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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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gemacht?«
    Mein Ablenkungsmanöver funktioniert nicht. Kates fassungslose Miene wird noch etwas fassungsloser.
    »Du hast mir gar nicht erzählt, dass deine Tante ermordet worden ist! Die Tante, bei der du auf der Beerdigung warst?«
    »Mhhm.« Ich nicke.
    »Kein Wunder, dass du so durcheinander warst! Oh, Lara, das ist ja schrecklich. Wie wurde sie ermordet?«
    Oh Gott. Ich möchte wirklich nicht ins Detail gehen. Aber sonst komme ich aus diesem Gespräch nie heraus.
    »Gift«, nuschle ich schließlich.
    »Von wem?«
    »Tja.« Ich räuspere mich. »Das wissen sie nicht.«
    »Das wissen sie nicht?« Kate ist empört. »Und suchen sie denn? Haben sie Fingerabdrücke genommen? Mein Gott, die Polizei ist aber auch ein nutzloser Haufen! Die vergeuden ihre ganze Zeit damit, einem Parktickets zu verpassen, und wenn dann mal jemand ermordet wird, interessiert es sie überhaupt nicht...«
    »Ich glaube, die tun, was sie können«, sage ich hastig. »Wahrscheinlich wollen sie mich nur auf den neuesten Stand bringen. Vermutlich haben sie den Täter schon gefasst.«
    Während ich noch spreche, kommt mir ein grauenvoller Gedanke. Was ist, wenn das stimmt?
    Was ist, wenn Detective Constable Davies herkommt, um mir mitzuteilen, dass sie den Mann mit der Narbe und dem geflochtenen Bart gefunden haben? Was mache ich dann?
    Plötzlich sehe ich einen ausgemergelten, bärtigen Kerl vor mir, mit irrem Blick und einer Narbe, eingesperrt in eine Zelle, gegen deren Tür er schlägt und ruft: »Sie täuschen sich! Ich kannte die alte Dame doch überhaupt nicht!«, während ein junger Polizeibeamter durch ein kleines Fenster blickt, zufrieden die Arme verschränkt und sagt: »Den kriegen wir schon noch klein.«
    Einen Moment lang fühle ich mich ganz hohl vor Schuldgefühlen. Was habe ich da angerichtet?
    Es summt an der Tür, und Kate springt auf, um hinzugehen.
    »Soll ich Tee machen?«, sagt sie, als sie auf den Türöffner drückt. »Soll ich dableiben oder lieber gehen? Brauchst du moralische Unterstützung?«
    »Nein, geh nur!« Ich versuche, die Ruhe zu bewahren, schiebe meinen Stuhl zurück, stoße mit dem Ellenbogen einen Stapel Post um und schürfe mir die Hand, als ich alles wieder einsammle. »Ich komm schon klar.«
    Bestimmt wird alles wieder gut, sage ich mir inbrünstig. Das ist keine große Sache.
    Aber ich kann nichts dagegen tun. Sobald Detective Constable Davies durch die Tür tritt, mit ihren klobigen Schuhen und der praktischen Hose und ihrer ganzen Autorität, merke ich, dass meine Gelassenheit verfliegt und zu kindischer Panik wird.
    »Haben Sie den Mörder gefunden?«, platze ich ängstlich heraus. »Haben Sie schon jemanden verhaftet?«
    »Nein«, sagt Detective Constable Davies und sieht mich seltsam an. »Wir haben noch niemanden verhaftet.«
    »Gott sei Dank.« Ich bin so was von erleichtert! Dann merke ich, wie das klingen könnte. »Ich meine... warum denn nicht? Was machen Sie den ganzen Tag?«
    »Ich lasse Sie ein bisschen allein«, sagt Kate und zieht sich zurück, wobei sie gleichzeitig hinter Detective Constable Davies Rücken lautlos »Nutzlos!« sagt.
    »Nehmen Sie Platz.« Ich deute auf einen Stuhl, ziehe mich hinter meinen Schreibtisch zurück und versuche, mir eine Aura der Professionalität zu geben. »Und wie kommen Sie voran?«
    »Lara.« Detective Constable Davies sieht mich lange und eindringlich an. »Wir haben ein paar vorläufige Ermittlungen durchgeführt und keinerlei Beweise gefunden, die darauf hindeuten würden, dass Ihre Tante ermordet wurde. Nach dem ärztlichen Befund starb sie eines natürlichen Todes. Vor allem aufgrund ihres Alters.«
    »Ihre Alters ?« Ich setze eine schockierte Miene auf. »Aber das ist doch... lächerlich.«
    »Sollten wir keine weiteren Beweise finden, die auf irgendetwas anderes hindeuten, wird der Fall abgeschlossen. Haben Sie weitere Beweise?«
    »Mh...« Ich tue, als würde ich die Frage von allen Seiten betrachten. »Nichts, was Sie Beweis nennen würden. Nicht als solches.«
    »Was hat es mit dieser telefonischen Nachricht auf sich, die Sie hinterlassen haben?« Sie zückt ein Blatt Papier. »›Die Schwestern waren es nicht‹.«
    »Ach, das. Ja.« Ich nicke mehrmals, um Zeit zu schinden. »Mir war aufgefallen, dass ich ein winziges Detail in meiner Aussage falsch dargestellt habe. Ich wollte nur Klarheit schaffen.«
    »Und dieser ›Mann mit einem Bart‹? Ein Mann, der in Ihrer ursprünglichen Aussage gar nicht auftauchte?«
    Ihr sarkastischer Unterton

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