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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Derr Biggers
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nach dem Schalter für die Lampe auf dem Sehreibtisch und knipste sie an. Dann rückte er die Lampe so hin, daß der Lichtschein voll in das Gesicht des Bediensteten fiel, schlug die Tür zu und setzte sich auf einen Stuhl dem jungen Mann gegenüber.
    »Sie lügen, Martin. Und ich bin bei Gott nicht in der Stimmung, das zu dulden. Ich habe lange genug mit dem Fall herumgetrödelt. Sie lügen. Das könnte selbst ein Blinder spüren. Also, heraus mit der Wahrheit, mein Junge, oder…«
    »Ja – Sir«, murmelte der Kellner. »Es tut mir leid, Sir. Meine Frau hat mir gesagt, ich sollte Ihnen – die ganze Geschichte erzählen. Sie hat immer wieder auf mir herumgehackt. ›Sag’s ihm, sag’s ihm!‹ Aber ich – ich wußte einfach nicht, was ich tun sollte. Schließlich hatte ich die hundert Pfund angenommen…«
    »Welche hundert Pfund?«
    »Die hundert Pfund, die Mr. Honywood mir gegeben hatte, Sir.«
    »Honywood hat Ihnen Geld gegeben? Wofür denn?«
    »Sie werden mich auch nicht ins Gefängnis stecken, Inspector?«
    »Ich werde Sie in einer Minute einsperren, wenn Sie nicht gleich reden – und zwar schnell.«
    »Ich weiß, daß ich falsch gehandelt habe, Sir – aber hundert Pfund sind eine Menge Geld. Und als ich es annahm, hatte ich ja keine Ahnung von dem Mord.«
    »Weshalb hat Honywood Ihnen hundert Pfund gegeben? Fangen Sie von vorn an! Die Wahrheit – oder ich sperre Sie auf der Stelle ein! Sie gingen mit dem Telegramm hoch zu Mr. Drake und klopften an die Tür von Zimmer 28. Was dann?«
    »Die Tür wurde geöffnet, Sir.«
    »Ja, natürlich. Aber von wem? Von Drake?«
    »Nein, Sir.«
    »Was? Von wem dann?«
    »Mr. Honywood öffnete sie, Sir. Der Gentleman, der Zimmer 29 hatte.«
    »Dann hat also Honywood Drakes Tür geöffnet? Was hat er gesagt?«
    »Ich überreichte ihm den Umschlag. ›Das ist für Mr.
    Drake‹, teilte ich ihm mit.«
    »O ja«, sagte er und gab ihn mir zurück. »Sie werden Mr. Drake in Zimmer 29 finden, Martin. Wir haben die Zimmer für heute nacht getauscht.«
    Duffs Herz machte einen Sprung. Ein Triumphgefühl stieg in ihm auf. »Und was dann?«
    »Ich klopfte an die Tür von Zimmer 29, und nach einer Weile kam Mr. Drake an die Tür. Er hatte seinen Schlafanzug an, Sir. Er nahm das Telegramm entgegen, dankte mir und gab mir ein Trinkgeld.«
    »Und was ist mit den hundert Pfund?«
    »Als ich um sieben Uhr morgens meinen Dienst antrat, läutete Mr. Honywood nach mir. Er war wieder in Zimmer 29, Sir. Er bat mich, nichts über den Zimmertausch in der Nacht zuvor verlauten zu lassen. Und er gab mir zwei Fünfzig-Pfund-Noten. Raubte mir restlos den Atem. Und so gab ich ihm mein Wort. Viertel vor acht fand ich dann Mr. Drake ermordet im Zimmer 28. Ich war zu Tode erschrocken. Es war, als könnte ich nicht mehr denken, Sir. Solche Angst hatte ich. Später traf ich Mr. Honywood im Vestibül. ›Ich hab’ Ihr Wort‹, erinnerte er mich. ›Ich schwöre, daß ich nichts mit dem Mord zu tun habe. Halten Sie Ihr Versprechen, Martin, und Sie werden es nicht bedauern!‹«
    »Und Sie haben Ihr Versprechen gehalten«, sagte Duff anschuldigend.
    »Es tut – es tut mir leid, Sir. Kein Mensch hat mich nach dem Telegramm gefragt. Und ich hatte Angst, Sir. Es schien das beste zu sein, den Mund zu halten. Als ich nach Hause kam, hat meine Frau mir gesagt, das sei falsch gewesen. Sie hat mich gebettelt, es zu erzählen.«
    »Befolgen Sie in Zukunft ihre Ratschläge! Sie haben ›Broome’s‹ Schande gebracht.«
    Martin erbleichte erneut. »Was haben Sie vor mit mir, Sir?«
    Duff erhob sich. Trotz der Verzögerung, die er diesem schwächlichen jungen Mann zu verdanken hatte, fühlte er sich unbeschwert und fast glücklich. Das war genau die Art von Nachricht, auf die er gewartet, um die er gebetet hatte – und nun war sie endlich da.
    »Ich habe jetzt keine Zeit mehr«, erklärte er. »Wiederholen Sie niemandem, was Sie mir hier erzählt haben – es sei denn, ich bitte Sie darum! Verstanden?«
    »Völlig, Sir.«
    »Und Sie verlassen nicht Ihren gegenwärtigen Posten oder Ihr Heim, ohne mir Mitteilung darüber zu machen. Ansonsten geht alles seinen gewohnten Gang weiter. Sagen Sie Ihrer Frau, sie hatte recht, und grüßen Sie sie von mir!«
    Duff ließ den Kellner bedrückt und schwitzend im Büro des Direktors zurück und spazierte unbeschwert auf die Straße hinaus. Angenehm, dieser Schnee nach dem vielen Regen. Genau das, was London gebraucht hatte. Wirklich ein gutes Klima, das einen Mann in Form

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