mir im Vorbeigehen einen Klaps auf den Hintern zu geben.
Ich muss lachen. »Braver Junge!«
Er murmelt irgendetwas vor sich hin, schnappt sich die beiden Säcke und verschwindet aus der Küche. Ich bin mit dem Abtrocknen gerade fertig geworden, als ich Kim die Wohnungstür aufschließen höre.
»Warum brauchst du eine halbe Stunde, um den Müll rauszubringen?«, frage ich ihn vorwurfsvoll und stemme die Hände in die Hüften. »Ich dachte schon, du wärst vielleicht in den Container gefallen oder so.«
»Ich habe einen meiner Nachbarn getroffen und ihn für heute Abend eingeladen«, erklärt Kim locker.
Ich schüttle nur den Kopf und deute auf das Altpapier in der Ecke. Kim schnaubt, bückt sich und schleppt den riesigen Stapel aus der Wohnung. Langsam mache ich mir wirklich Sorgen wegen der Party. Ob wir alles bis heute Abend schaffen?
Als Kim zurückkommt, koche ich gerade Kaffee. Er setzt sich wieder an den Tisch und lässt sich von mir eine Tasse reichen. Wir frühstücken nur eine Kleinigkeit, dann machen wir uns auf den Weg zum Supermarkt. Shoppen ist angesagt.
***
An einem Samstagvormittag einkaufen zu gehen, ist keine wirklich gute Idee. Außer man mag lange Schlangen an den Kassen, Gedränge vor den Gemüseauslagen, Unfälle mit Einkaufswagen und überall Geschrei und Gezanke. Kim und ich haben uns einen Wagen genommen und kämpfen uns durch die vollgestopften Gänge des großen Supermarkts. Ich habe Kim die Aufgabe übertragen, den Wagen zu schieben, und weiß nicht, ob das nicht vielleicht ein Fehler gewesen ist.
»Pass auf, Mann«, warne ich ihn, als er nur ganz knapp an einer großen Pyramide aus Dosen vorbeischlittert.
»Mach keinen Stress, ich habe alles in Griff«, meint Kim locker und schubst den Wagen vor sich her.
Ich halte Abstand. »Wenn was passiert, dann werde ich einfach so tun, als würde ich dich nicht kennen.«
Er lacht. »Das traue ich dir tatsächlich zu.«
Agnes hat einen Einkaufszettel geschrieben, den sie an die Pinnwand im Flur geheftet hat. Die Liste ist ziemlich lang. Neben alkoholischen Getränken, Plastikbechern, Papptellern und einem Haufen Knabbersachen benötigen wir die Zutaten für Pizza. Es war Agnes' Idee, einige Bleche mit Pizza zu backen. Ich finde sie super, Kim weniger.
»Wozu brauchen wir was zu Essen? Wir haben doch Chips und so'n Kram.« Er schüttelt den Kopf. »Hauptsache, die Leute können saufen.«
»Ein bisschen was zu essen solltest du schon anbieten«, erwidere ich.
»Naja, aber die Pizza reicht eh nicht für jeden.«
»Natürlich nicht, so unkontrolliert, wie du die Leute einlädst. Hast du überhaupt noch einen Überblick, wie viele kommen werden?«
»Hm… so zwischen dreißig und fünfzig Leute…« Kim zuckt mit den
Weitere Kostenlose Bücher