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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Derr Biggers
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die Lampen noch nicht eingeschaltet. Auf der Hälfte des Kiesweges stießen wir auf Walter Honywood, der halb in den Blumenrabatten lag. Die Kugel hatte zweifellos sein Herz getroffen, die Pistole lag nahe bei seiner rechten Hand.«
    »Selbstmord?« fragte Duff und forschte in Loftons Gesicht.
    »Ich glaube, ja.«
    »Sie möchten es gern glauben.«
    »Natürlich. Es wäre besser…«
    Mrs. Luce stand direkt hinter dem Sofa.
    »Selbstmord!« echote sie lebhaft. »Guten Morgen, Inspector Duff! Sie werden hier gebraucht. Wieder ein Mord.«
    »Mord?« wiederholte Duff.
    »Hundertprozentig«, entgegnete die alte Dame. »Und ich werde Ihnen auch gleich erzählen, warum ich das glaube. Oh, Sie brauchen kein so erschrockenes Gesicht zu machen, Dr. Lofton! Ein weiteres Mitglied Ihrer Reisegesellschaft ist umgebracht worden. Mir macht nur Sorge, ob genug von uns übrigbleiben, um die Reise fortzusetzen? Wir haben immer noch eine ziemliche Strecke vor uns.«
     

8
     
    Lofton begann nervös auf und ab zu gehen. Er kaute wild an den Enden seines Schnurrbarts, was er immer tat, wenn ihn etwas beunruhigte.
    »Ich kann es nicht glauben!« rief er aus. »Es ist unglaublich. Einen Mord hätte ich mir noch gefallen lassen, aber nicht zwei. Es sei denn, jemand versucht mein Geschäft zu ruinieren. Jemand, der etwas gegen mich hat…«
    »Es sieht eher so aus, als ob irgend jemand etwas gegen die Teilnehmer Ihrer Reisegesellschaft hat«, bemerkte Mrs. Luce trocken. »Hören Sie mir zu, und dann sagen Sie mir, was Sie davon halten!« Sie setzte sich aufs Sofa. »Ziehen Sie sich den Stuhl da heran und hören Sie auf, herumzutigern! Inspector Duff, wollen Sie sich nicht hier neben mich setzen? Ich glaube, Sie werden meine Geschichte sehr interessant finden.«
    Duff nahm Platz, und auch Lofton gehorchte. Irgendwie war Mrs. Luce eine Frau, die nichts zweimal zu sagen brauchte.
    »Mr. Honywood, Miß Pamela und ich fuhren gestern nachmittag nach Monte Carlo«, begann Mrs. Luce.
    »Mr. Honywood war bisher während der ganzen Reise ziemlich erregt und ängstlich, aber auf unserer Spritztour nach Monaco wirkte er ganz entspannt, ja, er war richtig charmant. Mehr so, wie er wirklich war. Er hat nicht an Selbstmord gedacht – da bin ich ganz sicher.
    Mr. Honywood war fröhlich und unbeschwert, fast beschwingt. Als wir gestern abend in der Dämmerung heimkehrten, war er immer noch in derselben Stimmung. Wir gingen voraus in unsere Zimmer, während er noch den Fahrer unseres Wagens bezahlte.«
    »Ich habe Sie gesehen«, bestätigte Lofton.
    »Ja, natürlich. Als ich meine Tür aufsperrte, merkte ich sofort, daß sich jemand an dem Schloß zu schaffen gemacht hatte. Schon einmal war mein Hotelzimmer in meiner Abwesenheit betreten worden, in Australien, in Melbourne – ich habe also so meine Erfahrungen damit. Die Türen hier schließen nicht dicht, und ich bemerkte um das Schloß herum Spuren von einem scharfen Instrument, wahrscheinlich einem Messer. Als ich das Licht in meinem Zimmer anmachte, fand ich meine Vermutung bestätigt. Im Raum herrschte ein wüstes Durcheinander. Er war von oben bis unten durchsucht worden. Auch mein Koffer war aufgebrochen, und schon im nächsten Moment stellte ich fest, daß sich meine Befürchtungen bewahrheitet hatten. Das Dokument, das mir anvertraut worden war, fehlte.«
    »Was für ein Dokument?« fragte Duff interessiert.
    »Ich muß zurückgreifen und noch mal von der Zeit sprechen, die auf Hugh Drakes Ermordung folgte. Am Sonnabendnachmittag, zwei Tage vor unserer Abreise aus Ihrer Stadt, Mr. Duff, erhielt ich eine Botschaft von Mr. Walter Honywood. Er bat mich, ihn sofort im Gesellschaftsraum des ›Broome’s‹ zu treffen. Verwirrt ging ich nach unten. Er schien in einem höchst verängstigten Zustand zu sein. ›Mrs. Luce‹, sagte er ohne Einleitung, ›ich weiß, Sie sind eine Frau mit großer Erfahrung und sehr verschwiegen. Obgleich ich kein Recht dazu habe, möchte ich Sie um einen Gefallen bitten.‹ Er holte einen länglichen, weißen Umschlag aus einer seiner Taschen. ›Ich möchte, daß Sie diesen Umschlag für mich aufbewahren. Achten Sie gut darauf, und falls mir während dieser Reise etwas zustoßen sollte, öffnen Sie ihn, bitte, und lesen Sie den Inhalt!‹«
    »Und dieser Umschlag wurde gestohlen?« fragte Duff.
    »Lassen Sie mich fortfahren. Natürlich war ich etwas verblüfft, denn ich hatte bis dahin noch nicht zwei Worte mit ihm gesprochen. ›Mr. Honywood, was ist in dem Umschlag?‹

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