Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
einziger Kunde ist noch im Laden. Sadie schwebt neben ihm, angespannt, mit ihrem Mund an seinem Ohr. Einen Moment später stellt er mit erstaunter Miene seine Sushi-Box ab und läuft hinaus zu den anderen, zückt auf dem Weg bereits seine Brieftasche. Sadie tritt zurück und sieht ihm dabei zu verschränkt zufrieden die Arme. Im nächsten Augenblick grinst sie mich an, und unwillkürlich muss ich lächeln.
    »Sadie, du bist einsame Spitze!«, sage ich leise. Gleich darauf steht sie an meiner Seite, mit fragendem Blick.
    »Was ist mit meiner Rockspitze?«
    »Du bist spitze!« Ich nehme meine Tasche und gehe hinaus. »Es bedeutet... du bist toll. Du hast etwas wirklich Gutes getan.« Ich deute auf die Kunden draußen vor der Tür, die sich allesamt um den Big Issue- Verkäufer drängeln. Inzwischen mischen sich Passanten unter die Menge, um nachzusehen, was da los ist. Der Verkäufer ist schier überwältigt. Eine Weile sehen wir ihnen zu, dann machen wir kehrt und gehen gemeinsam die Straße entlang, selig schweigend.
    »Du bist aber auch spitze«, sagt Sadie, und ich blicke überrascht auf.
    »Bitte?«
    »Du hast auch was Gutes getan. Ich weiß, du wolltest dieses Kleid heute Abend nicht tragen, aber du hast es gemacht. Für mich.« Ihr Blick geht stur geradeaus. »Also, vielen Dank.«
    »Ist schon okay.« Ich zucke mit den Achseln und beiße in mein Chicken Wrap. »Am Ende war es gar nicht so schlimm.«
    Ich werde es Sadie gegenüber nicht zugeben, denn sie würde nur übertrieben frohlocken und unerträglich werden. Aber irgendwie finde ich direkt Gefallen an diesem Twenties-Look.

11
    Es geht aufwärts! Ich kann es spüren. Selbst dieses zweite Date mit Ed hat etwas Positives. Man muss seine Gelegenheiten nutzen, wie Onkel Bill sagt. Und genau darum geht es hier. Das Business People- Dinner ist für mich eine Riesenchance, haufenweise einflussreiche Profis kennenzulernen, meine Visitenkarten zu verteilen und Leute zu beeindrucken. Natalie sagt immer, sie muss »da draußen« sein und ihr Profil schärfen. Tja, und jetzt bin ich auch »da draußen«.
    »Kate!«, sage ich, als ich am Montagmorgen ins Büro komme. »Ich brauche alle meine Visitenkarten, und ich muss eins von diesen kleinen Etuis kaufen, und ich brauche alle alten Ausgaben von Business People...« Überrascht breche ich ab. Sie hält den Telefonhörer mit einer Hand und rudert mit der anderen wild herum. »Was ist los?«
    »Die Polizei ist dran!« Sie hält eine Hand aufs Telefon. »Hier am Apparat! Die wollen herkommen und dich sprechen.«
    »Ach so?« Mir ist, als würde sich ein Eisklumpen langsam in meinem Bauch ausbreiten. Die Polizei. Ich hatte gehofft, die würden mich vergessen.
    Ich sehe mich um, ob Sadie hier ist, aber das ist nicht der Fall. Beim Frühstück sprach sie von einer vielversprechenden Boutique in Chelsea, also ist sie vielleicht dorthin gegangen.
    »Soll ich durchstellen?« Kate platzt beinah vor Neugier.
    »Ja, warum nicht?« Ich versuche, selbstbewusst und unbesorgt zu klingen, als hätte ich tagtäglich mit der Polizei zu tun. Wie Jane Tennison oder so jemand. »Hallo, hier spricht Lara Lington.«
    »Lara, hier ist Detective Constable Davies.« Sobald ich sie höre, sehe ich mich wieder in diesem Raum sitzen und ihr erzählen, ich sei Geherin und trainiere für die Olympischen Spiele, während sie mit ausdrucksloser Miene alles aufschreibt.
    Was habe ich mir nur dabei gedacht?
    »Hi! Wie geht es Ihnen?«
    »Mir geht es gut. Danke, Lara.« Sie klingt freundlich, aber forsch. »Ich bin gerade in der Gegend und dachte, ob ich vielleicht auf einen Plausch bei Ihnen im Büro reinschauen dürfte. Hätten Sie jetzt Zeit?«
    Oh Gott. Ein Plausch? Ich möchte nicht plauschen.
    »Ja, ich hätte Zeit.« Meine Stimme ist ein versteinertes Quieken. »Ich freu mich drauf! Bis gleich!«
    Ich lege den Hörer auf. Mir ist ganz heiß im Gesicht. Wieso geht sie der Sache nach? Sollte die Polizei nicht Parksünder verfolgen und Mordakten verbummeln? Wieso können sie diese Akte nicht verbummeln?
    Ich blicke auf und sehe, dass Kate mich mit tellergroßen Augen anstarrt. »Was will denn die Polizei? Stecken wir in Schwierigkeiten?«
    »Ach, nein«, sage ich eilig. »Kein Grund zur Sorge. Es geht nur um den Mord an meiner Tante.«
    »Mord?« Kate schlägt eine Hand vor ihren Mund.
    Ich vergesse immer, wie sich »Mord« anhört, wenn man das Wort in einen Satz einbaut.
    »Ah... ja. Also, jedenfalls... was hast du denn am Wochenende so

Weitere Kostenlose Bücher