Charlie Chan macht weiter
Tatort entfernen.«
»Aber Sie können sie doch zurückhalten.«
»Kann ich das? Ich bin froh, daß Sie das glauben. Ich leider nicht. Den Mörder könnte ich aufhalten, wenn ich genügend Beweise für seine Schuld hätte. Aber ich muß sie mir rasch beschaffen, oder es wird internationale Schwierigkeiten geben. Mit dem amerikanischen Konsulat – vielleicht mit dem Botschafter höchstpersönlich – oder ich bekomme gar eine Vorladung vom Innenministerium. Unter welchem Vorwand wollen Sie die Leute denn zurückhalten? Wirklich, mein Freund – es gibt keinen Präzedenzfall für diese Situation. So etwas war noch nie da. Und ich bin der glückliche Bursche, dem das widerfährt. Übrigens – bevor ich es vergesse –, ich muß Ihnen noch danken dafür.«
Hayley lachte. »Gestern nacht haben Sie sich nach einem Puzzle gesehnt.«
Duff schüttelte den Kopf. Und als das Roastbeef und die Flasche Porterbier vor ihn hingestellt wurden, murmelte er: »Der ruhige Mann ist der glückliche Mann.«
»Und die Vernehmung der Teilnehmer der Tour hat nichts erbracht?« fragte Hayley nach einer Weile.
»Nichts Definitives. Nichts, was irgend jemand auch nur im entferntesten mit dem Verbrechen in Verbindung bringt. Ein paar vage Verdachtsmomente. Einige seltsame Vorfälle. Aber nichts, was den amerikanischen Botschafter überzeugen würde – oder auch nur meinen eigenen Polizeichef.«
»Warum gehen wir nicht ganz einfach mal die Liste der Teilnehmer durch?« schlug der Mann aus der Vine Street vor. »Vielleicht kommt Ihnen irgendeine Idee – wer weiß?«
Duff nahm das Notizbuch zur Hand. »Bei den ersten Befragungen waren Sie ja noch dabei. Da ist Miß Pamela Potter – ein hübsches, amerikanisches Mädchen, entschlossen, herauszufinden, wer ihren Großvater ermordet hat. Dann unser Freund Dr. Lofton, der mit dem alten Mann gestern abend eine kleine Auseinandersetzung hatte. Mit seinem Lederriemen wurde der Mord begangen. Und Mrs. Spicer – clever, schlagfertig und nicht so leicht mit unerwarteten Fragen zu überrumpeln. Mr. Honywood…«
»Ah – ja, Honywood! Ein Blick in sein Gesicht genügt. Ich tippe auf ihn.«
»Das ist genau was für die Geschworenen«, bemerkte Duff sarkastisch. »Er sah schuldig aus. Ich finde das auch. Aber bringt mich das einen Deut weiter? Nun, unten habe ich dann die anderen kennengelernt. Auch den Mann aus dem Zimmer Nummer 30 – Mr. Patrick Tait.«
Er erzählte von Taits Herzattacke auf der Schwelle zum Salon.
»Wie erklären Sie sich das?« fragte Hayley ernst.
»Ich vermute, daß ihn irgend etwas oder irgend jemand, den er in dem Raum gesehen, erschreckt hat. Andererseits ist er ein berühmter Strafanwalt – wahrscheinlich ein ehemaliger Meister in der Kunst des Kreuzverhörs. Wenn man aus dem etwas herausholt, was er nicht sagen will, ist man ein Zauberer. Doch vielleicht hat er auch gar nichts zu sagen. Er hat mir versichert, daß diese Attacken ihn immer so plötzlich überkommen.«
»Trotzdem sollten wir ihn – wie Honywood – nicht vergessen.«
»Ja. Und da ist noch jemand.« Er erzählte von Captain Ronald Keane. »Hatte irgendwas vor, gestern nacht, weiß der Teufel, was. Ein Fuchs in Hosen – verschlagen und ein ungenierter Lügner.«
»Was ist mit den anderen?«
Duff schüttelte den Kopf. »Nichts soweit. Ein netter junger Mann, der Tait begleitet. Ein Polospieler mit einer Narbe – ein Mr. Vivian. Scheint irgendwie mit Mrs. Irene Spicer Verbindung zu haben. Ein hinkender Mann mit Namen Ross, Holzfäller an der Westküste. Ein Geschwisterpaar namens Fenwick. Der Bruder ist ein aufgeblasener kleiner Niemand, der zu Tode erschrocken und entschlossen ist, die Gruppe zu verlassen.«
»Oh, tatsächlich?«
»Ja, aber das bedeutet nichts. Er hat nicht die Nerven, um auch nur einen Hasen zu erledigen. Es bleiben also nur vier, die man im Auge behalten muß: Honywood, Tait, Lofton und Keane.«
»Dann haben Sie also die restlichen Teilnehmer gar nicht gesehen?«
»Doch. Aber sie sind uninteressant. Ein Mr. und Mrs.
Benbow aus der Stadt Akron. Er leitet eine Fabrik und ist total närrisch mit seiner Filmkamera, die er dauernd bei sich trägt. Aber warten Sie mal! Er hat mir erzählt, daß Akron in der Nähe von Canton, Ohio, liegt.«
»Die Adresse auf dem Schlüssel, nicht währ?«
»Genau. Aber er hat nichts damit zu tun. Da bin ich todsicher. Er ist einfach nicht der Typ. Dann ist da noch eine Mrs. Luce, eine ältliche Frau, die schon überall gewesen ist. Ein
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