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Charles Dickens

Charles Dickens

Titel: Charles Dickens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Dieter Gelfert
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selbstironische Weise die Leiden undFreuden eines verkannten Autors zum Ausdruck zu bringen. Der Käufer der gefundenen Manuskripte ist – ohne Namensnennung, doch unmissverständlich kenntlich gemacht – der Herausgeber von
All the Year Round
, also Charles Dickens.
    Nachdem er seinen Beitrag zur Weihnachtsnummer in London abgeliefert hatte, reiste Dickens am 16. Oktober zurück nach Frankreich, wo er sich drei Tage später mit Georgina und Tochter Mamie in Boulogne traf. Er hatte Georgina, die im Frühjahr ernsthaft erkrankt war und danach weiter unter gesundheitlichen Problemen litt, dorthin geschickt, weil er meinte, ein Aufenthalt an der See täte ihr gut. Er selber nutzte den Frankreichaufenthalt zu einer kleinen Besichtigungstour und ging danach mit den beiden Frauen für längere Zeit nach Paris. Weihnachten 1862 verbrachten sie wieder in Gad’s Hill, danach kehrten sie nach Paris zurück, wo Dickens drei triumphale Lesungen zu Wohltätigkeitszwecken in der englischen Botschaft gab. Im Februar 1863 kehrte er nach London zurück, um von März bis Juni im Wochenabstand 13 Lesungen abzuhalten. Danach widmete er sich intensiver seiner Zeitschrift, für die er bis Oktober weitere zwölf Beiträge seiner inzwischen schon populären Serie
The Uncommercial Traveller
schrieb. Das tat er zum Teil in Frankreich, wohin er am 18. August reiste.
    Am 8. September 1863 bot er dem Verlag Chapman & Hall seinen nächsten Roman mit dem Titel
Our Mutual Friend (Unser gemeinsamer Freund)
zur Veröffentlichung in Fortsetzungen an. Der Vertrag, der am 21. November unterzeichnet wurde, war für ihn außerordentlich günstig, was anzeigt, welche Machtposition er als Autor inzwischen erlangt hatte. Der Verlag erwarb von ihm für 6000 Pfund das Copyright für die Publikation der Fortsetzungen und verpflichtete sich, ihm die Hälfte des Reingewinns der Nummern zu zahlen. Das Copyright für die Buchpublikation blieb beim Autor. Als einzige Sicherungsklausel für den Verlag wurde vereinbart, dass der Vertrag hinfällig würde, sollte der Roman nicht vor Ende 1864 zu erscheinen beginnen, und dass eine Kompensation fällig würde, sollte der Autor vor Fertigstellung sterben. Damit hatte Dickens Planungssicherheit für über ein Jahr, ohne dabei unter Zeitdruck zu geraten.
    Die Reihe der nun häufiger werdenden Todesfälle setzte sich am 13. September mit dem Tod seiner Mutter fort, der in ihm einerseitsalte Kindheitserinnerungen aufrührte, andererseits aber auch Erleichterung bedeutete; denn die Sorge um die senile Frau hatte ihn Zeit, Geld und Nervenkraft gekostet. Für die Weihnachtsnummer 1863 hatte er eine noch bessere Idee als für die vorangegangene.
Mrs. Lirriper’s Lodgings
(
Mrs. Lirripers Fremdenpension
) gilt bei Kennern als ein Juwel unter Dickens’ kürzeren Geschichten. Darin lässt er aus der Titelfigur, die seiner unsterblichen Mrs. Gamp nicht unähnlich ist, die Lebenserinnerungen aus 38 Jahren als Pensionswirtin wie einen Bewusstseinsstrom hervorsprudeln.
    Am 6. Oktober wurde Dickens früh morgens durch ein Erdbeben geweckt, das ihn so hin und her schüttelte, als «habe ein riesiges Tier zusammengekauert unter seinem Bett gelegen und würde sich nun schütteln und strecken». Dickens schickte sogleich einen Bericht über dieses seltene Ereignis an die
Times
und zog sich damit in der Redaktion von
Punch
spöttische Kommentare über seine Wichtigtuerei zu. Der Rest des Jahres verlief zunächst ereignislos. Am 3. Dezember erschien die Weihnachtsnummer und war sogleich ein Erfolg. Angeblich wurden 300.000 Exemplare verkauft. Dann erreichte ihn die Nachricht, dass am 24. Dezember Thackeray gestorben war. In seine aufrichtige Trauer mischte sich die Erleichterung darüber, dass er diesem Manne bei einer zufälligen Begegnung kurz vorher die Hand geschüttelt hatte, was von beiden als Geste der Versöhnung empfunden worden war. Wesentlich schmerzlicher war für ihn der Tod seines Sohnes Walter, der am Silvestertag in Kalkutta im Alter von 22 Jahren an einer Tropenkrankheit starb. Doch die Nachricht erreichte ihn wegen des langen Postwegs erst am 7. Februar, seinem 52. Geburtstag.
    Das Jahr 1864 war dem neuen Roman gewidmet. Schon Ende Januar hatte Dickens die ersten beiden Monatsfolgen fertig. Mit der Publikation wollte er aber erst beginnen, wenn fünf Folgen bereit lagen. Die erste Unterbrechung kam, als er gebeten wurde, für Thackerays Magazin
The Cornhill
einen würdigenden Nachruf auf seinen Rivalen zu

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