Charons Klaue
umher, duckten sich und spähten auf der Suche nach weiteren Feuerwichten in diese und jene Esse. Der große Elementar war voll unter Kontrolle, und zwar unter Brack’thals Kontrolle. Ravel begriff sofort, dass dieses Ungetüm das Werk seines Bruders war. Besorgt beobachtete er, wie Brack’thal einen weiteren kleinen Feuerwicht auf seinen Koloss zutrieb. Der flitzende kleine Kerl hinterließ eine brennende Spur, bis er wie bei einem Feuerwerk in die Höhe schoss, direkt in den Leib von Brack’thals Monstrum.
Dessen große Feuerarme schlossen sich um den Winzling und absorbierten ihn.
Dann war er verschwunden, und Brack’thals Elementar war wieder etwas größer und dicker geworden.
Ravel sah sich zu Jearth um, der nur die Hände hob, weil offenbar auch er die Schönheit dieses Anblicks nicht leugnen konnte.
Ravel jedoch würde sich nicht so leicht geschlagen geben. Er starrte seinen Bruder an. Er kannte die alten Zauber, auch wenn er sich nie darum bemüht hatte, sie zu lernen. Wozu hätte er sie auch einüben sollen, nachdem ihre Macht so geschrumpft war? Aber bei diesem besonderen Unternehmen mit dieser ganz besonderen Herausforderung schien Brack’thal keinerlei Einschränkungen zu unterliegen. Zielsicher und wie selbstverständlich kümmerte er sich um die nächste der immer häufiger auftretenden Bruchstellen und verließ schon bald den Raum, um wieder in die ihm zugewiesene Ecke des Geländes zurückzukehren, jetzt in Begleitung eines eindrucksvollen Feuerelementars, der ihm helfen würde, die lästigen bisherigen Bewohner auszuräumen. Denn gegen Brack’thals wachsende Schar erging es weder den Ratten noch den Goblins noch den lästigen Zwergengeistern besonders gut.
Ravel sah ihn abziehen und nahm wahr, wie dunkel es wurde, nachdem der Zauberer mit seinem neuesten Schatz verschwunden war. Es war eine Wohltat für die empfindlichen Drow-Augen. Ravels Blick wanderte zu seinen Schwestern, Berellip und Saribel, die ihn Seite an Seite nachdenklich beobachteten.
»Lasst die äußeren vier Schmieden auf beiden Seiten abschalten«, wies Ravel Jearth an.
Der Waffenmeister blickte überrascht drein. »Das wird uns zurückwerfen. Wir müssen noch viele Türen herstellen, außerdem Sperren, Treppen und Bolzen, ganz zu schweigen von Waffen und Rüstungen.«
»Diese Unterbrechungen kosten uns mehr Zeit und Arbeiter«, sagte Ravel mit einem Nicken zu drei toten Goblins, deren Kleider immer noch rauchten. »Wir sollten eine Weile vorsichtiger vorgehen, bis wir das System, das die Schmiede befeuert, richtig verstehen und instand setzen können.«
Während er den Blick abwandte, hörte er Jearths wissendes Kichern. Es ging ihm keineswegs um weniger Unterbrechungen oder so geringe Unannehmlichkeiten wie ein paar tote Sklaven. Er wollte vor allem Brack’thals Aufstieg verlangsamen.
»Eure Schwestern lassen sich nicht an der Nase herumführen«, warnte Jearth leise, ehe er davonging, um Ravels Auftrag auszuführen.
Das stimmte zwar, aber der Zauberspinner musste sich dennoch Zeit erkaufen, um Brack’thals Geheimnis zu ergründen.
Brack’thal eilte durch den Gang über der Schmiede, die von seinem neuen Elementar hell erleuchtet wurde. Das große Feuerwesen folgte dem Zauberer nur zu gern, der mit seinem Versprechen, ihm neuen, lebenden Brennstoff für seine hungrigen Flammen zu verschaffen, seine Gier entfacht hatte.
Dem Zauberer ging vieles im Kopf herum. Er wusste, dass er sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen hatte. Sein Bruder hatte ihn nur gezwungenermaßen auf diese Reise mitgenommen, aber Brack’thal machte sich keine Illusionen darüber, wie gut seine Schwestern oder auch Oberin Zeerith den jungen Zauberspinner unter Kontrolle hatten. Ravel würde nicht zulassen, dass Brack’thal diese Expedition überlebte.
Allerdings war das Glück auf Brack’thals Seite, denn er besaß ein Kleinod aus der Zeit vor der Zauberpest. An seinem Finger schimmerte ein Rubinring, der es ihm gestattete, mit den Geschöpfen, die der Urelementar erschuf, zu kommunizieren und erheblichen Einfluss auf sie zu nehmen. Dieser Ring, der inzwischen fünf Elementare kontrollierte, weit mehr, als alle seine Zauber es ihm gestattet hätten, verschaffte ihm jetzt einen Vorteil, mit dessen Hilfe er seinen gefährlichen jüngeren Bruder austricksen und überleben wollte.
Der Zauberer wurde langsamer, als er auf der rechten Seite eine brüchige Tür entdeckte, eine von vielen, die er in den letzten Tagen überprüft
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