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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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Trotzig hebt sie ihr Kinn. »In deinem Schrank war nichts Brauchbares. Ich habe noch nie so schlampige Klamotten gesehen!«
    »Die sind nicht schlampig!«
    »Also bin ich losgegangen und habe einen Traum von einem Kleid gefunden! Du musst es nur kaufen!«
    »Wo?« Ich versuche, mir vorzustellen, wo sie gewesen sein könnte. »Welcher Laden? Warst du in der City?«
    »Ich zeig es dir! Komm mit! Nimm dein Portemonnaie!«
    Ich bin doch leicht gerührt von der Vorstellung, wie Sadie bei H&M oder so herumstöbert, um mir ein Outfit auszusuchen.
    »Na gut. Okay«, sage ich schließlich. »Solange es keine Unsumme kostet.« Ich greife mir meine Tasche und sehe nach, ob ich meine Schlüssel dabeihabe. »Dann komm! Zeig es mir!«
    Ich gehe davon aus, dass Sadie mich zur U-Bahn führt und zum Oxford Circus schleppt oder irgendwo da in der Nähe. Stattdessen biegt sie um die Ecke in ein Gewirr von Seitenstraßen, das ich noch nie erkundet habe.
    »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?« Ich zögere verwundert.
    »Ja!« Sie versucht, mich mitzuziehen. »Komm schon!«
    Wir laufen an Reihenhäusern, einem kleinen Park und einem College vorbei. Hier gibt es nichts, was wie ein Laden aussieht.
    Schon will ich Sadie sagen, dass sie sich bestimmt verirrt hat, als sie um eine Ecke biegt und mich triumphierend ansieht.
    »Da!«
    Wir stehen vor einer schmalen Parade kleiner Läden. Da sind ein Zeitschriftenhändler und eine Reinigung, und ganz am Ende gibt es einen winzig kleinen Laden mit einem bemalten Holzschild, auf dem steht Vintage Fashion Emporium. Im Schaufenster steht eine Puppe, die ein langes Seidenkleid trägt, Handschuhe bis zu den Ellenbogen, einen Hut mit einem Schleier und diverse Broschen. Neben ihr stapelt sich ein Haufen alter Hutschachteln vor einer Frisierkommode mit einer großen Sammlung emaillierter Haarbürsten.
    »Das ist mit Abstand der beste Laden, den ihr hier im Viertel habt«, sagt Sadie begeistert. »Ich habe alles gefunden, was wir brauchen. Komm mit!«
    Bevor ich irgendetwas sagen kann, ist sie im Laden verschwunden. Mir bleibt nur, ihr zu folgen. Die Tür gibt ein leises ting von sich, als ich eintrete, und eine Frau mittleren Alters lächelt mich hinter ihrem kleinen Tresen an. Sie hat hellblonde Strähnchen im Haar und trägt etwas, das wie ein originaler Kaftan aus den Siebzigern aussieht, mit wilden, grellgrünen Kreisen, dazu diverse Bernsteinketten um den Hals.
    »Hallo.« Sie lächelt freundlich. »Willkommen. Ich bin Norah. Waren Sie schon einmal bei uns?«
    »Hi.« Ich nicke zurück. »Noch nie.«
    »Interessieren Sie sich für ein spezielles Kleid oder eine bestimmte Zeit?«
    »Ich würde mich gern... etwas umsehen.« Ich lächle zurück. »Danke.«
    Ich kann Sadie nicht sehen, also schlendere ich umher. Ich hab noch nie so auf Vintage-Kleider gestanden, aber selbst ich kann sehen, dass es hier ganz erstaunliche Sachen gibt. Ein pinkes, psychedelisches Ensemble hängt neben einer Beehive-Perücke an der Wand. Es gibt einen ganzen Ständer echter, alter Fischbein-Korsetts und Petticoats. Auf einer Schneiderpuppe hängt ein cremefarbenes, spitzenbesetztes Hochzeitskleid mit einem Schleier und einem Strauß Trockenblumen. In einer Glasvitrine sehe ich weiße, lederne Schlittschuhe, ganz abgewetzt. Es gibt eine Auswahl von Fächern, Handtaschen, alten Lippenstiftetuis.
    »Wo bist du?« Sadies Stimme bohrt sich in mein Trommelfell. »Komm her!«
    Sie winkt von einem Ständer im hinteren Teil des Ladens. Mit leichten Bedenken gehe ich zu ihr hinüber.
    »Sadie«, sage ich leise. »Ich gebe zu, dass diese Sachen ziemlich cool sind. Aber ich bin nur auf einen Drink verabredet. Du kannst nicht ernstlich glauben...«
    »Guck mal!« Sie deutet triumphierend. »Perfekt.«
    Nie wieder lasse ich mich in Modefragen von einem Gespenst beraten.
    Sadie deutet auf ein Flapper-Kleid aus den Zwanzigern. Ein bronzefarbenes, seidenes Kleid mit tiefer Taille, kleinen, mit Perlen bestickten Armelchen und dazu passendem Cape. Daran hängt ein Zettel, auf dem steht: »Originalkleid zwanziger jähre, aus Paris.«
    »Ist das nicht allerliebst?« Sie klatscht in die Hände und wirbelt herum, mit leuchtenden Augen. »Meine Freundin Bunty hatte mal ein ganz ähnliches, nur in Silber.«
    »Sadie!« Ich finde meine Stimme wieder. »Das kann ich doch nicht zu einem Date anziehen! Sei nicht blöd!«
    »Selbstverständlich kannst du das! Probier es an!« Sie drängt mich mit ihren dürren, weißen Armen. »Natürlich

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