Charlie Chan macht weiter
hält, überlegte er.
Er schritt die Straße entlang und dachte über des Kellners Geschichte nach. Mr. Drake mußte .demnach also in Zimmer 20 ermordet worden sein. Aber am Morgen hatte er in seinem eigenen Bett in Zimmer 28 gelegen.
Das paßte genau zu dem, was Duff schon vorher vermutet hatte – nämlich, daß Drake an einem anderen Ort ermordet wurde. Also war er gar nicht so ein Dummkopf. Das beflügelte ihn.
Wer hatte Drake in sein eigenes Bett zurückgebracht? Honywood natürlich. Und wer hatte ihn ermordet? Wer, wenn nicht Honywood?
Aber wenn Honywood einen Mord geplant hatte, warum hatte er dann die Zimmer gewechselt? Vermutlich war das ein Trick, um die Tür zwischen den beiden Räumen öffnen zu können. Doch er hatte ja bereits den Schlüssel des Hausmeisters gestohlen. Somit war solch ein Trick kaum notwendig. Außerdem hätte er dann wohl kaum Martin eingeweiht.
Duff schwebte etwas von seinen Wolken herunter. Es fügte sich doch nicht alles so hübsch zusammen, wie er gedacht hatte. Nur eines war sicher: Honywood war in irgendeiner Weise darin verwickelt. Martins Geschichte würde den Millionär aus New York rasch vom Kontinent nach London zurückbringen; und dann würde sich das Durcheinander entwirren. Vielleicht hatte jenes Telegramm…
Er ging in das in der Nähe liegende Telegrafenamt, das gerade schließen wollte. Nachdem er sich ausgewiesen hatte, zeigte man ihm eine Kopie der Botschaft, die Drake am Abend des 6. Februar erhalten hatte. Es war eine rein geschäftliche Mitteilung, aber Duff segnete das Telegramm trotzalledem.
Er nahm sich ein Taxi zum Yard und rief seinen Chef zu Hause an. Dieser spielte gerade Bridge und gab sich zuerst spröde und kurz angebunden; doch als er Duffs Geschichte hörte, begann er, die Erregung seines Untergebenen zu teilen.
»Wo befindet sich die Reisegruppe im Augenblick?« wollte er wissen.
»Laut Reiseplan fahren sie heute nacht von Paris nach Nizza, wo sie drei Tage bleiben.«
»Gut. Sie fahren morgen früh von der Victoria Station mit dem regulären Riviera-Expreß. Damit werden Sie am Sonnabendfrüh in Nizza sein. Ich sehe Sie morgen noch, bevor Sie aufbrechen. Gratulation, mein Bester! Wir scheinen schließlich doch eine Spur entdeckt zu haben.«
Nachdem Duff noch fröhlich mit Hayley am Telefon geplaudert hatte, kehrte er heim in seine Wohnung und packte einen Koffer. Am nächsten Morgen um acht Uhr fand er sich im Büro des Polizeichefs ein. Sein Vorgesetzter holte aus dem Safe ein Bündel Banknoten, das er ihm überreichte.
»Ich nehme an, Sie haben Ihre Fahrkarte bereits gelöst?«
»Ja, Sir.«
»Sorgen Sie dafür, daß die französische Polizei Honywood so lange für uns festhält, bis ich die notwendigen Auslieferungspapiere beschafft habe. Ich werde mich sofort mit dem Innenministerium in Verbindung setzten. Auf Wiedersehen, Mr. Duff! Und viel Glück!«
Duff war auf seiner Fahrt nach Dover in bester Stimmung; selbst die etwas stürmische Überfahrt über den Kanal machte ihm nicht viel aus. Gegen Abend hatten sie die Außenbezirke von Paris erreicht, und Duff war erleichtert, als sie endlich in den Gare de Lyon einfuhren. Nun ging es nur noch geradewegs runter zur Riviera.
Während er das exzellente Dinner genoß und die letzten Häuser von Paris von der Dunkelheit verschluckt wurden, dachte er über Honywood nach. Kein Wunder, daß der Mann am Tag nach dem Mord so ängstlich ausgesehen hatte. Bald würde er dieselbe Strecke mit ihm zurückfahren und vielleicht Honywoods Geständnis in der Tasche haben. Kein starker Charakter – dieser Honywood. Bei allem, was Duff jetzt wußte, würde er nicht lange durchhalten.
Am nächsten Morgen hielt Duffs Taxi kurz vor zehn Uhr vor dem Eingang des Hotels »Excelsior Grand« in Nizza. Das war das Hotel, in dem sich auch Loftons Reisegruppe befinden mußte. Es war ein riesiges, weitläufiges, verschachteltes Gebäude, das hoch auf einem Hügel stand, von dem aus man auf die Stadt und das aquamarinblaue Mittelmeer herabblickte. Duff entdeckte ringsherum Orangen- und Olivenbäume sowie hohe, schattenspendende Zypressen.
Der Taxifahrer betätigte unermüdlich seine asthmatische Hupe, und nach geraumer Zeit tauchte ein Page auf, der Duffs Gepäck ergriff. Der Inspector folgte ihm über einen von gigantischen Palmen und Parmaveilchen gesäumten Kiesweg zum Seiteneingang des Hotels.
Die erste Person, die ihm in der eindrucksvollen Hotel-Lobby begegnete, war der bärtige Dr. Lofton. Die zweite gab
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