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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich Sadie an, doch sie wendet sich ab und untersucht die Kordel an der Jalousie, als wolle sie jede Faser einzeln analysieren. Dann geht sie zum anderen Fenster hinüber. Dann starrt sie wieder das Telefon an.
    Auf ein liebeskrankes Gespenst im Büro könnte ich ohne Weiteres verzichten, zumal ich arbeiten möchte.
    »Wieso siehst du dich nicht draußen etwas um?«, schlage ich vor. »Du könntest dir das Gherkin Building ansehen oder zu Harrods gehen...«
    »Ich war schon bei Harrods.« Sie rümpft die Nase. »Sieht ja merkwürdig aus.«
    Eben will ich ihr vorschlagen, sie soll einen schönen, langen Spaziergang durch den Hyde Park machen, als mein Handy trillert. Blitzschnell steht Sadie neben mir und lässt mich nicht aus den Augen, als ich einen Blick auf das Display werfe.
    »Ist er es? Ist er es?«
    »Die Nummer kenne ich nicht.« Ich zucke mit den Schultern. »Könnte sonst wer sein.«
    »Er ist es!« Sie schlingt die Arme um sich. »Sag ihm, wir nehmen Cocktails im Savoy.«
    »Bist du irre? Das werde ich nicht sagen!«
    »Es ist mein Date, und ich möchte ins Savoy«, sagt sie störrisch.
    »Sei still, oder ich geh nicht ran!«
    Wütend starren wir uns in die Augen, während das Handy trällert, dann tritt Sadie widerwillig einen Schritt zurück und bläst die Wangen auf.
    »Hallo?«
    »Ist da Lara?« Es ist eine Frau, die ich nicht erkenne.
    »Er ist es nicht , okay?«, fauche ich Sadie an. Ich verscheuche sie mit einer Geste und widme mich dem Telefon.
    »Ja, hier spricht Lara. Wer ist da?«
    »Hier ist Nina Martin. Sie haben eine Nachricht wegen einer Kette hinterlassen... der Flohmarkt vom Altenheim?«
    »Oh, ja!« Plötzlich bin ich hellwach. »Haben Sie eine gekauft?«
    »Sogar zwei. Eine mit schwarzen Perlen und eine mit roten. Guter Zustand. Ich kann sie Ihnen beide verkaufen, wenn Sie möchten. Ich wollte sie bei eBay reinstellen...«
    »Nein.« Mir geht die Luft aus. »Danach suche ich nicht. Aber trotzdem vielen Dank.«
    Ich hole die Liste hervor und streiche Nina Martins Namen durch, während Sadie mich kritisch beäugt.
    »Wieso hast du nicht alle Namen angerufen?«, will sie wissen.
    »Ich versuche es heute Abend weiter. Jetzt muss ich arbeiten«, füge ich angesichts ihres Blickes hinzu. »Tut mir leid, aber ich muss.«
    Sadie stößt einen schweren Seufzer aus. »Diese Warterei ist unerträglich.« Sie schwebt an meinen Schreibtisch und starrt das Telefon an. Dann schwebt sie zum Fenster, dann wieder zum Telefon.
    Ich kann unmöglich den ganzen Nachmittag diese Schweberei und Seufzerei aushalten. Ich muss brutal ehrlich sein.
    »Hör mal zu, Sadie.« Ich warte, bis sie sich umdreht. »Wegen Ed. Du solltest die Wahrheit wissen. Er wird nicht anrufen.«
    »Was soll das heißen: Er wird nicht anrufen?«, gibt Sadie zurück. »Natürlich wird er das.«
    »Wird er nicht.« Ich schüttle den Kopf. »Nie im Leben wird er eine durchgeknallte Frau anrufen, die sich in sein Meeting geschlichen hat. Er wird meine Karte wegwerfen und keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Tut mir leid.«
    Vorwurfsvoll sieht sie mich an, als hätte ich mir bewusst vorgenommen, ihre Hoffnungen zu zerschlagen.
    »Es ist nicht meine Schuld!«, sage ich. »Ich will es dir nur schonend beibringen.«
    »Er wird anrufen«, sagt sie langsam und entschlossen. »Und wir gehen mit ihm aus.«
    »Gut. Wie du meinst.« Ich widme mich meinem Computer und tippe zielstrebig darauf ein. Als ich aufblicke, ist sie weg, und unwillkürlich seufze ich erleichtert. Endlich. Diese Ruhe. Himmlisch.
    Ich bin gerade dabei, Jean eine Bestätigung wegen Flash zu mailen, als das Telefon klingelt. Ich nehme den Hörer und klemme ihn mir unters Kinn. »Hallo. Lara hier.«
    »Hi.« Eine etwas unsichere Männerstimme kommt aus dem Apparat. »Hier ist Ed Harrison.«
    Ich erstarre. Ed Harrison?
    »Mh... hi!« Hektisch suche ich das Büro nach Sadie ab, aber sie ist nicht da.
    »Also... ich glaube, wir sind verabredet«, sagt Ed steif.
    »Ja, ich... glaube wohl.«
    Wir klingen wie zwei Leute, die in der Tombola einen Ausflug gewonnen haben und nicht wissen, wie sie darum herumkommen.
    »Es gibt da eine Bar am St. Christopher‘s Place«, sagt er. »The Crowe Bar. Wollen wir uns vielleicht auf einen Drink tteffen?«
    Ich kann seine Gedanken lesen. Er schlägt einen Drink vor, weil das so ungefähr das kürzeste Date ist, das man haben kann. Er will es eigentlich gar nicht tun. Warum hat er dann angerufen? Ist er so altmodisch, dass er das Gefühl hat, er

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