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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Derr Biggers
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der Doktor die Nase über meine Ängste, aber als ich ihm erzählte, daß ich in der Nacht das Zimmer verlassen hatte, machte er ein ernstes Gesicht. Ich fragte ihn, ob er fände, ich sollte Scotland Yard lieber beichten, daß es sich um meinen Gurt handelte und ich zwischen zwei und drei Uhr morgens mein Zimmer verlassen hatte. Man hat schon Männer für weniger als das gehängt. Und da saß ich nun in einem fremden Land. Zum erstenmal hatte ich die guten, alten Staaten verlassen. Ja, ich war ganz starr vor Schreck. Doch der Doktor tröstete mich und klopfte mir auf die Schulter. ›Überlassen Sie alles mir!‹ sagte er. ›Ich bin sicher, daß Sie Drake nicht getötet haben, und ich werde alles tun, um Sie aus der Sache herauszuhalten‹. Es war ein gutes Angebot, und ich nahm es an. Als nächstes hörte ich, daß Dr. Lofton den Tragegurt als seinen Gepäckriemen deklariert hatte. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ach ja – auf der Fähre über den Ärmelkanal fragte mich Vivian, wo denn mein Tragegurt geblieben wäre. Irgendwie klang es boshaft, und als ich mir in Paris einen neuen kaufte, stichelte er erneut. Mir war klar, daß er im Bilde war, aber offensichtlich schien er nichts unternehmen zu wollen.«
    Chan wandte sich neugierig Vivian zu. »Ist das wahr, Sir?«
    »Ja«, bestätigte Vivian. »Ich hatte von Anfang an gewußt, daß es Benbows Gurt war, aber wir befanden uns im Ausland, und ich hielt Benbow auch nicht für schuldig. Da ich nicht wußte, wie ich mich verhalten sollte, konsultierte ich den Mann in unserer Gruppe, der sich mit derlei Situationen auskennen mußte – den berühmten Strafanwalt Mr. Tait. Er riet mir, nichts zu sagen.«
    »Und jetzt haben Sie seinen Rat mißachtet«, sagte Charlie.
    »Nicht wirklich. Wir haben uns heute noch mal darüber unterhalten, und er sagte mir, es sei an der Zeit, die Sache mit dem Tragegurt aufzuklären. Er schlug vor, ich solle es Ihnen erzählen, denn er hielte Sie bisher für den fähigsten Kopf bei dem Fall.«
    Chan verneigte sich. »Mr. Tait erweist mir zuviel Ehre.«
    »Ich kann nichts weiter dazu sagen«, erklärte Benbow noch einmal und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Dr. Lofton hat den Riemen als den seinen anerkannt, und damit war ich raus aus der Sache.« Er setzte sich.
    Alle sahen jetzt auf Lofton, dessen Augen ärgerlich blitzten.
    »Was Mr. Benbow gesagt hat, entspricht der Wahrheit«, betonte er. »Doch versetzen Sie sich mal in meine Lage. Jemand aus meiner Gruppe war ermordet worden, und ich hatte die berühmteste Verbrecherjagd-Organisation der Welt am Hals. Mein Ziel war es, ihre Ermittlungen so rasch wie möglich zu unterbrechen und mit einer intakten Gruppe aus England herauszukommen. Mir war klar, daß man Mr. Benbow in London festhalten würde, wenn er diese zwei für ihn nachteiligen Fakten zugab. Ich sah mich also am Beginn unserer Tour zwei meiner besten Kunden beraubt. Zudem war ich sicher, daß Mr. Benbow völlig unschuldig war.
    Als Inspector Duff mir den Riemen zeigte, sagte ich daher, ich würde einen ähnlichen besitzen – was tatsächlich stimmte. In der Nacht hatte ich mein Zimmer nicht verlassen, und der kleine Wortwechsel zwischen Mr. Drake und mir war bedeutungslos gewesen, was der Inspector sehr schnell einsah. So lief ich also in mein Zimmer, entfernte den Riemen von meinem Koffer und versteckte ihn unter einem Kleiderschrank, der fast bis zum Boden hinabreichte. Falls mein Plan schiefgehen sollte, konnte ich immer noch vorgeben, mich getäuscht zu haben. Dann kehrte ich in Drakes Zimmer zurück und erzählte dem Inspector, daß ich glaubte, der Riemen, mit dem der alte Gentleman erdrosselt worden war, gehörte mir.
    Es funktionierte fabelhaft. Der Riemen war für Scotland Yard von keinerlei Interesse mehr. Mr. Benbow war gerettet und…«
    »Und Sie auch«, warf Captain Keane ein und blies einen Rauchring an die Decke.
    »Ich verstehe nicht ganz, Sir«, sagte Lofton und funkelte ihn finster an.
    »Benbow war gerettet und Sie auch«, wiederholte Keane seelenruhig. »Falls Duff Sie auch nur entfernt des Verbrechens verdächtigt hatte, so haben Sie ihn durch Ihre prompte Behauptung, der Riemen gehöre Ihnen, ziemlich aus dem Konzept gebracht. Denn wenn Sie schuldig gewesen wären, dann hätten Sie den Mord wohl kaum mit Ihrem eigenen Riemen begangen und dann unmittelbar danach den Besitz eingestanden, überlegte sich Duff. Ja, mein lieber Doktor, es funktionierte fabelhaft.«
    Loftons Gesicht war scharlachrot.

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