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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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dass Entreris Schnarchen in einen anderen Rhythmus überging, als hätte sie ihn aus dem Schlaf gerissen. Sie wartete kurz, bis sein Atem wieder regelmäßig ging, doch der Ärger auf ihrem Gesicht verflog nicht. »Du hast ihn eingeladen und ihn wieder aufgenommen, nachdem er uns verraten hatte – und nach allem, was wir wissen, hat er uns auch zwischendurch verraten.«
    Drizzt schüttelte den Kopf.
    »Woher weißt du das?«, fragte Dahlia skeptisch. »Er war weg, und plötzlich hat man uns entdeckt.«
    »Und er kam uns zu Hilfe, als wir ihn brauchten«, erwiderte Drizzt.
    »Oder er hat die ganze Sache eingefädelt, damit er wieder der Held ist.«
    Sie lenkte ab, erkannte er und schüttelte nachdrücklich den Kopf. Er brachte sie mit einer Armbewegung zum Schweigen. »Auf der Brücke hat Alegni uns außer Gefecht gesetzt«, stellte er fest. »Es war kein Verrat, der Artemis Entreri zu uns zurückbrachte, sondern sein persönlicher Hass auf Erzgo Alegni.«
    Als er den Tiefling und dessen Ende erwähnte, schien Dahlia sich wieder etwas zu beruhigen.
    Sie sah Drizzt berechnend an, als wäre dieser ganze Gedankengang in ihrem Sinne gewesen. »Du verteidigst ihn?«, fragte sie.
    Diese einfache Frage rückte Drizzts anfängliche Aussage – oder Anklage? – in ein absurdes Licht.
    Er schlug die Hände vors Gesicht und atmete langsam tief durch, so hilflos kam er sich vor. Entreris Schnarchen lenkte ihn ab. Konnte er nicht einfach hingehen und den Meuchelmörder im Schlaf in Stücke hacken? Dann wäre er alle Sorge los.
    Ja, ein paar Schritte, ein Schlag, und er und Dahlia konnten frei ihrer Wege ziehen. Sie brauchten nicht einmal mehr nach Gauntlgrym zu gehen, wo Drizzts bester Freund begraben lag. Da wollte er sowieso nicht hin.
    Nur ein Schlag, vielleicht gar mit Entreris eigenem Schwert.
    Er schüttelte die Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf Dahlia, die jetzt ihr Hemd zuknöpfte. Auf ihrem Gesicht zeichneten sich widerstreitende Gefühle ab, doch Leidenschaft war nicht darunter.
    »Du hattest ein ernsthaftes Gespräch mit einem sehr gefährlichen Mann«, hakte Drizzt dennoch nach. »Ich möchte wissen worüber.«
    »Gib acht, dass du dich nicht in Dinge einmischst, die dich nichts angehen«, warnte Dahlia und ging davon.
    Drizzt blieb lange im Dunkeln stehen und sah zu, wie Dahlia es sich halb liegend, halb sitzend am Feuer bequem machte. Sie schob den breitkrempigen schwarzen Hut über ihre Augen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Was war da zwischen den beiden?, fragte sich Drizzt. Wenn sie sich umarmten – war das Liebe oder Spaß?
    Und wenn es keine Liebe war – warum machte ihr offenbar so intimes Gespräch mit Artemis Entreri ihm dann so viel aus?
    Weil es Artemis Entreri war?
    Vielleicht endeten Drizzts nostalgische Gefühle für den Meuchelmörder an einem bestimmten Punkt. Vielleicht erinnerte ihr langer Zwist, der Regis seine Finger gekostet hatte und bei dem Entreri so viele Unschuldige verwundet und getötet hatte … vielleicht mischte sich allmählich die ganze düstere Vergangenheit von Artemis Entreri in Drizzts sehnsüchtige Nostalgie und erinnerte ihn daran, dass er vor hundert Jahren zwar mehr Freunde gehabt hatte, die Welt insgesamt aber kein erfreulicher Ort gewesen war.
    Und wieder kam Drizzt der Gedanke, dass er der Welt einen großen Gefallen täte, wenn er Artemis Entreris Leben ein Ende machte.
    Wieder überraschte ihn sein Wunsch nach einem derartigen Akt der Gewalt. Er fühlte sich davon abgestoßen.
    Aber in seinem Unterbewusstsein arbeitete es weiter.

15
    Hoffnung aus alten Zeiten
    Der lodernde Feuerball, der auf die drei Goblins zuschoss, warf einen flach auf den Boden, wo seine Schreie vom Prasseln der Flammen übertönt wurden. Die anderen beiden wichen kreischend zurück. Einer schlug die Arme vors Gesicht, worauf auch sein Ärmel in Flammen aufging.
    Schreie gellten durch die große Schmiede und wurden lauter, als mehr von den kleinen Elementaren auftauchten.
    Der erste kam aus dem Goblin. Als er sich aufrichtete, war er ungefähr halb so groß wie die panischen Goblins, und wenn er sich mit breiten, flackernden Schultern und Armen umdrehte, hinterließ er bei jeder Bewegung eine Flammenspur in der Luft. Er fixierte einen Goblin und griff an. Der Goblin rannte schreiend davon.
    Eine feurige Spur folgte dem Elementar, als dieser über den Steinboden glitt, wütende, lebende, hungrige Flammen, die wilde Funken sprühten. Weitere Elementare kreuzten diesen Weg und

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